Auf dem Hof Lütjensee feiern mehr als 700 Besucher aller Altersklassen gemeinsam. Mit dem Bollerwagen sind vor allem jüngere Männer unterwegs.

Lütjensee

Spatzen zwitschern unter dem Dach, draußen kräht ein Hahn, und Kinder spielen Fangen, während in der großen Scheune mehr als 700 Menschen "Geh aus mein Herz und suche Freud" singen. Sie feiern an diesem sonnigen Donnerstagvormittag gemeinsam Christi Himmelfahrt auf dem Hof Lütjensee. Während im ganzen Kreis vor allem jüngere Männer auf Vatertagstour gehen, mit Bier gefüllte Bollerwagen hinter sich herziehen, verbringen Familien auf dem Biohof den Feiertag gemeinsam.

"Früher bin ich auch mit Freunden auf Herrentour gegangen", sagt Holger Maaß. Seit er selbst Vater ist, ist er am Vatertag aber lieber mit seinen Kindern Philip (1) und Vivi (6) und seiner Ehefrau Susanne (41) zusammen.

"Wir kommen schon einige Jahren hier her, weil die Atmosphäre auf dem Hof so schön ist", sagt Mirja Eggers aus Großhansdorf. Die 37-Jährige hat den Gottesdienst draußen vor der Scheune verfolgt. "Wir waren ein bisschen spät dran und haben deshalb keinen Platz mehr bekommen", sagt sie. Die Stühle in der mit Blumen geschmückten Scheune sind alle besetzt. Draußen sind Lautsprecher angebracht, damit auch die Menschen ohne Sitzplatz die Predigt hören können. Mirja Eggers' Freundin Nadja von Eicken (33) ist ebenfalls mit ihren Kindern zum Hofgottesdienst gefahren. Ihre Schwiegereltern kommen aus Lütjensee. Der Ehemann verbringt den Vatertag mit Freunden auf dem Golfplatz. "Das finde ich schon ein bisschen schade", sagt Nadja von Eicken und lacht. "Eine Muttertour wäre auch mal schön gewesen", sagt sie. Aber sie genießt die Atmosphäre auf dem Bauernhof. Auf den Wiesen hinter der Scheune wühlen Ferkel in der Erde, und Hühner scharren im Stroh.

"Es gibt hier viel für die Kinder, sie können Tiere angucken und Luftballons steigen lassen, das ist schon schön", sagt Anne Vögtle. Die 38 Jahre alte Großhansdorferin ist vom Hof begeistert. Auch das Essensangebot gefällt ihr gut. In Körben liegen Äpfel, an den Buden gibt es mit Wurst und Käse belegte Brote. Kuchenbleche reihen sich aneinander, Erdbeerschnitten liegen neben Bienenstich und Kirschstreusel. All das gibt's für jeweils einen Euro, der Erlös wird an die Kirchengemeinde Lütjensee gespendet. Die Kollekte wird unter den drei Gemeinden Siek, Großhansdorf und Lütjensee aufgeteilt. Nachdem der Klingelbeutel durch die Reihen gewandert ist, bekommt jeder Besucher einen Luftballon. Draußen versammeln sich alle, um die 1000 Ballons in den Himmel fliegen zu lassen. "Jeder Ballon soll mit einem Wunsch verbunden werden und dann aufsteigen", sagt Pastorin Britta Sandler. Während die bunten Punkte immer kleiner werden, verteilen sich die Menschen auf dem Hof. Einige gehen entlang der Schafweide spazieren, andere stoßen mit Sekt und Biobrause auf den freien Tag an. "Leider geht es vielen Menschen gar nicht mehr um den christlichen Feiertag" sagt Nicola Görrissen. Sie ist mit Sohn Felix aus Ahrensburg gekommen. "Den Gottesdienst habe ich mir aus dem Internet gesucht. Ich wusste gar nicht, dass hier so ein großes Fest ist", sagt die Zahnärztin.

Die Polizei berichtet von einem ungewöhnlich ruhigen Feiertag. Lediglich einige Rangeleien mussten geschlichtet werden. Auch am Großensee, früher beim "Bierkistenrennen" Ort ausufernder Trinkgelage, blieb es ruhig. Sechs Beamte schoben dort Streife.