Besucher können die Arbeit des Technischen Hilfswerks beim Tag der offenen Tür kennenlernen. Es werden ehrenamtliche Helfer gesucht.

Ahrensburg. Elf Sandsäcke auf einem schmalen Holzbrett - die Klagemauer hätte man sich anders vorgestellt. Aber für erfahrene Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) ist es keine Überraschung. "Das ist eine klassische Übung für uns", sagte Nick Oving, Ausbildungsbeauftragter des THW in Ahrensburg. Es gilt, mit Hilfe eines eisernen Kuhfußes das Holzbrett mit den Sandsäcken darauf anzuheben und Holzscheite darunterzulegen. Oving: "Es passiert häufig, dass man im Einsatz verschüttete Menschen bergen muss." Um sich zu ihnen vorarbeiten zu können, müssten die Helfer auch ohne schweres Gerät Hindernisse überwinden können.

Geübt wird an der Klagemauer. "Die Sandsäcke sind nicht leicht, außerdem dürfen sie nicht umkippen", benannte der Ausbildungsbeauftragte die Schwierigkeiten, die der Übung wohl ihren Spitznamen eingebracht haben.

Am Tag der offenen Tür auf dem neuen Gelände des THW-Ortsverbandes am Roggenweg 5 im Gewerbegebiet durften sich gestern auch Besucher an die schweißtreibende Arbeit machen.

Die fünf Jahre alte Sophie schaute sich mit Vater Anthony Stein lieber den Fuhrpark des Ortsverbandes am Informationsstand an, der dort sorgsam aufgereiht stand. Und weil die Fahrzeuge Modelle aus Legosteinen waren, konnte die kleine Ahrensburgerin sie sogar in die Hand nehmen. Die Jugendgruppe hat rund ein halbes Jahr daran gebastelt, Fuhrpark sowie das neue Gebäude des THW Ahrensburg nachzubauen. "Zunächst haben wir das am Computer mit spezieller Software simuliert und zum Beispiel errechnen lassen wie viele Steine wir brauchen", sagt Sönke Thomsen, Sprecher des Ortsverbandes.

Derweil ließ sich der sechsjährige Jeremy ein schweres Original zeigen. THW-Helfer Claus-Peter Görrissen hatte ihn zu sich auf den Fahrersitz des Baggers genommen und erklärte dem Jungen die Armaturen. Anschließend schaufelte Jeremy Erde auf einen Lastwagen. "Das ist mein großer Traum", sagte der junge Meilsdorfer.

Selbst fahren konnten die kleinen Besucher auch in der Fahrzeughalle. Dort hatten die Organisatoren einen Rundparcours für Kett- und Bobbycars in den Farben des THW aufgebaut. Direkt neben der Halle stand die Riesenrutsche. "Die lagern wir zwar hier bei uns in Ahrensburg. Doch tourt die Rutsche durch die Bundesländer Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, wo sie bei öffentlichen Veranstaltungen aufgebaut wird", sagte THW-Helfer Oving. Wie eine Luftmatratze muss die etwa 300 Kilogramm schwere Rutsche mit Luft befüllt werden. 20 Minuten dauert es, bis das Ungetüm dank elektrischer Pumpen mit Luft befüllt ist. "Sie ist gerade bei jungen Besuchern ein Renner. Aber auch Erwachsene trauen sich hin und wieder", so Oving. Einer von ihnen war Uwe Mutke, der mit seinem dreijährigen Enkel Niklas die Riesenrutsche heruntersauste.

Mitglieder der Jugendgruppe führten vor den Augen von rund 200 Besuchern vor, wie eine eingeklemmte Person mittels eines Luftkissens zu befreien ist. Dazu ließen sie sich von einem Fahrer mit einem großen Gerätekraftwagen zum fiktiven Einsatzort fahren. Gebannt schauten sich die Schwestern Fiona und Jolina das Schauspiel an. "Ich fand besonders spannend, wie das Luftkissen die Platte hochgedrückt hat, unter der der Mensch lag", sagte die sechsjährige Fiona. Ihre dreijährige Schwester war beeindruckt, dass die Gruppe der Jugendlichen die verunglückte Person so schnell aus ihrer Lage befreit hatte. Nach der Übung wollte Fiona von den Helfern wissen, welches Gerät sie verwendet hatten und wie es funktioniert. Selbst als Helferin beim THW anzufangen, könne sich die junge Ahrensburgerin allerdings dann doch nicht vorstellen.

"Beim Nachwuchs haben wir keine Sorgen. In der Jugendgruppe sind 32 Mitglieder, in der Minigruppe der Sechs- bis Neunjährigen 15", sagt der Ortsbeauftragte Ronald Giese. Schwierigkeiten gibt es laut Thomsen seit dem Wegfall des Wehrersatzdienstes eher bei den Erwachsenen. Daher werde gerade an einer Imagekampagne gearbeitet, für die sogar ein Kinotrailer gedreht werde, so der Sprecher. "Es gilt auch durch Aktionen wie die heutige, Bürger zu einem ehrenamtlichen Engagement zu bewegen", sagte der Bundestagsabgeordnete Norbert Brackmann (CDU), der ebenfalls gekommen war. Mit Blick auf das vergangene Jahr sagte Thomsen: "Wenn wir durch diesen Tag zwei bis drei neue Mitglieder gewinnen, können wir froh sein."