Auf Drogenmissbrauch spezialisierte Beamte aus Oldesloe konnten die Verdächtigen mit Schnelltests an Ort und Stelle überführen. Das Ergebnis ist alarmierend.

Todendorf

33 Polizeibeamte haben bei einer groß angelegten Verkehrskontrolle an der Bundesstraße 404 mehrere Hundert Autofahrer auf Drogeneinfluss untersucht - mit einem alarmierenden Ergebnis: Bei 17 Fahrern fiel der Schnelltest positiv aus. "Das sind sehr viele, denn wir haben den ganz normalen Verkehr von morgens um 10 Uhr bis 22 Uhr kontrolliert, also keine Diskothekenbesucher auf dem Heimweg", sagt Polizeikommissar Andreas Barth (33), der den Einsatz leitete.

Außerdem beschlagnahmten die Beamten geringe Mengen Marihuana, Haschisch, Ecstasy, Speed und Psilocybin (Pilze). Die harten Drogen fanden die Polizisten bei dänischen Staatsbürgern.

Die Beamten vom Bezirksrevier Bad Oldesloe kontrollierten am vergangenen Freitag die Autofahrer auf dem Parkplatz Wolfsbrook zwischen Bargteheide und Sprenge. Dabei schauten ihnen 14 Schüler von der Landespolizeischule Eutin über die Schulter.

"Ich achte besonders darauf, wie die Polizisten mit den Autofahrern reden, dabei kann man viel lernen", sagt Thorben Winkler, der im zweiten Lehrjahr ist, "außerdem sehe ich wie die Motorik- und Gleichgewichtstests gemacht werden und worauf ich dabei achten muss."

Diese Tests muss ein 27 Jahre alter Passatfahrer aus Norderstedt machen, den die Beamten aus dem Verkehr gezogen haben. "Folgen sie mit den Augen dem Stift", fordert Polizeimeister Björn Sommerfeld den Passatfahrer auf, während er einen Kugelschreiber vor seinem Gesicht hin und her bewegt. "Das ist der Nystagmus-Test. Zittern dabei die Augen oder bewegen sie sich nicht synchron, ist dies ein Indiz für Drogenkonsum, sagt Sommerfeld. Bei dem Norderstedter ist dies der Fall. Sommerfeld bittet den Mann daraufhin, ein Bein ausgestreckt 15 Zentimeter über dem Boden zu halten. Es geht um das Überprüfen des Gleichgewichtsinnes. Auch hierbei hat der Passatfahrer Probleme. Für Sommerfeld ist Grund genug, bei dem 27-Jährigen mit Hilfe einer Urinprobe einen Drogenschnelltest durchzuführen.

Für die Urinproben sind auf dem Parkplatz an der B 404 mehrere Dixi-Klos aufgestellt. Mit einer Urinprobe lässt sich innerhalb weniger Minuten feststellen, ob jemand Haschisch, Heroin, Kokain oder Ecstasy genommen hat. Der Teststreifen zeigt sogar an, welches Rauschmittel genommen wurde. Bei dem Norderstedter zeigt sich: Er hat Haschisch geraucht.

Der Polizeischüler Thorben Winkler hat das ganze Prozedere beobachtet und durchsucht nun mit Sommerfeld das Auto des Mannes. In einem Rucksack werden die Beamten fündig. In zwei kleinen Plastikdosen finden sie rund zwei Gramm Marihuana. Außerdem finden sie einen Schlagstock.

Da der Urintest positiv ausgefallen ist, muss der VW-Fahrer nun eine Blutprobe abgeben. Dafür gehen die beiden Polizisten mit ihm in ein Zelt. Dort nimmt Ärztin Ines Höhn (44) von einer Lübecker Klinik das Blut ab. Die beiden Ampullen werden später in der Gerichtsmedizin in Kiel untersucht. "Das sind umfangreiche Prüfung, die rund vier Wochen dauern. Um Alkohol im Blut nachzuweisen, brauen die Gerichtsmediziner nur circa drei Tage", sagt Sommerfeld.

Der Passatfahrer darf jetzt 24 Stunden lang nicht mehr Autofahren und muss mit einem Bußgeld von 500 Euro, vier Punkten im Verkehrszentralregister in Flensburg und außerdem mit einem Fahrverbot von einem Monat rechnen. Hinzu kommen die Kosten für die Blutuntersuchung von bis zu 190 Euro.

