Eine Glosse von Michelle Kossel

Wer für seine vier Wände umfangreiche Modernisierungspläne hegt, sollte bei seinem Projekt einen Unsicherheitsfaktor nicht unterschätzen: Handwerker. Fachkräfte werden ja in Deutschland händeringend nicht nur von Arbeitgebern, sondern auch von vielen Hausbesitzern gesucht. Nicht, dass es ein Problem wäre, jemanden zu beauftragen. Sobald aber Vorkasse geleistet ist, geht das Spielchen los: Mal ist es zu kalt, mal regnet es zu stark. Mit der Wetterlage ändert sich aber auch die Laune. Bei 30 Grad im Schatten Gartenarbeit machen? Geht gar nicht. Eine Mauer ziehen bei Nord-Ost-Wind? Keine Zeit, wir kommen morgen.

Zwischendurch wird immer mal wieder ein Hammer angefasst und ein Nagel eingeschlagen - dann sieht man wieder nichts vom Handwerker seines Vertrauens. Da helfen auch keine beschwörenden Anrufe, kein Inaussichtstellen von Kaffee, Kuchen oder Bier - es passiert einfach eine Zeit lang nichts mehr.

Da gibt es nur eines: Man gewöhnt sich ein gewisses Laisser-faire an. Entschleunigung heißt das Zauberwort, um nicht auf Dauer vor unterdrückter Wut Herzrasen zu bekommen. Das lässt sich auf andere Lebensbereiche übertragen. Der Chef verlangt Überstunden? Vielleicht morgen. Oder in einer Woche.