Ammersbeker Ortsteil feiert Jubiläum. Bildvortrag zum Auftakt

Ammersbek. Ein schnöder Kaufvertrag macht es möglich: Der Ammersbeker Ortsteil Hoisbüttel kann in diesem Jahr ordentlich feiern. Vor 750 Jahren verkaufte Johann I., Graf von Holstein aus dem Geschlecht der Schauenburger, das Recht auf den Zehnten an einen Hamburger Domherren. In der Urkunde von 1262 ist erstmals überhaupt von "Hoyersbutle" die Rede. "Eigentlich ist es eine Urkunde wie Dutzende andere auch aus der Zeit über den Verkauf von Zehntrechten", sagt Günther Bock nüchtern. Doch der Großhansdorfer Mittelalter-Forscher hat sich die Quelle ganz genau angeschaut und dabei Neues herausgefunden. "Es geht um die bisherige Datierung des Schriftstücks", so Bock. Mehr wolle er noch nicht verraten. Des Rätsels Lösung präsentiert er heute Abend bei einem Bildvortrag.

"Er wird die erste offizielle Veranstaltung unseres Jubiläums sein", sagt Bürgermeister Horst Ansén. "Der Blick in die Vergangenheit ist spannend und bereichert unser Festprogramm. Gerade die Vielfalt ist wichtig. Die gute Mischung macht ein gelungenes Jubiläum aus", so Ansén.

Um den Auftakt vielfältig und interessant zu gestalten, hat Bock für seine Geschichtsstunde eine Präsentation mit vielen Bildern und Grafiken vorbereitet. "Das ist für die Zuhörer interessanter. Zudem rede ich lieber frei als von einem Blatt abzulesen", sagt er. "Ich werde auch die Gegenwart des Ortes ansprechen. So gehe ich der Frage nach, wo mittelalterliche und wo neuzeitliche Strukturen zu erkennen sind", sagt der Historiker, der einst in der Verpackungsindustrie arbeitete.

Eigentlich ein weiter Weg bis zur Beschäftigung mit dem Mittelalter. Bock: "Die Zeit steht für Beständigkeit. Was wirklich Wert hat, zeigt uns das Mittelalter." Für ihn sei das Klischee von dem dunklen Zeitalter nicht haltbar. "Noch heute stammt dieses Bild aus der Nazi-Zeit", sagt der 63-Jährige. Die Menschen, zumindest Adlige, seien damals viel mobiler gewesen, als man gemeinhin annehme. Bock: "Es gab damals ein europaweites Beziehungsnetz. So ist im elften oder zwölften Jahrhundert ein Stader Grafensohn nach Kärnten gereist. Er wollte dort eine Frau finden und Karriere machen, doch war die Konkurrenz wohl zu groß. So zog es ihn nach Magdeburg, wo er die theologische Laufbahn einschlug. Dabei war er offensichtlich erfolgreicher, denn er starb schließlich als Erzbischof von Hamburg und Bremen." Solche Geschichten machen die Zeit so spannend, findet Bock.

Aber was ist das Spannende an Hoyersbutle? "Anders als etliche andere Dörfer in der Umgebung hat Hoisbüttel die Krisenzeit des Spätmittelalters überlebt", so Bock. Dass Faktoren wie Pestepidemien, Hungersnöte und Schäden durch Raubbau an der Natur der Siedlung nicht das Aus bescherten, liege vor allem daran, dass sie an einem wichtigen Handelsweg zwischen Hamburg und Lübeck lag, meint der Historiker.

Um fundierte Erkenntnisse über die Vergangenheit zu gewinnen, schaut sich der Großhansdorfer die Quellen genau an. "Sie beziehen sich häufig aufeinander. Wenn man das beachtet, gewinnt man ein dichteres Bild", sagt Bock. Es gelte, über den Tellerrand hinauszuschauen und verschiedene Faktoren in die Analyse einfließen lassen. Der Historiker: "Die Geschichte ist eine vergleichende Wissenschaft." Und an seinen gewonnen Erkenntnissen sollen nun auch die Ammersbeker teilhaben. Und dann verrät Bock auch, welches Rätsel er bei der Beschäftigung mit der Urkunde gelöst hat.

Bildvortrag mit Günther Bock heute ab 19.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus (Am Gutshof 1), Eintritt frei