Bischöfin Kirsten Fehrs führt Hans-Jürgen Buhl in der Ahrensburger Schlosskirche in sein Amt ein

Ahrensburg. Propst in Ahrensburg, in dem Ort, der für den schlimmsten Missbrauchsfall in der evangelisch-lutherischen Kirche steht: Um diesen Job haben sich in dieser Kirche nicht viele gerissen. Seit gestern ist Hans-Jürgen Buhl dieser neue Propst. Und wenn ihm seine Arbeit so gut gelingt wie der Einführungsgottesdienst in der Schlosskirche, dann könnte die Ahrensburger Gemeinde tatsächlich vor einem Neuanfang stehen.

Buhl versuchte in seiner Predigt gar nicht erst, mit Heilsversprechen zu punkten, die angesichts der Komplexität und der Schwere der Missbrauchsfälle ohnehin nicht einzuhalten wären. Zunächst kritisierte er den Umgang der Kirche mit diesen Fällen, indem er Ursula Enders zitierte. Die Missbrauchsexpertin leitet den Verein Zartbitter, die bekannte Kölner Kontakt- und Informationsstelle gegen Missbrauch an Mädchen und Jungen. Werde ein Missbrauchsfall bekannt, so die Worte von Enders, hätten Institutionen häufig die Tendenz, mehr für den Schutz der Institutionen als für den Opferschutz zu tun. Buhl verwies sodann darauf, dass die Menschen selbst moralische Instanz sein müssen. Er zitierte Dietrich Bonhoeffer: Gott sei ohnmächtig und schwach. Sollte man deshalb auf ihn verzichten? Nein, findet Buhl: "Wir brauchen Gott. Ich weiß nichts Besseres. Das ist gut so."

Zuvor hatte die Bischöfin Kirsten Fehrs den neuen Propst des Kirchenbezirks Ahrensburg-Rahlstedt in sein Amt eingeführt und ihm das Propstkreuz umgehängt. In ihrer Ansprach schwang viel Zuneigung mit. Sie rühmte seinen Charme, seinen Humor, seine Bestimmtheit, seine Unerschrockenheit. Die werde gebraucht, so Fehrs, denn Ahrensburg stünde für "tiefen Schreck". Fehrs: "Mich treibt um, wie man den Opfern und Betroffenen auch wirklich zeigt und nicht nur sagt, dass wir sie als Kirche um Verzeihung bitten. Und mich treibt um, wie man in dieser Gemeinde hier vor Ort herauskommen kann aus dem Teufelskreis des Missbrauchssystems." Doch sie habe schon kleine Schritte der Veränderung wahrgenommen, Schritte aufeinander zu. "Mit dir gibt es einen Propst, der sich aufmerksam und klug in Gespräche begibt", sagte die Bischöfin. "Alles was ich tun kann, um dich zu unterstützen, werde ich tun." Buhl blieb cool. Nach weiteren Lobreden vom Ahrensburger Bürgermeister Michel Sarach und Gabriele Borger von der Kirchenkreissynode sagte er nur: "Wir gucken mal."

Zuvor hatte er zum Saxofon gegriffen und war zu seiner Jazzband getreten, die zunächst ohne ihn für Stimmung in der Schlosskirche gesorgt hatte. Der Propst wirkte befreit am Instrument. Der Saal spürte das: Viele Spannungen lösten sich danach in einem lang anhaltenden Beifall.