Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Unser Treppenhaus wird regelmäßig von einem Dieb heimgesucht. Er klingelt irgendwo, sagt: "Guten Tag, Firma Erwin Meyer, ich muss mal eben an die Briefkästen!" und ersucht um Einlass. Manchen Nachbarn fällt nicht auf, wie einfallslos, unkreativ und ganz offensichtlich erfunden dieser alberne Firmenname ist und sie drücken den Türöffner.

Der Dieb verschmäht nichts. Uns ist mal ein Kinderfahrrad abhanden gekommen. Sogar alte und - wie ich den sportverrückten Nachbar kenne - extrem beanspruchte Laufschuhe verschwanden von der Fußmatte. Nachbarin Renate hatte ein defektes Fernsehgerät vor die Tür gestellt, ein ihr bekannter Tüftler wollte sich das Gerät abholen. Doch der Dieb kam ihm zuvor. Weg war die Glotze.

Manch einer mag jetzt sagen, dass so ein regelmäßiger Dieb ja ganz praktisch ist. Schließlich könnte man sperrige Dinge aus der Wohnungseinrichtung ganz nebenbei entsorgen.

Mich aber nervt die Stehlerei. Und deswegen schrie ich nur ein "Ha! Nicht mit mir!" in den Hörer der Gegensprechanlage, als kürzlich ein Mann klingelte und "Guten Tag, Firma Erwin Meyer, ich muss mal eben an die Briefkästen!" sagte. Kurze Zeit später stand ein kleinlauter Mitarbeiter der Firma Erwin Meyer (sic!) direkt vor meiner Haustür, um mir höflich mitzuteilen, dass ich gleich kein warmes Wasser mehr habe, weil er die Heizung warten müsse, das Schreiben dazu liege in jedem Briefkasten.

Ausnahmen bestätigen die Regel!