Der Verhandlungsmarathon vor dem Sport- und Verbandsgericht zog sich über zwei Abende, am Ende haben alle irgendwie verloren. An erster Stelle der Oststeinbeker SV, für den der Abzug der sportlich errungenen Punkte gegen Altona 93 wahrscheinlich den Abstieg aus der Oberliga bedeuten wird. Dann der Hamburger Fußball-Verband (HFV), dem peinliche Fehler in der Urteilsbegründung unterlaufen sind. Schließlich die Fans, die sich auf Hochspannung am letzten Spieltag gefreut hatten statt auf eine Entscheidung am grünen Tisch.

Ein Beisitzer des Verbandsgerichts sagte, sein Bauchgefühl weiche von der Beurteilung der Rechtslage ab. Das zeigt, wie umstritten der Fall ist. Sicher: Der OSV hätte von der Sperre gegen Seyhmus Atug wissen müssen und hat sich ein schweres Versäumnis vorzuwerfen. Dennoch hätte das Gericht in seiner Entscheidung auch die Fehler des HFV berücksichtigen und die rechtlich gegebene Möglichkeit eines Wiederholungsspiels wählen können.

Es bleibt die Frage, wie alltagstauglich manch schwammig formulierter Paragraf in den Statuten des HFV ist. Greifen Sperren - wie geschehen - schon vor Ablauf der Einspruchsfrist, sind taktischen Spielereien Tür und Tor geöffnet. Der OSV hätte Atug gegen Altona ganz legal mit dem Vorhaben einsetzen können, nach einem möglichen Sieg sofort mit aufschiebender Wirkung die Sperre anzufechten. Bei einer Niederlage wäre ein Protest des Gegners ohnehin nicht zu erwarten gewesen. Im Sinne eines ehrlichen Sports ist eine solche Regelung sicher nicht.