Zwei Drittel der Arbeitsplätze fallen weg. Neuer Eigentümer will Standort in Stapelfeld aufgeben

Stapelfeld. Die SM Electronic GmbH im gemeinsamen Gewerbegebiet Stapelfeld/Braak steht vor einem gewaltigen Umbruch. Der Münchener Gigaset-Konzern will das Handelshaus für Satelliten- und Receiversysteme - bekannter unter dem Markennahmen Skymaster -, das ihm seit Februar zu 100 Prozent gehört, strategisch neu ausrichten. Die Folge: ein drastischer Personalabbau. Nur 50 der zurzeit noch 150 Mitarbeiter sollen bleiben. Der große, von der Autobahn 1 aus schon von weitem sichtbare Büro- und Lagertrakt wird aufgegeben. Das hat Gigaset-Sprecher Georg Sahnen auf Abendblatt-Anfrage bestätigt.

Neuer Eigentümer hat Interesse an den Lieferanten-Kontakten

Sahnens Worten zufolge bekommen in diesen Tagen 70 Mitarbeiter ihre Kündigungen. Sie seien heute vor einer Woche während einer Betriebsversammlung über die Entwicklung informiert worden. Weitere Stellen werden abgebaut, indem die Firma befristete Arbeitsverträge nicht verlängert. "Es gibt einen Sozialplan", sagt Sahnen.

Er spricht von einem für SM Electronic verlustreichen Jahr 2010. "Die Firma hat bei einem Umsatz von 26 Millionen Euro einen Verlust im einstelligen Millionenbereich eingefahren", sagt Sahnen. "Sie wäre nicht mehr zukunftsfähig." Das habe auch etwas mit der Produktpalette zu tun: Externe Receiver für digitalen Fernsehempfang etwa seien nicht mehr in so starkem Maße wie in der Vergangenheit gefragt. "Diese Technik ist in neuen Fernsehern integriert. Auf dem Markt tobt ein Preiskrieg."

Und trotz der Verluste hat die Gigaset AG die Firma - sie war von der Gigaset-Vorgängerin Arques Industries 2008 zu Teilen ans SM-Management veräußert worden - zurückgekauft. Offenbar aus strategischen Gründen, Georg Sahnen spricht unter anderem von "Beschaffungsbedingungen". Mit anderen Worten: SM Electronic verfügt offenbar über ausgezeichnete Geschäftskontakte, vor allem nach Asien. Dort kauft die Firma Geräte ein, die anschließend in Stapelfeld eine Qualitätskontrolle durchlaufen und mit einem Markenschild versehen werden.

Künftig soll SM Electronic vorwiegend mit Zubehör für die Telekommunikation handeln. Das passt zum Mutterkonzern, der einer der führenden Hersteller schnurloser Telefone ist. Was wiederum Synergieeffekte verheißt. Georg Sahnen: "Wir wollen Doppelstrukturen abschaffen." Dazu gehört auch der Logistikbereich mit Lager.

Wirtschaftsförderer Norbert Leinius will die Vermittlerrolle übernehmen

"Eine ausgesprochen schlechte Nachricht", kommentiert Stormarns Wirtschaftsförderer Norbert Leinius die Gigaset-Entscheidung. Dennoch möchte der Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) versuchen, die Situation ins Gute umzukehren. "SM Electronic hat ausgezeichnete Mitarbeiter, die in anderen Stormarner Firmen gebraucht werden", so Leinius. "Ich könnte mal die Vermittlung machen."

Und auch das, was von SM Electronic übrig bleibt, will er im Kreis halten. Leinius: "In Ahrensburg zum Beispiel sind einige sehr attraktive Büroflächen zu haben."