Holocoustüberlebender Sally Perel besucht das Schulzentrum am Heimgarten

Ahrensburg. "Jede Stunde war wie eine Ewigkeit", sagt Salomon "Sally" Perel. Das Gefühl kennen die Jugendlichen des Schulzentrums am Heimgarten aus ihren Schulstunden nur zu gut. Als Sally Perel über seine Zeit als Jude im Dritten Reich erzählt, hören sie jedoch wie gebannt zu. Der "Hitlerjunge Salomon" besuchte am Freitag die Schüler der Oberstufe im Schulzentrum am Heimgarten und berichtete, wie er sich im Zweiten Weltkrieg als Deutscher Josef Perjell ausgab. Er wurde Mitglied der Hitlerjugend und überlebte so den Holocaust.

Nach dem Vortrag stellte Sally Perel sich den Schülern zum Gespräch zur Verfügung. Die Jugendlichen zeigten sich beeindruckt von dem Zeitzeugen: "Er ist sehr modern und sogar richtig witzig", sagt die 18-jährige Isabelle Begier. "Sally Perel machte keinerlei Vorwürfe, das hat den Vortrag sehr beeindruckend gemacht", fügt Mitschülerin Jannike Jungclaus (17) hinzu. Schuld sei nicht erblich, so Perel, er komme an die Schulen, um den Verstand der Schüler zu erleuchten. "Macht aus euren Feinden Freunde", appelliert er an die Jugendlichen. Für Perel sind seine Berichte vor allem ein Auftrag: "Nach mir wird es keine Zeitzeugen mehr geben. Heute habe ich in euch neue Zeitzeugen hinterlassen." Er sehe die Vorträge über die Zeit des Nationalsozialismus als seine Pflicht, um gegen die vorzugehen, die den Holocaust als Lüge darstellen.

Die Ahrensburger Jugendlichen wollen Verantwortung übernehmen

Sally Perels offene Art kommt bei den Schülern an. Der 17-jährige Malte Thomsen kann sich gut vorstellen, dass man sich auch privat "super mit ihm unterhalten kann". Die Schlange am Signiertisch ist nach dem Vortrag endlos. Für eine Pause hat Sally Perel keine Zeit. Daran, mit den Berichten aufzuhören, denkt der 86-Jährige aber nicht: "Solange mich meine Schuhe tragen, werde ich über die Kinder, die in Auschwitz gestorben sind, berichten." Er möchte, dass die Schüler die Wahrheit an ihre Kinder und Kindeskinder überliefern. Die Jugendlichen wollen Perels Auftrag annehmen: "Es ist beängstigend, dass es immer noch Rechtsradikale gibt. In 20 Jahren sind keine Zeitzeugen wie Perel mehr da, deswegen ist sein Appell an uns absolut gerechtfertigt", so Iven Fischer (18). Neonazismus sei ein wichtiges Thema, das könne man nicht einfach so wegschieben.

Die Schüler am Heimgarten hat Sally Perel mit seinem Vortrag erreicht, seine Abschlussworte "Salam. Schalom. Frieden." werden von anhaltendem Applaus begleitet.