Eine Glosse von Cornelia Putzbach

Schade, dass ich Ihnen keinen Brief schreiben kann. Dann würde ich Sie in ein paar Tagen anrufen und mal nachhaken, ob sie denn noch duftet, die Marke. Nach Rosen oder - im Falle eines Kartengrußes - nach Maiglöckchen. Ich habe nämlich den Verdacht, dass die seit geraumer Zeit zu erwerbenden bedufteten Wertmarken nur dem um die Nase wehen, der sie verschickt. Dass dieser Hauch von Frühling es gerade noch mal bis hinter die Briefkastenklappe schafft und dann verduftet. Vom Winde verweht sozusagen.

Trotzdem ein hübsche Idee, die dazu animieren soll, einmal wieder zur Feder zu greifen. Denn: Jeder bekommt gern Post, die nicht nach Rechnung, Möbelhausgutschein oder Kontoauszug riecht.

Wenn sich aber nun sogar herausstellen würde, dass Rose und Maiglöckchen doch noch etwas länger haften, hätten auch die netten Austrägerinnen samt ihrer männlichen Kollegen etwas davon. Ein zartes Pflänzchen würde ihnen um die Nasen wehen und ihnen den Moment für einen Augenblick versüßen.

Die andere Frage, die sich mir stellt: Wie kommt der Duft eigentlich auf die Marke? Jemanden, der mit Sprühflasche an der Oberoberpoststelle tätig ist, stelle ich mir ehrlich gesagt nicht vor. Auch keine Maiglöckchenbouquets, die in der Markendruckerei in Hülle und Fülle verteilt sind. Sie sehen: viel Rätsel um die aromatischen Marken. Ich kleb' sie trotzdem gern auf. Ist doch dufte.