Richtig teuer wird es für Fahrer aus Dänemark. Sie müssen das doppelte Bußgeld zahlen. Die Oldesloer Beamten nehmen insgesamt 1500 Euro als Sicherheitsleistung ein. Um den Rest wird sich dann die Bußgeldstelle kümmern. Ausländer müssen die doppelte Summe bezahlen, weil ihnen kein Fahrverbot blüht.

Für den Norderstedter wird dagegen eine medizinisch-psychologische Untersuchung angeordnet, besser bekannt als Idiotentest. Schneidet er schlecht ab, ist der Führerschein längere Zeit weg. Außerdem bekommt er eine Anzeige wegen Drogenbesitzes. Und weil die Beamten bei ihm einen Schlagstock gefunden haben, kommt noch eine wegen unerlaubten Waffenbesitzes hinzu.

Während der Drogensünder in seinem Auto darauf wartet von einem Bekannten aus Todendorf abgeholt zu werden, kontrollieren Sommerfeld und der Polizeischüler Winkler schon den nächsten Autofahrer. "Als erstes achten wir immer darauf, ob es im Auto nach Drogen riecht. Dann schauen wir, ob der Fahrer glänzende oder gerötete Augen oder erweiterte Pupillen hat. Dann folgen die ganzen Tests", sagt Sommerfeld. So wie bei Sebastian Sehland (27) aus Schwerin. Doch seine Urinprobe ist negativ. "Es macht mir nichts aus, die Tests zu machen und die Probe abzugeben", sagt der Schweriner, "ich finde es gut, dass die Polizei solche Kontrollen macht. Vielleicht kann dadurch verhindert werden, dass am Straßenrand noch ein Kreuz aufgestellt werden muss."

In Stormarn wurden im vergangenen Jahr 662 Autofahrer unter Drogeneinfluss aus dem Verkehr gezogen, deutlich mehr als die 151 Alkoholsünder. Acht Unfälle gingen auf das Konto der Drogensünder. Ein Mensch wurde sogar getötet, weil ein Mann unter Medikamenteneinfluss gefahren war und den Überblick und die Kontrolle über sein Auto verloren hatte. Gewisse Arzneien wirken wie Drogen. Besonders gefährlich wird es, wenn der Betreffende zusätzlich Alkohol getrunken hat. Auch solch einen Fall erlebten die Beamten in Todendorf.

Eine 37 Jahre alte Autofahrerin aus Bad Segeberg fällt den Polizisten auf, weil sie völlig betrunken wirkt. Ein Atemalkoholtest ergibt jedoch einen Wert von nur rund 0,2 Promille. Die Erklärung: Die Frau hatte auch Doxepin genommen, ein Antidepressiva, genommen. Einsatzleiter Barth: "Eine gefährliche Mischung, die die Fahrtüchtigkeit erheblich beeinträchtigt." Der Frau wird der Führerschein entzogen, mindestens für ein halbes Jahr. Der Fall wird vor Gericht gehen. Die Segebergerin muss mit einer Geldstrafe in Höhe eines Monatsgehalts rechnen.

Die Beamten des Polizeibezirksreviers Bad Oldesloe sind seit 2001 Experten bei der Drogenerkennung im Straßenverkehr. Andreas Barth: "Darauf haben wir uns spezialisiert. Wir bilden nicht nur den Polizeinachwuchs aus. Wir machen auch Fortbildungen für Polizisten aus anderen Bundesländern."

Neben diversen Drogen beschlagnahmten die Polizisten bei diesem Einsatz auch zwei Schlagstöcke und ein Navigationsgerät. Sommerburg baute das Gerät aus dem VW-Sharan aus und stellte fest, dass jemand versucht hatte, die Gerätenummer wegzukratzen. Er konnte die Ziffern dennoch erkennen und ließ prüfen, ob es sich um ein gestohlenes Gerät handelt. Der Polizist lag goldrichtig. Da die Beamten den Diebstahl nicht nachweisen können, durfte der Pole weiterfahren. Die Kriminalpolizei wird dennoch ermitteln. Ein Audi A4, den die Polizei stoppte, hatte eine gefälschte Plakette im Kennzeichen. Der Fahrer wird eine Anzeige bekommen.

Bei so vielen Verkehrssündern war der Tag für Thorben Winkler von der Polizeischule in Eutin lehrreich und ein guter Abschluss für die Lerneinheit Drogenerkennung. Die 14 Polizeischüler waren eine Woche lang in Bad Oldesloe. Dort bekamen sie von den Experten Theorieunterricht und fuhren auch einen Tag lang Streife, wobei sie sechs Drogensünder überführten.