Ein neuer Bahn-Fahrplan soll ab Dezember Verbesserungen für Reisende und Pendler bringen. Auch die S-4-Planung kommt voran.

Bad Oldesloe. Die Deutsche Bahn will den Kampf gegen die Verspätungen auf der Strecke Hamburg-Bad Oldesloe intensivieren. "Wir wollen zum Fahrplanwechsel im Dezember die Fahrten so verändern, dass an den Endpunkten mehr Zeit bleibt", sagte Torsten Reh bei einer Sondersitzung des Kreisverkehrsausschusses in Bad Oldesloe. Reh ist Leiter der Regionalbahn Schleswig-Holstein bei der DB Regio AG - und damit verantwortlich für die R 10, die wichtigste Bahnverbindung in Stormarn. "Rund die Hälfte aller Verspätungen entsteht derzeit dadurch, dass die Wendezeiten in Hamburg und Bad Oldesloe bei nur sieben Minuten liegen", sagte er. Bei einem Neuzuschnitt des Fahrplans, wie er ihn beantragte habe, würde sich dieser Zeitraum mehr als verdreifachen. "Dann hätten wir 25 Minuten Zeit."

Die Bahn macht mit dieser "Wendezeitverbesserung" eine Kehrtwende. Die Verspätungen und Zugausfälle bei der R 10 waren bislang stets als "normal" bezeichnet worden. Noch im August vergangenen Jahres hatte Egbert Meyer-Lovis, der Pressesprecher der Bahn in Hamburg, auf Anfrage gesagt: "Die Zugausfälle bewegen sich im Rahmen, das sind nur 1,1 Prozent der Gesamtverkehrsleistung." Doch im März wurden neue Zahlen bekannt. Danach waren die Pünktlichkeitswerte für den Regionalexpress, der die Strecke Hamburg-Lübeck bedient, und für die R 10 von 89,1 Prozent im Jahr 2010 auf 88,2 Prozent im vergangenen Jahr gesunken.

Daraufhin machte die Landesweite Verkehrsservicegesellschaft (LVS) Druck. Sie ist für die Vergabe der Bahnlinien und für die Kontrolle der Auftragnehmer zuständig, also der Bahnunternehmen. Bernhard Wewers, der LVS-Geschäftsführer, formulierte das im Verkehrsausschuss schnörkellos so: "Die Pünktlichkeit der R 10 ist nicht gut, und sie ist 2010 und 2011 kontinuierlich gesunken."

Nun soll sie besser werden. Das Prinzip ist einfach. Die Züge machen an den beiden Enden der Strecke zwischen Ankunft und Abfahrt länger Pause als bisher. Noch sind es sieben Minuten, ab Dezember sollen es 25 Minuten sein. Wenn sich zum Beispiel ein Zug auf der Fahrt von Bad Oldesloe nach Hamburg um zehn Minuten verspäten sollte, gäbe es dann dank der Pause von 25 Minuten immer noch genug Zeit für das "Wendemanöver" - das übrigens bei der R 10 keines ist. Der Lokführer wechselt nur die Position und geht vom jeweils hinteren zum vorderen Ende des Zugs, um dann pünktlich dieselbe Strecke wieder zurückzufahren.

Bei sieben Minuten Pause wird es offenbar schwierig, die Abfahrtzeiten einzuhalten. Eine Verspätung von sechs Minuten oder mehr bei der Ankunft im Bahnhof führt unweigerlich dazu, dass der Zug dann auch verspätet in die Gegenrichtung abfährt. Die Folge ist im schlimmsten Fall: Eine eigentlich einmalige Verspätung pflanzt sich im Fahrplan des ganzen Tages über fort, sie vervielfältigt sich.

Torsten Reh von der DB Regio hofft, dass damit nun bald Schluss sein wird. Die neue Taktung für die R 10 muss allerdings in den Gesamtfahrplan für die Bahnstrecke Hamburg-Lübeck eingearbeitet werden. Hier gibt es noch kein grünes Licht seitens der Bahntochter DB Netz, die dafür zuständig ist. Und: Die Fahrzeit zwischen Hamburg und Bad Oldesloe würde sich durch die Umstellungen um vier Minuten verlängern.

Bei einem weiteren Kritikpunkt der Fahrgäste wird die Bahn erst Ende 2014 Abhilfe schaffen können. Die Züge seien vor allem in den Hauptverkehrszeiten überfüllt, viele Menschen müssten stehen, monierte einer von rund 40 Besuchern der Ausschusssitzung. Warum würden die Züge nicht verlängert? Reh: "Es gibt keine zusätzlichen Doppelstockwaggons, die wir einsetzen könnten. Die Fahrzeugbauer haben volle Auftragsbücher." Aber ab Ende 2014 würden auf der Strecke Lübeck-Kiel neue Doppelstocktriebwagen eingesetzt, die dort dann nicht mehr gebrauchten Waggons könnten für die R 10 verwendet werden. Bernhard Wewers von der LVS ist damit nicht zufrieden. "Wir wollen in Verhandlungen mit der Bahn erreichen, dass das schneller geht", sagte er.

Viel besser dürfte der Schienenverkehr werden, wenn die S 4 gebaut wird. Christian Sörensen, Referatsleiter Eisenbahnverkehr im Kieler Verkehrsministerium, sagte, dass die Vorentwurfsplanung für den Bau eigener S-Bahngleise auf dem Abschnitt zwischen Hamburg-Hasselbrook und Bargteheide laufe. Erste Ergebnisse lägen im Frühjahr vor. "Noch gibt es allerdings keine Finanzierungszusage des Bundes", warnte er. Kommunen und Länder müssten da gemeinsam Druck machen.