Gemeinden sind in Aktivregion aufgenommen. Bürger hoffen auf Fördergeld von der EU

Siek/Trittau. Ein Wanderweg entlang der Wandse von Siek bis an die Alster, ein Volkslauf in Trittau, ein Skaterpark in Witzhave, Wanderwege durch die Moränenlandschaft Hahnheide: Die Einwohner Sieks, Trittaus und der amtsangehörigen Gemeinden, aber auch die Bürgermeister haben schon konkrete Ideen, in welche Projekte Fördergeld der Europäischen Union fließen könnte. Denn die Gemeinden sind jetzt Mitglied der Aktivregion Holsteins Herz. Der Verein bekommt jährlich bis zu 1,78 Millionen Euro aus einem Fördertopf der EU. Außer Siek und Trittau sind weitere 78 Kommunen in den Kreisen Stormarn und Segeberg in der Aktivregion, die ein Gebiet von 993 Quadratkilometern umfasst und rund 129 000 Einwohner zählt. In Stormarn gehören auch die Stadt Bad Oldesloe sowie die Gemeinden in den Ämtern Bad Oldesloe-Land und Nordstormarn zu Holsteins Herz.

"Die Bürger sind jetzt aufgerufen, sich aktiv zu beteiligen und Ideen in die Arbeitskreise einzubringen", sagte Theo Siepmann, Geschäftsführer der Aktivregion Holsteins Herz, am Sonnabend in der Trittauer Gemeinde- und Amtsverwaltung. Bürger der neu aufgenommenen Gemeinden waren eingeladen, sich über Fördermöglichkeiten zu informieren.

Unter den Teilnehmern war die Trittauerin Wiebke Griem. Und sie hat auch schon eine Idee. "Der Wanderweg von Trittau in die Hahnheide zum Aussichtsturm müsste ausgeschildert werden", sagte die 62-Jährige. Immer wieder fragten ortsfremde Wanderfreunde, welcher Weg in die Moränenlandschaft führe.

Auch Jens Greve hat schon konkrete Vorstellung, wie in seiner Heimatgemeinde Witzhave Fördergeld gut angelegt wäre. "Für Kinder zwischen zehn und 16 Jahren gibt es kein Freizeitangebot. Ein Skaterpark wäre genau das Richtige", sagte der 50-Jährige, der auch Gemeindevertreter in Witzhave ist. "Für Kinder bis zehn Jahre gibt es Spielplätze. Die müssten aber auch erneuert werden. Der Mief der 60er- und 70er-Jahre muss weg." Er möchte sich dafür einsetzen, dass beispielsweise Metallschaukeln durch solche aus natürlichen Stoffen ersetzt werden. Das sah Anke Tieken, 31, ähnlich. Die hochschwangere Witzhaverin wünscht sich, dass ihr Kind in der ländlichen Region aufwächst und dort Orte zum Spielen findet. "Auch die Einkaufsmöglichkeit könnten verbessert werden", sagt sie.

Die Bürger von Trittau und Witzhave haben gute Chancen, dass ihre Ideen auch umgesetzt werden. Denn mit dem Geld von der EU soll insbesondere die Lebensqualität in den ländlichen Regionen gefördert werden. Auch in Kultur- und Naturschutzprojekte sowie in die Tourismusförderung sollen Mittel fließen. Sieks Bürgermeister Arnold Trenner möchte deshalb, dass ein Wanderweg entlang der Wandse entsteht. Der Fluss entspringt in Siek und mündet im Zentrum Hamburgs in die Alster. Auch die Witzhaverin Kerstin Bublitz-Greve macht sich in ihrer Gemeinde stark für den Tourismus und hofft jetzt auf Unterstützung aus Brüssel. "Es müssten mehr Radwege ausgebaut und Touren in der Region angeboten werden", sagte die 48-Jährige.

Ein weiterer Förderschwerpunkt lautet "Gesund leben und aktiv erholen". Trittaus Bürgermeister Walter Nussel hat auch schon eine Idee, wie dieser Gedanke in seiner Gemeinde umgesetzt werden könnte. "Ich könnte mir eine Art Volkslauf in Trittau vorstellen, beispielsweise einen Halbmarathon", sagte der Verwaltungschef.

Die Bürger und die Behören müssen sämtliche Ideen in Arbeitskreisen vorstellen. Ein Gruppe beschäftigt sich mit den Schwerpunkten Wirtschaft, Soziales und Bildung. In einer zweiten werden Projekte zum Thema Gesundheit, Sport und Freizeit besprochen. Der dritte Arbeitskreis berät darüber, welche Förderung in den Bereichen Umwelt, Natur und Kultur möglich ist. Die vierte Gruppe trägt den Namen "Grünes Zentrum" und beschäftigt sich beispielsweise damit, wie auf die Auswirkungen des Klimawandels reagiert werden müsste, wie erneuerbare Energien gefördert werden könnten.

Jeder Bürger kann in die Arbeitskreise kommen und seine Ideen vortragen. Voraussetzung für eine Förderung muss jedoch eine gesicherte Finanzierung sein. Denn öffentliche Träger, beispielsweise Gemeinden, erhalten eine Unterstützung von 55 Prozent der Nettokosten.

Private Träger, die beispielsweise die Eröffnung eines Cafés oder eines Hotels planen, oder Vereine und Verbände, die Naturschutzprojekte umsetzen möchten, können 45 Prozent Förderung erhalten. Die Mitgliederversammlung der Aktivregion entscheidet, welche Projekte bei der Bewilligungsstelle, dem Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR), eingereicht werden. Jeder Bürger kann dem Verein beitreten und mitentscheiden, welche Ideen umgesetzt werden. Der Mitgliederbeitrag liegt bei jährlich 50 Euro, Verbände und Vereine zahlen 100 Euro. Die Gemeinden in der Aktivregion steuern einen Beitrag von 50 Cent pro Einwohner bei. Wer Projekte vorstellen möchte, muss jedoch kein Vereinsmitglied sein.

In Schleswig-Holstein gibt es 21 Aktivregionen, die seit 2007 und voraussichtlich bis 2013 EU-Gelder abrufen können. In Stormarn gibt es neben der Aktivregion Holsteins Herz auch die Aktivregion Alsterland. Mitglieder sind die Städte Ahrensburg und Bargteheide, die Gemeinden Stapelfeld, Ammersbek, Tangstedt und die des Amtes Bargteheide-Land sowie Kommunen und Städte im Nachbarkreis Segeberg.