Zu den Phänomenen politisch motivierter Kriminalität gehört, dass sie in der Regel nicht aus simplen Motiven heraus begangen wird. Es geht dabei nicht um das Streben nach materiellen Dingen wie Geld. Es geht meistens auch nicht um niedere Beweggründe wie Rache oder Eifersucht. Der Extremismus zielt auf das Bewusstsein der Menschen. Das macht ihn so gefährlich. Und so hinterlassen in seinem Namen begangene Straftaten mehr als zerschlagene Scheiben und mit einschlägigen Symbolen verschandelte Fassaden. Sie hinterlassen ein Gefühl der Beklemmung, eine Unsicherheit. Ist da noch mehr? Mehr als dumpfe Parolen, denen man als aufrechter Demokrat mit guten Argumenten begegnen kann?

Nein, die Rechtsextremisten gehören in Stormarn nicht zum alltäglichen Straßenbild. Jedenfalls sind sie nur vereinzelt wahrnehmbar. Doch die Erscheinungsformen des Rechtsextremismus haben sich gewandelt. Es sind nicht mehr nur tumbe Skinheads als braune Masse auf der einen und ein paar wenige hoch intelligente Scharfmacher auf der anderen Seite. Waren die geistigen Brandstifter einst durch Glatze, Bomberjacke und Springerstiefel identifizierbar, kommen sie jetzt mal als äußerlich eher links anmutende "Nationale Sozialisten" daher, mal als vermeintlich harmlose "Tierschützer".

Das macht sie schwerer greifbar, sie können im Verborgenen agieren. Die Verbrechen der Zwickauer Terrorzelle haben das eindrucksvoll bewiesen. Wer jetzt reflexartig denkt: "Das gibt es doch nur im Osten", der ist nicht nur naiv, sondern irrt auch gewaltig: Hier fliegen Steine in die Moschee, hier fährt die NPD mit Lautsprecherwagen durch die Straßen, hier werden Menschen bedroht.

Das viel zitierte "Wehret den Anfängen!" hat daher nach wie vor seine Berechtigung. Vor allem die Sicherheitsbehörden sind in der Pflicht, jede extremistische Regung zu erkennen, zu verfolgen und zu unterbinden. Genauso gehört es zur staatsbürgerlichen Pflicht, genau hinzusehen.

Dabei führt es nicht weiter, nicht vorhandene Bedrohungslagen herbeizureden. Genauso wenig aber hilft es, latent vorhandene Tendenzen mit einer an Arroganz grenzenden Engstirnigkeit kleinzureden. Es geht darum, die Realitäten als solche zu erkennen und alles zu tun, um die im Verborgenen laufenden Dinge ans Tageslicht zu fördern. Denn ebenfalls zu den Phänomenen des politischen Extremismus gehört, dass Menschen anfällig dafür sind, weil er einfache Lösungen für schwierige Probleme vorgaukelt. Weil er Menschen dort versucht zu beeinflussen, wo sie angreifbar sind: bei ihren Schwächen.

Die Demokratie ist stark genug, den Extremismus zu bekämpfen. Aber dafür muss sie ihn erkennen.