Steinburg. Das Handy klingelt. "Wieder ein Kunde", sagt Frank Burmeister (43) und geht vor die Tür. Draußen vor seiner Garage hat Reinhard Martens (46) schon rückwärts eingeparkt. Der schwarze Mercedes-Kombi des Kaufmanns aus Lübeck steht direkt neben der alten grünen Zapfsäule, die Burmeister in seinem Vorgarten aufgebaut hat. Die Pumpe beginnt zu summen, aus der Zapfpistole fließt der Sprit - reines Rapsöl, der Liter für 68 Cent.
Frank Burmeister, Heizungsbauer aus dem Steinburger Ortsteil Mollhagen, ist seit einem Jahr auch Tankwart. Ihm gehört die erste und einzige Rapsöl-Tankstelle in Stormarn, eine von nur dreien in Schleswig-Holstein. "Ich habe schon 40 000 Liter verkauft", sagt der Mollhagener, "mittlerweile setze ich 7500 Liter im Monat um."
Kaufmann Martens ist Stammkunde. "Der Sprit ist konkurrenzlos günstig, und mein Wagen läuft prima damit", sagt der Lübecker. Wenn er aus Hamburg kommt und nach Hause fährt, ruft er regelmäßig in Mollhagen an und kommt zum Tanken vorbei. Martens steigt wieder ein. Sein alter 250 Diesel springt an und nagelt vom Hof. Was noch ein paar Minuten bleibt, ist der spezielle Geruch aus dem Auspuffrohr - der Geruch nach Frittenbude.
Frank Burmeister geht zurück in seine Garage. Zwei 1000-Liter-Plastiktanks und eine Vielzahl von Rohren füllen den Raum fast komplett aus. Ein Elektromotor surrt. In einen Trichter tropft eine gelbliche Flüssigkeit - Rapsöl. Burmeister, der begeisterte Tüftler, ist seit vorgestern auch Betreiber der ersten Stormarner Ölmühle. Die hat er selbst gebaut. Was seine Kunden draußen im Vorgarten tanken, stellt er in seiner Garage selbst her. Insgesamt 10 000 Euro hat der Mollhagener in das Projekt investiert.
Ein kleiner Anfang. "Die Mühle schafft etwa 100 Liter pro Tag", erklärt Burmeister. Das reicht zur Zeit gerade für den Eigenbedarf. Eine Erweiterung auf das Doppelte ist möglich. Bei der Raiffeisen-Genossenschaft kauft der Mollhagener den Raps, der auf dem Dachboden der Garage lagert und durch ein Rohr direkt in die Mühle rieselt. 350 Liter Sprit bekommt er aus einer Tonne Raps heraus. Ein Rapsfeld von einem Hektar Größe bringt etwa 1225 Liter. Das Gros des Öls kauft Burmeister allerdings - wie bisher - von der Ölmühle in Hamburg zu. 13 000 Liter lagern in einem Tank hinter seinem Haus.
Der Ölmüller ist Überzeugungstäter. Seine beiden Firmenwagen fahren mit Rapsöl, und Burmeister ist begeistert. Was ihn ärgert: Viele verwechseln sein Produkt mit Bio-Diesel, den es an vielen Tankstellen gibt. "Der wird zwar auch aus Raps hergestellt, dann jedoch unter Zugabe vieler Chemikalien raffiniert", erklärt Burmeister. "Deshalb greift Bio-Diesel die Dichtungen vieler Automotoren an. Reines Rapsöl nicht. Das könnte man ja sogar trinken."
Als nächstes plant der Mollhagener den Bau eines modernen Tankautomaten - damit Kunden auch Kraftstoff bekommen, wenn er mal nicht zu Hause ist. Und die Lagerkapazität hinter dem Haus soll verdoppelt werden. Denn gerade hat Burmeister eine Spedition aus Geesthacht als Großkunden gewonnen. "Die wollen noch bis Weihnachten 40 000 Liter haben", sagt er.
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