Pümpelwerfen, Live-Musik, Festumzug mit 28 Wagen: Wenn die Oststeinbeker Maibaum AG zum Fest lädt, ist die ganze Gemeinde auf den Beinen.

Oststeinbek. Gelächter schallt aus der Einfahrt, in der Larissa und Luca Heyger gerade den Spieletest machen. Bekommen die beiden Kinder das große Holzfass mit zwei Besenstielen durch den Parcours gerollt, dann kann das Spiel auf dem Maibaumfest stattfinden - es klappt. "Aber das ist gar nicht so einfach", sagt Jörg Schneider, Vorsitzender der Oststeinbeker Maibaum AG.

Als noch größere Herausforderung gestaltet sich das Pümpelwerfen. Der Pümpel, auch bekannt als Klostampfer oder Abflussreiniger, soll mit seiner roten Gummisaugglocke im Ziel haften bleiben. Dafür haben Jürgen Freutel, Dieter Gronendahl, Sascha Schneider und Ewald Fichtner eine mannshohe Zielscheibe gezimmert. Sascha Schneider wirft die nassen Geschosse aus verschiedenen Abständen auf die Scheibe, bis es klappt. Die Spiele sind für heute Abend bestimmt, vor der Disco mit DJ Markus B., mit der das Oststeinbeker Maibaumfest um 20.30 Uhr im Festzelt beginnt. Die Disco ist für die jüngeren Einwohner gedacht.

Die Organisatoren hoffen, dass auch viele der neu hinzugezogenen Familien zum Maibaumfest kommen und vielleicht sogar in die AG eintreten. "Wir Gründer sind alle über 70 und brauchen noch ein paar kräftige Männer, wir müssen ja mit zwölf Leuten den Baum hochziehen", sagt Jürgen Freutel, Mann der ersten Stunde. 30- bis 40-Jährige fehlen in dem Verein, der seit 28 Jahren das Maifest in Oststeinbek organisiert. "Der Aufwand für die Mitglieder ist nicht hoch, aber man muss Zeit in die Organisation stecken", sagt Jörg Schneider.

Beim Umzug macht ganz Oststeinbek mit. 28 Wagen sind es in diesem Jahr. Die Kindergärten, das DRK, der Gewerbebund, der Sportverein, die Feuerwehr und der Bürgerverein Havighorst sind dabei. Auch der TSV Glinde, ein Reitstall und eine Hundeschule mit Zughunden machen mit. Vorneweg wird der kleine Maibaum getragen, danach folgen Bürgermeisterin und Bürgervorsteher - zu Fuß. "Die sind ja noch jung", sagt Jürgen Freutel. Es folgen der Spielmannszug Ahoy und auf Platz vier das Cabriolet von Gisela Sobottka mit verdienten Bürgern. In diesem Jahr sind es Irma und Karl-Heinz Mölck, die seit 1999 Sportabzeichen-Beauftragte im OSV sind.

Wer geehrt wird, bestimmen die Maibaum-Mitglieder allein. Von Gemeinde und Politik lassen sie sich dabei nicht hineinreden. "Deshalb beantragen wir auch keine Zuschüsse", sagt Jürgen Freutel. Dafür gibt es Unterstützung durch Rathaus und Polizei. "Das hat bisher sehr gut geklappt. Wir bekommen wenig Auflagen und hoffen, dass das so bleibt", sagt Jörg Schneider.

+++ Programm vom Umzug bis zum Gottesdienst +++

An fünfter Stelle des Zuges kommt der Hauptdarsteller: der 16 Meter hohe Maibaum. Von den Wagen fliegen Kamelle in die schaulustige Menge am Straßenrand. Die Süßigkeiten sind der Grund, warum es die 50 Meter lange Mairaupe nicht mehr gibt, die früher von den Kindern des Ortes getragen wurde. Als die ersten Süßigkeiten flogen, waren die Kleinen unter der Mairaupe nicht mehr zu halten. Heute ist nur noch der Kopf der Raupe dabei.

Wenn am Sonnabend um 16 Uhr der Umzug vor dem Haus von Jürgen Freutel startet, hat der 70-Jährige die erste Sause bereits hinter sich. Es ist Tradition, dass sich die 40 Aktiven der Maibaum AG vor dem Umzug bei der "Startfamilie" zum Belohnungsessen treffen. Die Gründer stammten allesamt aus der Gymnastikgruppe des OSV. Treibende Kraft war Ernst Brunken. Ein Ausflug zum Maibaumfest ins holländische Hüsede gab 1984 den Ausschlag für eine eigene Feier. "Reinbek wollte schneller sein als wir, hat es aber nicht geschafft, einen eigenen Maibaum aufzustellen, weil die 25 000 Mark für das Fundament nicht zusammenkamen.", erinnert sich Jürgen Freutel.

63 Mitglieder hat der 1988 gegründete Verein heute. Die zweite Vorsitzende Ines Winterfeld ist seit 16 Jahren dabei. "Mein Mann kam nach Hause und meinte: Ich bin in der Maibaum AG und du auch!", sagt sie. Ernst Brunken habe immer gesagt, wenn die Männer eintreten, müssten sie ihre Frauen mitbringen.

Rund 8000 Euro kostet das Maifest in Oststeinbek jedes Jahr. Es muss sich privat tragen, und das tut es auch. Vieles wird durch Sachspenden abgedeckt. Das Holz für die Zielscheibe des Pümpelwerfens hat beispielsweise ein Unternehmer gespendet. Wenn der Maibaum alle sechs Jahre ausgewechselt werden muss, findet sich auch dafür jedes Mal ein Sponsor. Die jüngste Fichte aus dem Sachsenwald wurde eigenhändig geschält, geschliffen und bemalt.

Überhaupt ist alles Handarbeit. Weil die Maibaum AG die Bühne der Gemeinde für Sonnabend nicht ausleihen konnte, zimmerten die Ehrenamtlichen sich eine eigene. Auch hier half eine lokale Firma beim Bau, mit Material und Sachverstand zum Freundschaftspreis. Jürgen Freutel: "Alles was Geld kostet, machen wir selbst."