Tierschützer sind besorgt: Elterntiere finden bei der Trockenheit kaum Nahrung für ihren Nachwuchs

Bad Oldesloe. Die anhaltende Trockenheit im Kreis hält nicht nur die Feuerwehren wegen drohender Waldbrände in Atem. Auch die Naturschützer schlagen jetzt Alarm. Sie machen sich große Sorgen um Jungvögel. Insbesondere der Storchennachwuchs sei gefährdet. "In den ersten Wochen füttern die Storcheneltern ihre Jungen mit Regenwürmern. Doch diese finden sie derzeit auf den trockenen Feldern nicht", sagt Andreas Hack, 48, der seit 2008 beim Naturschutzbund (Nabu) in Bad Oldesloe das Storchengebiet im Süden des Kreises betreut.

Deswegen hofft der Naturschützer auf Regen, den es seit Monaten kaum noch gegeben hat. Denn bereits in dieser Woche sollen die ersten Küken in Todendorf und Rümpel schlüpfen. 19 Storchenpaare haben sich in Stormarn ein Horst zum Brüten gesucht. Genauso viele wie 2010. Im vergangenen Jahr erlebten die Naturfreunde einen regelrechten Babyboom. "49 Störche sind geschlüpft und sind auch alle flügge geworden", erinnert sich Hack und fügt hinzu, dass dies innerhalb der vergangenen 40 Jahre das zweitbeste Ergebnis sei.

"Das lag insbesondere an dem für Störche optimalen Wetter. Im Frühling war es durchwachsen. Es hat viel geregnet, so dass die Elterntiere immer genug Nahrung für die Kleinen gefunden haben", sagt der Steinburger. Auch der Sommer habe den heranwachsenden Vögeln einen "gut gedeckten Tisch" geboten. Wegen der Trockenheit gab es viele Mäuse auf den Feldern, eine Leibspeise der Störche.

Ob sich die Tierschützer erneut über zahlreichen Nachwuchs freuen können, hängt nun vom Wetter der kommenden Tage ab. "Was bei andauernder Dürre passiert, haben wir 2009 erlebt", sagt Andreas Hack. Damals konnten nur 23 Störche in Stormarn groß gezogen werden. Denn gibt es zu wenig Nahrung, herrscht in der Natur das gnadenlose Gesetz des Stärkeren. "Mütter stoßen schwächere Tiere aus dem Nest und versuchen wenigstens einen Storch durchzubringen", sagt Hack.

Andere Vögel, die jetzt Junge haben, hätten nicht so große Probleme, Nahrung für den Nachwuchs zu finden. "Drosseln suchen beispielsweise auch in den gut bewässerten Gärten nach Würmern. Dort trauen sich die scheuen Störche nicht hin", sagt der 48-Jährige. Der Mensch könne den Tieren kaum helfen. Hack: "Die Störche sind der Natur hilflos ausgesetzt."

In Stormarn ist die Gemeinde Bargfeld-Stegen bei Storchenpaaren besonders beliebt. Dort brüten derzeit drei Paare. Auch in Hammor, Heilshoop, Klein Wesenberg, