Regisseur Malte Thomsen und die Ahrensburger Jugendtheatergruppe Mimikri fiebern der Premiere ihres neuen Stücks entgegen

Ahrensburg. Es hat etwas von Flöhe hüten: Jaqueline spielt die Leiterin des Armenhauses und weiß nicht so recht, wohin mit dem Kochtopf. Die Waisenkinder sind zur Speisung noch nicht angetreten, flitzen auf der Bühne herum und suchen die Teller. Und drei Jungs sind einfach mal nach draußen ausgebüxt. Auch Oliver Twist ist kurz raus. "Wir sind erst im vierten Bild dran", ruft Ole Feldvoss. Und schon saust der Zwölfjährige im Kostüm des Titelhelden mit dem Skateboard über den Parkplatz der Ahrensburger Selma-Lagerlöf-Gesamtschule.

In knapp drei Wochen, am 27. Mai, hat die Jugendgruppe Mimikri Premiere. Bis dahin muss bei der Nachwuchstruppe der Stormarner Speeldeel alles sitzen. "Man darf nicht zu streng sein. Ich muss die Mitte finden", sagt Malte Thomsen. Ganz leicht ist das nicht, denn der Regisseur ist mit seinen 17 Jahren nicht viel älter als die Schauspieler.

Und "Oliver Twist" nach dem Roman von Charles Dickens ist seine erste Regiearbeit. "Ich wurde gefragt, aber ich wollte das auch gern machen ", sagt der Heimgartenschüler. Wenn die quirligen 15 Mimen zu laut werden, sagt er schon mal an, "wo es langgeht". Wohin er im wirklichen Leben steuert, weiß er auch: "Nächstes Jahr mache ich Abitur. Dann gehe ich nach Amerika. Regie studieren."

Seine Eltern seien nicht so begeistert. Amerika ist ziemlich weit weg. "Aber es ist einfach das Maß der Dinge für Theater und Kultur überhaupt", sagt der Jung-Regisseur. Dass er Amerikafan ist, ist klar. "Ich lese viel. Tennessee Williams zum Beispiel", sagt Malte Thomsen.

Dann zieht er sich eine dicke Jacke an und setzt einen Hut auf - das Kostüm des Hehlers Fagin. Regisseur und Schauspieler in einem. Schauspielerfahrung hat Malte Thomsen bereits. Seit 2009 ist er bei Mimikri. "Stolz und Vorurteil" von Jane Austen stand damals auf dem Spielplan - auch ein englisches Stück. "Ich war der smarte Mr. Darcy", sagt der Ahrensburger. Die Geschichte von "Oliver Twist" ist härtere Kost. Der Waisenjunge wird geprügelt und als billige Arbeitskraft verkauft. Aber soziale Ungerechtigkeit ist nicht das vorrangige Thema für den Regisseur: "Meine Botschaft lautet: Lest mehr Klassiker."

Die Probe hat inzwischen Fahrt aufgenommen. "In der Woche vor der Premiere werden wir jeden Abend proben", sagt Malte Thomsen. Am 27. Mai um 20 Uhr ist es dann so weit. Eine zweite Vorstellung - ebenfalls im Alfred-Rust-Saal (Wulfsdorfer Weg 71) - gibt es am 1. Juni. Eintritt: zehn, ermäßigt sieben Euro. Karten hat die Theaterkasse (Große Straße 15 a).