Der Kinderschutzbund Stormarn unternimmt einen zweiten Anlauf, im Süden des Kreises einen Standort zu finden

Ahrensburg. Der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) verzeichnet einen steigenden Bedarf für seine Arbeit im Süden Stormarns. Die Suche nach einem Standort für ein Kinderhaus im Südkreis soll daher jetzt mit Nachdruck verfolgt werden. "Vor allem unsere Ehrenamtler verlangen uns das ab. Sie werden ständig darauf angesprochen, dass unser Angebot in Glinde, Barsbüttel und Reinbek nicht ausreiche", sagt Birgitt Zabel, die erste Vorsitzende des Kinderschutzbundes in Stormarn. Der Appell während der Jahresmitgliederversammlung war daher eindeutig. Zabel: "Es geht darum, den Süden nicht abzuhaken, sondern am Ball zu bleiben und das Angebot auszubauen."

Es ist bereits der zweite Anlauf, den der Verein unternimmt. Vor eineinhalb Jahren scheiterte der Kinderschutzbund bei dem Versuch, ein Haus in Glinde zu eröffnen. "Mehrere freie Träger hatten Bedenken, dass wir ihnen etwas wegnehmen könnten", sagt der DKSB-Geschäftsführer Ingo Loeding. Der Kinderschutzbund verzichtete daraufhin und zog sich zurück. "Wir wollen schließlich nicht gegen den Willen anderer präsent sein", sagt Loeding.

Die Angst vor Konkurrenz sei jedoch unbegründet. "Es ist ja nicht so, dass es dort, wo wir auftauchen, weniger Arbeit gibt", sagt Loeding. Gerade Glinde sei eine Hochburg für Sozialhilfeempfänger. Der Druck auf die Familien wachse ständig und mit ihm die Nachfrage nach einer Vielzahl von Beratungs- und Hilfsangeboten.

Um den Bedarf besser beurteilen zu können, hat sich der Kinderschutzbund die finanzielle Situation der Familien in Stormarn genauer angesehen. Das Ergebnis für Glinde: Von den 2562 Kindern, die dort wohnen, leben 405 in Familien, die Hartz IV bekommen. "Aber das ist noch nicht alles", sagt Loeding, "mindestens weitere 150 Familien stehen so schlecht da, dass sie auf Wohngeld angewiesen sind." Und dann kämen noch diejenigen dazu, die zwar arbeiteten, aber am Existenzminimum kratzten. Das Stichwort laute: working poor. Loeding: "Arm trotz Arbeit."

Nach Erhebungen des Kinderschutzbundes sieht es in Bad Oldesloe ähnlich aus. Loeding: "Dort leben 700 Kinder in Hartz IV-Familien, mehr als 600 Kinder kommen dazu, deren Eltern Wohngeld brauchen." Selbst in Ahrensburg ist die Lage prekärer, als der Kinderschutzbund vermutet hatte. "500 Kinder leben von Hartz IV. Wir hatten gedacht, rund 100 kämen dazu, deren Familien so schlecht dastehen, dass sie Wohngeld beziehen. In Wirklichkeit sind 245 Kinder betroffen."

Die Folge: Beratung, Begleitung und Unterstützung werden für die Familien immer wichtiger. Gerade auch im Süden des Kreises. "Der Sozialausschuss in Glinde berät jetzt über den Ausbau von Angeboten", sagt Loeding. Das sei inhaltlich verständlich. "Aber es ist auch absurd, angesichts der Erfahrung, die wir dort gemacht haben", so der DKSB-Geschäftsführer, der das Nein zu einem Kinderhaus in Glinde nun noch weniger verstehen kann.

Die Suche geht derweil weiter. Aber bisher gibt es keine Alternative zu Glinde und auch keine Immobilie, die für ein Kinderhaus in Frage käme. "Zur Not müssten wir übergangsweise eine Wohnung mieten, aber ideal wäre das nicht", sagt Loeding. Ideal wäre ein Kinderhaus. Nur so könnte der Verein das ganze Leistungsspektrum für Kinder, Eltern und Familien erfüllen. Und ideal sei auch nach wie vor Glinde als Standort. Daran hält der DKSB-Geschäftsführer fest. "Glinde ist im Südkreis einfach der zentrale Ort", bekräftigt Vorsitzende Birgitt Zabel.

Noch ist der Kinderschutzbund von diesem Ziel weit entfernt. Ob es um die Arbeit von Hebammen geht, um das Elterntelefon oder um den betreuten Umgang in Familien nach Trennung oder Scheidung - im Süden Stormarns hat der Kinderschutzbund keine feste Bleibe. Er muss wandern. In Glinde mietet der Verein Räume im Gutshaus. In Barsbüttel ist es das Bürgerhaus. Loeding: "Und in Reinbek sind wir im Rathaus. Das ist keine Lösung. Wir brauchen dringend einen eigenen Standort."

Um die Sache voranzubringen, hat der Kinderschutzbund auch schon Gespräche mit Wilhelm Hegermann geführt, dem Leiter des Fachbereichs Jugend in der Kreisverwaltung. "Wir haben ihn um Unterstützung gebeten", sagt Loeding. Konkrete Ergebnisse gibt es noch nicht. Loeding: "Aber er hat immerhin nicht Nein gesagt."