Kundenstau löst sich langsam auf. Beide Streitparteien, GAG und E.on, sehen sich als Sieger der Verhandlungen.

Ahrensburg

Die Beschwerde der Gasversorgung Ahrensburg (GAG) bei der Bundesnetzagentur hat sich gelohnt. Der Wechsel von E.on Hanse zur GAG ist jetzt wieder möglich, die freie Wahl des Kunden von höchster Instanz garantiert. Anfang des Jahres hatte das noch ganz anders ausgesehen.

"200 Wechselkunden steckten im Stau. Sie wollten zu uns, wurden aber mit dem Hinweis auf die Überlastung des Marktgebietes abgelehnt", sagt GAG-Geschäftsführer Horst Kienel. Auch andere Stadtwerke im Norden waren betroffen. Die GAG schaltete als einziger betroffener Gaslieferant die Bundesnetzagentur ein. Über das Ergebnis der Verhandlungen ist Kienel "hocherfreut".

Der GAG-Geschäftsführer war mit einem Anwalt und einem Wirtschaftsprüfer nach Bonn gefahren. E.on Hanse war ebenfalls mit mehreren Vertretern angereist. "Und von der Bundesnetzagentur war fast die gesamte Beschlusskammer vertreten", sagt Kienel, der sich zu Einzelheiten der Verhandlungen nicht äußern will. Nur soviel: "Die Hinweise der Bundesnetzagentur waren deutlich. E.on zeigte sich kompromissbereit."

Einfach dürften sich die Verhandlungen nicht gestaltet haben. Das Schlichtungsgespräch in Bonn dauerte immerhin rund drei Stunden. Jetzt steht fest: Der Lieferanten- und Marktgebietswechsel ist wieder möglich. Und mehr noch. "Es wird angestrebt, die Marktgebiete zum 1. Oktober zu einem einheitlichen Gebiet zusammenzulegen", sagt Kienel. Damit sollen die Probleme, die jetzt aufgetreten sind, künftig verhindert werden.

Zum Hintergrund: Den Norden haben sich die überregionalen Netzbetreiber Gasunie und Wingas aufgeteilt. Die GAG hat einen Vertrag mit Gasunie und darf daher auch nur in diesem Marktbereich liefern. "Hier sind aufgrund von Engpässen derzeit keine freien Transportkapazitäten mehr vorhanden", begründete E.on im Februar seine Entscheidung und lehnte den Wechsel der Kunden ab. An dieser Position hat sich laut E.on bis heute nichts geändert - auch nicht durch das Schlichtungsgespräch. Im Gegenteil "Die Bundesnetzagentur hat uns recht gegeben. Wir haben korrekt gehandelt", sagt Pressesprecher Ove Struck. Schließlich müsse das Unternehmen sicherstellen, dass die Kapazitäten ausreichen, um auch noch bei sechs Grad minus Haushalte, Krankenhäuser und Altenheime zu versorgen. Struck: "Wer will sonst dafür die Verantwortung übernehmen?" Der Vorwurf, E.on sei es nur darum gegangen, den Wechsel zu blockieren und der GAG Kunden abzuwerben, sei Quatsch. Struck: "Das ist ein stark reguliertes Geschäft. Was uns unterstellt wird, könnten wir gar nicht tun. Außerdem wollen es auch gar nicht."

"Natürlich kann es zu Engpässen kommen. Aber Ende Februar immer noch?", fragt Kienel, der die Argumentation nicht nachvollziehen kann.

Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig. Die GAG-Kunden wurden über die neueste Entwicklung informiert. Der positive Rücklauf ist groß. "Die meisten wollen nach wie vor zur GAG wechseln", sagt Kienel. Der Kundenstau löst sich nun langsam auf - allerdings mit Verlusten. "50 Kunden sind in der Zwischenzeit abgesprungen", sagt Kienel.