Das seit Jahren geschlossene Klohäuschen am Bargteheider Markt soll verschönert werden

Bargteheide. Ist das Kunst? Kann es noch Kunst werden? Oder ist es einfach nur ein Klo? Ein "grausames" zumal, wie Tanja Braun-Schnier, Leiterin der städtischen Kunst-Kommission, feststellte und das Projekt "Aus Klo mach Kunst" nach einem Blick in das stille Örtchen am Bargteheider Markt beerdigte. Still nicht, weil sich der Passant in seiner Not hier zurückziehen könnte. Still, weil hier seit Jahren keiner mehr rein- und rausgeht. Das Geschäft war zu teuer. Pro Gang 27 Euro, wie die Verwaltung errechnete. Das Etablissement wurde geschlossen.

Gerade diese aussichtslose Situation reizte die Kunstinteressierten. Die tollsten Ideen wurden entwickelt. Eine Saftbar war im Gespräch. Ein verwegener Gedanke. Auch von einem Lachkasten und einer "Oase der Ruhe" war die Rede, um aus einem grausamen Ort einen Ort der Entspannung zu machen.

Alles zu teuer. So lobt die Kommission, wie berichtet, nun lieber einen Wettbewerb aus, um ein Kunstwerk vor dem Rathaus zu bekommen, mit einem ästhetischen Appell für mehr Toleranz. Gilt die auch für das Klohäuschen?

Natürlich. Die Kommission hat dem Etablissement nicht komplett den Rücken kehrt. Vielleicht ließe es sich ja begrünen. Der Verschönerungsverein könnte das machen, die Stadt das Grün bezahlen. Dann hätte Bargteheide ein Dornröschenschloss und könnte mit Ahrensburg unkonventionell mithalten. Aber noch liegt er da, der Betonklotz, malerisch am Teich, mit Piktogrammen, Münzschlitzen und Graffitis. Verwittert, postmodern, sinnlos und gerade dadurch so herrlich provokativ erinnert er an die Kasseler Documenta. Auch dort gibt es Objekte, von denen man nicht weiß: Ist das Kunst, oder kann das weg? So entfernte die Stadtreinigung Kassel 2007 Striche vom Asphalt - eine Installation als Erinnerung an den Protest gegen Diktator Pinochet. Die Putzkolonne setzte das Kunstwerk interaktiv fort, indem sie es als Ausdruck stummen Protests gegen die Verschandelung der Stadt entfernte.

Das Klohäuschen steht. Niemand hat die Absicht, eine Mauer herum zu bauen oder es wegzustemmen. Zumal die Kommission eine Kunstmeile plant, die dann auch zum aufgerüschten Klo-Klotz führen könnte. Alternative: Die Stadt liefert das Klo in Kassel an. Bei der Documenta dürfte es kaum auffallen - zumindest nicht unangenehm.

Eins ist klar wie Kloßbrühe: Die Klo-Technik sollte nicht reanimiert werden. Sie war sauteuer und auch noch tückisch. Für 50 Cent Eintrittsgeld fuhr sie die Schüssel zur Reinigung in die Wand und begann mit dem Rundum-Abspritzen der Kabine. Ein Besucher wollte einmal die 50 Cent sparen, schlüpfte ins Örtchen und wurde voll erwischt. Der kunstinteressierte Bargteheider an sich geht dann wohl doch lieber unter die Sprachdusche.