Einkaufsbummel: Viele Stormarner zog es nach der Stimmabgabe zu den verkaufsoffenen Sonntagen in Ahrensburg und Bad Oldesloe.

Ahrensburg/Bad Oldesloe. Ein Spaziergang zum Wahllokal, ein Bummel durch die Innenstadt beim verkaufsoffenen Sonntag in Ahrensburg und Bad Oldesloe oder beides? Für die Menschen in Stormarn gab es gestern viele Gründe, ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen. Auch die Oldesloerin Sabine Brembach ist unterwegs. Für sie steht fest: Erst kommt die Wahl, dann geht es zum Shopping. Die 47-Jährige hat bereits um 9 Uhr ihre Kreuze auf dem Stimmzettel gemacht, um am Nachmittag genügend Zeit für einen Einkaufsbummel durch Bad Oldesloe mit Tochter Sophie, 9, und ihren Freunden Kerstin Niebuhr und deren Tochter Emely, 9, sowie Heinke Marzinzick aus Hamburg zu haben.

Für Bianca Behncke aus dem Steinburger Ortsteil Eichede heißt es dagegen: erst in Bad Oldesloe einkaufen, dann im Heimatort wählen. "Meine Tochter Vivien braucht neue Socken", sagt die 36-Jährige. Für ein Eis bleibt ebenfalls noch Zeit. Behncke: "Wählen gehe ich dann im Anschluss."

In Ahrensburg werden die Menschen nicht nur von den geöffneten Geschäften, sondern auch von zahlreichen Oldtimern angelockt. Der Motorsportclub (MSC) Trittau hat zum zehnten Oldtimer-Treffen geladen. Auto-Liebhaber aus ganz Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen sind gekommen, um ihre Fahrzeuge auf der Großen Straße zu präsentieren. Der Barsbütteler Michael Segner hat seinen BMW 2002 ti, Baujahr 1970, mitgebracht. "Ich habe das Auto vor acht Jahren vor der Schrottpresse gerettet", sagt der 59-Jährige. 1200 Arbeitsstunden und fast 30 000 Euro investierte er, um den Rennsportwagen wieder in seinen Originalzustand zu versetzen.

Nun nutzt er jede Möglichkeit, um das Fahrzeug zu präsentieren. "Das Oldtimer-Treffen in Ahrensburg gehört zum Pflichtprogramm", sagt Segner, der bereits um 9 Uhr als einer der ersten auf der Großen Straße vorgefahren ist und so die Startnummer zwei ergatterte. Zeit für einen Gang zum Wahllokal blieb am Morgen nicht mehr. Der Barsbütteler nimmt es locker. "Für mich ist es wichtiger, mit dem Auto hierher zu kommen und Freunde zu treffen", sagt er. "Wählen gehen kann ich auch noch am Nachmittag." Auch Klaus Hartjen, der erste Vorsitzende des MSC Trittau, will sich das Oldtimer-Treffen nicht entgehen lassen. Mit dem Flugzeug ist er am Morgen aus München von einer ADAC-Mitgliederversammlung gekommen. Seine Stimme hat er bereits per Briefwahl abgegeben, um zeitlich nicht in Bedrängnis zu kommen.

Christoph Ahlf, Jens-Pieter Friese, Renate Sommer und Jochen Caesar haben für so etwas keine Zeit. Sie sind im Wahllokal in der Oldesloer Klaus-Groth-Schule als Wahlhelfer eingeteilt. Ihre Schicht dauert von 13 bis 18 Uhr, das entspricht genau den Öffnungszeiten der Geschäfte. "Es gibt sicherlich etwas Schöneres, was ich an einem Sonntagnachmittag machen könnte", sagt Friese. "Aber ich sehe es als Bürgerpflicht an, bei der Wahl zu helfen."

Der 46-Jährige hat reichlich Erfahrung als Wahlhelfer. Erstmals hatte er das Amt mit 18 Jahren inne. "Mein Vater war Wahlvorsteher und fragte, ob ich mitmachen will", erinnert sich der ehemalige SPD-Ortsvereinsvorsitzende. "Da es 20 Mark dafür gab, war ich dabei. Das hat damals mein Wochenende gerettet." Seitdem sei er jedes Mal als Helfer im Einsatz gewesen, wenn er nicht selbst zur Wahl gestanden habe.

Renate Sommer hat Kekse und Kaffee mitgebracht, um den Nachmittag für sich und ihre Kollegen so angenehm wie möglich zu machen. "Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, im Wahllokal zu helfen", sagt die 62-Jährige. "Nur leider werden es immer weniger Wähler." Bis 13.15 Uhr hatten erst 182 der 560 Wahlberechtigten im Wahlbezirk 2 in Bad Oldesloe ihren Stimmzettel abgegeben. "Das Amt würde viel mehr Spaß machen, wenn die Wahlbeteiligung höher wäre", sagt auch Christoph Ahlf. Der 24-Jährige wurde vor vier Jahren erstmals als Wahlhelfer verpflichtet. "Seitdem suchen sie mich jedes Mal wieder heraus", sagt er. "Es kommt für mich nicht in Frage, mich vor dem Amt zu drücken."