Die Gemeinde Ammersbek sperrt Wanderweg an der Beekwiese nach Scheinangriffen. Ist der Problemvogel ein Habicht oder ein Bussard?

Ammersbek. Es klingt ein wenig wie eine Geschichte aus Alfred Hitchcocks Horrorfilm "Die Vögel", was Fußgänger aus Ammersbek vor wenigen Tagen der Polizei und dem Ordnungsamt der Gemeinde schilderten. Ohne Vorwarnung waren diese nämlich plötzlich aus der Luft angegriffen worden - von einem Greifvogel. Die Gemeinde Ammersbek hat das Gebiet, den Wanderweg an der Beekwiese, jetzt kurz entschlossen gesperrt. "Achtung. Benutzung des Wanderwegs verboten. Vorsicht Brutgebiet! Gefahr durch Angriffe von Greifvögeln", warnt nun ein Text auf einer rot-weiß gestreiften Warnbake. Sogar Fußgänger- und Radfahrverbotsschilder hat die Gemeinde aufgestellt.

"Die beiden Jogger sind zwar nicht schwer verletzt worden, aber zum Schutz der Menschen haben wir uns entschlossen, so zu handeln", sagt Ordnungsamtsleiter Marco Müller. Schließlich hätten die Tiere sehr scharfe Krallen und es sei schon ziemlich unschön, wenn Spaziergänger von einem Greifvogel im Sturzflug angegriffen werden. "Es sind aber nur Scheinangriffe, die die Tiere machen", versucht er zu beruhigen. Gerade in der Brutzeit könne dies unter Umständen schon einmal vorkommen. Bisher allerdings ist der Fall in Ammersbek einzigartig.

Auch Volker Brüggen von der Polizei, dem eine Frau am Dienstag von der Attacke auf sie berichtete, hörte zum ersten Mal von einem Angriff eines Vogels. "Ich arbeite seit 1974 hier und solch einen Fall hatte ich noch nie", sagt Brüggen zum Abendblatt. Wie die Frau ihm berichtete, hatte das Tier sie zwei bis drei Mal angegriffen, einmal sich sogar kurz mit seinen Fängen in den Haaren verfangen. "Ganz urplötzlich", sagt Brüggen, der sich sofort mit dem Ordnungsamt und den Jagdpächtern in Verbindung setzte.

Was für ein Greifvogel nun genau die Ammersbeker Fußgänger angegriffen hat, da scheiden sich noch die Geister. Während die Gemeinde derzeit vor einem Habichtpärchen warnt, das vermutlich in der Nähe des Wanderweges seinen Nachwuchs aufzieht, geht Jagdpächter Dieter Klenke von einem Bussard-Paar aus. "Habichte sind eigentlich sehr menschenscheu. Das ist gar nicht ihre Art. Von Bussarden oder auch Waldkäuzen hat man so etwas schon eher mal gehört."

Einen Waldkauz aber könne er ausschließen, die nachtaktiven Tiere seien tagsüber nicht unterwegs. "Dass es sich um Bussarde handelt, ist wahrscheinlicher. Sie sind auch vertrauter gegenüber Menschen." Noch aber sei alles Spekulation. Anders als die attackierten Spaziergänger hat Klenke den angriffslustigen Vogel noch nicht entdeckt. "Sie werden ihren Horst nicht direkt am Weg haben, sondern auf einem der sehr hohen und starken Bäume im Wäldchen", so Klenke, seit 30 Jahren Jagdpächter im Revier Hoisbüttel. Suchen wollten er und sein Mitpächter Gerhard Dietrich nicht. Das dicht bewachsene Gebiet links und rechts des Weges sei eine Aufzuchtsstube für Rehkitze. "Die wollen wir nicht stören. Außerdem könnten wir riskieren, dass die Greife ihre Brut aufgeben."

Dass die Gemeinde deshalb den Weg gesperrt hat, sei eine gute Lösung. Allerdings befürchtet Klenke, dass sich einige Fußgänger nicht an das Verbot halten werden. "Die Strecke ist sehr beliebt und hier ist immer eine Menge los. Aber es ist eben auch ein sehr schönes Biotop für Tiere." Klenke geht davon aus, dass der Nachwuchs des Greifvogelpärchens mittlerweile geschlüpft ist und die Tiere deshalb plötzlich auf Fußgänger losgehen. "Greife sind auch von Natur aus etwas rabiater als andere Vögel", weiß Klenke, der auf seinen Jagdausflügen gern Vögel beobachtet und sich seit Jahren über ihre Lebensgewohnheiten informiert. "Habichte haben nicht nur sehr scharfe Krallen, sondern auch sehr kräftige Fänge. Sie töten ihre Beute nicht mit dem Schnabel, sondern erdrücken sie." Doch egal, ob der Angreifer ein Habicht oder ein Bussard ist, Klenke weiß, dass sie einen Menschen verletzen können. "Das kann auch ganz böse ins Auge gehen", sagt er.

Spaziergänger und Jogger müssen nun noch gute sechs Wochen auf die beliebte, gut 300 Meter lange Strecke an der Beekwiese verzichten. "Die Brutzeit kann vier bis sechs Wochen andauern. Solange wird der Weg gesperrt bleiben", sagt Ordnungsamtsleiter Marco Müller, der auf Verständnis in der Bevölkerung hofft. Vorsichtig sein sollten vor allem Jogger mit auffälliger, leuchtender Kleidung. Müller: "Das nehmen die Tiere als Bedrohung wahr, sie wollen ihre Brut schützen."