Eine Glosse von Frank Adrian

Am Tisch in der Eisdiele studieren eine Mutter und ihr Sohn aufmerksam die Eiskarte. Der Junge fragt: "Warum heißt das Eis Fürst Pückler?" Die Mutter zuckt mit den Achseln und antwortet: "Ich glaube, er hat dieses Eisrezept erfunden." Der Junge überlegt einen Augenblick und murmelt anerkennend: "Cooler Fürst."

Bei der Frage des Kindes fällt mir ein, was Hermann Fürst von Pückler, der 1875 im reifen Alter von 90 Jahren starb, sonst Cooles für die Nachwelt geleistet hat. Er entwarf und gestaltete zum Beispiel Gartenlandschaften, die heute noch ästhetische Maßstäbe setzen. Er soll auch für seine zahlreichen ganz und gar uncoolen Liebesaffären bekannt gewesen sein. Was ihn aber nicht daran hinderte, sich durch Lesen zu bilden. Er hat viel gelesen und kluge Aufsätze und Reisetagebücher geschrieben, die ihn zum geschätzten Reiseschriftsteller gemacht haben, über seine Zeit hinaus.

Nur ums Geldverdienen hat sich der lebenslustige Schöngeist nicht gekümmert. Was dazu führte, dass ihm das Geld irgendwann ausging. Dieser Fürst hat sich einfach nur mit unbekümmerter Hingabe seinen Interessen gewidmet und ist dabei fröhlich bankrott gegangen.

Er wird wohl kein leuchtendes Vorbild für einen Jungen sein, der vermutlich seinen Weg in der Leistungsgesellschaft des globalen Wettbewerbs finden muss. Aber zumindest hat sich Fürst Pückler ein Denkmal auf den Eiskarten und in den Tiefkühltruhen der Supermärkte gesetzt.