Bald Südafrikaner am Ruder. Beruhigungspille vom Direktor: bessere Perspektiven für den Standort. Morgen Betriebsversammlung.

Bad Oldesloe. Der südafrikanische Konzern Aspen Pharmacare hat das Oldesloer Werk des britischen Pharmariesen GlaxoSmithKline (GSK) gekauft. Er übernimmt auch einige der Produkte, die an der Industriestraße gefertigt werden. GSK erhält im Gegenzug 16 Prozent der Aspen-Aktien - quasi als Kaufpreis. Das hat der Oldesloer Werksdirektor Erik Larsson gestern Nachmittag auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Die 400 Mitarbeiter waren schon am Morgen während zweier Betriebsversammlungen über die Entwicklung informiert worden. Morgen folgt eine weitere Betriebsversammlung. Larssons Worten zufolge müssen sich die Mitarbeiter mittelfristig keine Sorge um ihre Arbeitsplätze machen. 60 Beschäftigte in Vertrieb und Verkauf bleiben ohnehin bei GSK angestellt. "Die 340 Mitarbeiter in der Produktion gehen zu unveränderten Vertragsbedingungen an den neuen Eigentümer über", sagt Larsson. Diese Garantie gelte vom Tag der Betriebsübernahme an für zwei Jahre. "Das hört sich zunächst negativ an", sagt Larsson, "ist es aber nicht. Welches Unternehmen gibt heute überhaupt noch Garantien?"

Larsson, der sich nach der spätestens für Ende Dezember geplanten Übergabe des Standortes schrittweise aus der Chefetage in Bad Oldesloe zurückziehen wird, spricht vielmehr davon, dass das Werk unter Aspen-Regie "bessere Perspektiven" haben werde. "Aspen erwägt, die Produktion zu erweitern", sagt er. Und: "GSK konsolidiert sein Produktionsnetzwerk. Das könnte mit Werksaufgaben und Mitarbeiterabbau verbunden sein."

Das Geschäft, das nach Informationen der Presseagentur Reuters ein Volumen von rund 300 Millionen Euro haben soll, ist vor dem Hintergrund einer strategischen Partnerschaft zustande gekommen, die GSK und Aspen seit ein paar Jahren pflegen. Aspen fertigt in Afrika HIV-Präparate aus dem Hause GSK, der britische Konzern wiederum produziert Generika von Aspen, eine Schwerpunkt der Südafrikaner. "Ein Drittel der in Bad Oldesloe hergestellten Medikamente sind schon heute von Aspen", sagt Werksdirektor Larsson. Dieser Anteil werde nach der Übernahme schrittweise erhöht. Die ersten Reaktionen der Mitarbeiter seinen positiv gewesen, sagt Erik Larsson. Dennoch scheint die Verunsicherung groß zu sein. "Wir haben ein Informationspaket für jeden Mitarbeiter zusammengestellt, um Ängste aufzufangen", sagt der Werksdirektor. Zu einer weiteren Betriebsversammlung am Donnerstag sind der Bezirksleiter der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Gerhard Tartemann, und ein Arbeitsrechtler eingeladen. Mitarbeiter können ihre Fragen auf Zettel schreiben und in eine Box werfen.

Gewerkschafter Tartemann kann der Übernahme derzeit vor allem positive Aspekte abgewinnen. "Ich sehe kein Risiko, wenn Aspen es schafft, in Europa Fuß zu fassen", sagt er. Unter Führung des neuen Eigentümers könne es keine Synergien geben. "Die Frage ist allerdings, ob und in welchen Arbeitgeberverband Aspen eintritt", sagt Tartemann. Zurzeit gilt der Flächentarifvertrag Chemie. Auch Bürgermeister Tassilo von Bary sagt über den Verkauf: "Finde ich gut." Denn Aspen wolle das Werk ausbauen.