Alles Alte entfernt

Zum Bericht "Barockes Ahrensburg gibt's nicht mehr"

Seit einer Generation lebe ich in Ahrensburg. In einer solchen Zeitspanne darf und muss sich etwas ändern. Was machte Ahrensburg daraus? Professor Tümpel gab den Verantwortlichen zu Recht ein schlechtes Zeugnis. Zuerst entfernte man fast alle alten und die meisten hervorragenden Gebäude. Das gleiche machten auch die umliegenden Orte, sodass sie sich alle ähnlich sehen.

Dann baute man bei uns Scheußlichkeiten und absurde Straßenabschnitte in der Innenstadt, die wir so leicht nicht wieder los werden. Trotzdem haben sich Verwaltung und Politiker offenbar vorgenommen, die Innenstadt als verkehrsberuhigten Bereich einzurichten. Das ist zwar angenehm zum Einkaufen. Einwohner und Gäste sollen in den Häuserschluchten aber auch flanieren, man soll sich entspannen und erholen. Aber kein Tempo 20 macht aus der Ahrensburger Innenstadt ein Erholungsgebiet.

Ein solches haben wir im Norden des Naturschutzgebiets Ahrensburger Tunneltal. Um den Kuhlenmoor-Wanderweg am berühmten Moor ist Ahrensburg zu beneiden. Andere Orte würden ihn schützen. Ahrensburg hingegen wünscht sich an eben dieser Stelle eine Auto-Trasse. Ahrensburg möchte also das Innerste (Straße, Verkehr) nach außen kehren. Und das Äußere (Erholung) nach innen.

Rathaus kürzen

Meine Familie und ich wohnen seit 15 Jahren in Ahrensburg. In dieser Zeit hat sich die Stadt architektonisch überwiegend zu ihrem Nachteil entwickelt. Chancen wurden und werden nicht genutzt - so wurde ein großer Teil der Fassaden des Rathausplatzes renoviert und diese Gelegenheit nicht dazu genutzt, die Fassaden auf eine Architektur umzustellen, die zu Norddeutschland passt. Riesige Parkhäuser (zuletzt Heinz-Beusen-Stieg mit fünf Etagen) werden gebaut, deren Gestaltung nicht zu Ahrensburg passt.

Monströse Einkaufsgebäude (unter anderem das neue Einkaufszentrum) mit Fassaden von Industriegebäuden werden mitten in die Stadt gesetzt. Kunst (der Blaumann am Rondeel) zieht in die Stadt ein, die ebenfalls nicht an die Stelle passt. Umgehungsstraßen (Nord) sollen durch Wohngebiete führen, ein nicht zu verstehender Unsinn.

Das Rathaus braucht neue Fenster, mit Kosten von mehreren Millionen Euro. Hier sollte dringend überlegt werden, diese Chance zu nutzen, das Rathaus in seiner Höhe zu reduzieren und die Fassade neu zu gestalten. Mit Barock, Stil, Schönheit oder ausgewogener Architektur, die zu Norddeutschland passt, hat diese Entwicklung nichts zu tun.

Die Verantwortlichen sollten dringend ihren Kurs ändern, damit nicht noch mehr kleine Geschäfte für immer schließen, nur noch das Schloss schön ist, die Menschen wegziehen werden und die Stadt nur noch zum Schlafen da ist und nicht zum Wohlfühlen.

Gewollte Zerstörung

Die Kritik eines Fachmanns an der städtebaulichen Entwicklung wurde umfassend und mit Bildmaterial dargestellt. Es wurde deutlich, dass die Zerstörung der historischen Bausubstanz ein schleichender Prozess sein kann, der in Ahrensburg über mehrere Jahrzehnte hinweg konsequent fortgeführt wurde und bis zum heutigen Tage andauert. Und es war auch wichtig , darauf hinzuweisen, dass dies kein unabwendbarer Vorgang ist, nachdem es genügend Städte gibt, die anders gehandelt und ihren historischen Kern erhalten haben. Diese Stadtzerstörung ist also kein Zufallsprodukt, sondern gewollt. Sie ist ein Zugeständnis an die Interessen von privaten Investoren.

Herr Zander, der den Gastbeitrag geschrieben hat, betrachtet Kastenlinden als Wiederbelebung der verloren gegangenen Barockstruktur. Es ist aber genau umgekehrt: Professor Tümpel spricht von der früheren Barockallee. Sollten also die Bäume zu Kastenlinden beschnitten werden, wäre dies einer der letzten Schritte hin zur Zerstörung der historischen Innenstadt.

Fachmann glauben

Zum Gastbeitrag "Barock in Ahrensburg - Erbe verpflichtet"

Den Ausführungen ist zu widersprechen. Eine barocke Achse, das sind nicht nur Symmetrie und große Raumbezüge. Das sind sehr wohl auch flankierende, maßstäbliche Bauten, um zu einem Barockensemble zu kommen, eine Straße allein ist keine Barockanlage. So auch die Auffassung von Professor Tümpel, der über seine Kritik hinaus versuchen möchte, zu retten, was noch an Erhaltenswertem vorhanden ist.

Die Große Straße erfuhr bereits in den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts einen Kahlschlag, weil die Bäume den Plänen der damaligen Stadtverordneten entgegenstanden. Walther Pützstück, damals Bürgervorsteher in Ahrensburg, berichtete: "Dann kam die Berliner Planungsgruppe und übte herbe Kritik. Wir hätten die ganze barocke Anlage zerstört, es sei fürchterlich, was hier geschehen sei. Wir wurden aufgefordert, alle Bäume in akkurat dem gleichen Muster wieder anzupflanzen. Das ist geschehen." Das sind die heutigen Linden.

Nach Aussage von Dr. Hans-J. Muhs, dem ehemaligen Leiter des Arboretums, sind die Bäume gefährdet, wenn sie dem rigorosen Kastenschnitt unterzogen werden. Sie sind zu alt. Kastenlinden werden als Jungbäume auf ihren späteren dekorativen Anblick vorbereitet. Warum wird dem Fachmann kein Glauben geschenkt?

Kastenlinden sollen Herzstück der städtischen Planung und darum unverzichtbar sein. Wie nur hat die Große Straße den Ruf erworben, eine der schönsten barocken Anlagen zu sein, gab es hier doch noch niemals Linden im Kastenschnitt?

Werbung anpassen

Zum Bericht "Stadt will Große Straße leuchten lassen"

Die Planung ist gut und edel. Die beleuchtete Außenwerbung der Geschäfte muss aber dem neuen Konzept angepasst werden. Eine zu helle und grelle Werbung wie in der Videothek würde die beabsichtigte Wirkung der Beleuchtung stark beeinträchtigen, wenn nicht zunichte machen. Das sollten die Planer und die Entscheidungsgremien der Stadt unbedingt berücksichtigen.

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