Ahrensburger “Grundschule Am Reesenbüttel“ feiert heute 75-jähriges Bestehen

Ahrensburg. Als die Volksschule Am Reesenbüttel am 15. April 1936 ihre ersten Kinder aufnahm, galt sie als eine der modernsten Schulen in Ahrensburg. Die ansonsten obligatorische Schiefertafel gehörte schon nicht mehr zur Standardausstattung der 262 Schüler. Heute feiert die zweitälteste Grundschule der Schlossstadt ihr 75-jähriges Bestehen. Ihre Jubiläumsfeier widmet sie dem Schulalltag der Gründungszeit.

"Die Kinder mussten Ende der 30er-Jahre nicht nur 20 Gedichte pro Jahr auswendig lernen, sondern auch Mitglied der Hitlerjugend werden", sagt Schulleiterin Sabine Knuth. Deutschlandweit gehörten 1936 mehr als 90 Prozent der Lehrer dem Nationalsozialistischen Deutschen Lehrerbund an. "Zwei Jahre nach Kriegsende waren im Turnunterricht dann militärisch geschlossene Märsche, Geländespiele und jede Art von Schießen verboten", weiß Knuth aus alten Protokollen.

Ende der 40er-Jahre musste jedes Kind Holzscheite mitbringen, damit es im Winter im roten Backsteingebäude warm wurde. Bis Mitte der 50er-Jahre zählte eine Klasse bis zu 55 Schüler. "Ein Lehr- und Lernbuch wurde von zwei Schülern gleichzeitig genutzt. So lange, bis es in der dritten oder vierten Jahrgangsfolge auseinander fiel", schrieb die ehemalige Lehrerin Hannelore Smidt in einer Festschrift zum 50. Bestehen. "Als Schreibpapier wurde alles verwendet, was noch nicht bedruckt war, und zwar beidseitig. Sogar Zeitungsränder wurden dafür gebraucht." Wegen Raummangels gab es bis zum späten Nachmittag Unterricht im Schichtbetrieb. Der Hausmeister teilte sich bis 1950 mit zwei Lehrerfamilien eine Wohnung.

Heute drückt das Kollegium noch einmal die Schulbank. Auf historischem Mobiliar, ausgestattet mit Matrosenkragen und altdeutschen Vornamen, werden die Lehrer morgens in der kleinen Turnhalle unter den Augen der Kinder von einem Vertreter des Hamburger Schulmuseums nach alter Manier unterrichtet. Danach üben sich 400 Schüler auf dem Sportplatz im Vogelschießen. Eine Ausstellung erinnert an die Anfangsjahre. Um 15 Uhr ziehen die Schüler mit Blumenbögen, Kutsche und Spielmannszug durch die Straßen der Umgebung. Cafeterien bieten Speisen und Getränke an, für Kinder gibt es traditionelle Spiele. Gegen 17.30 Uhr klingt das Fest aus.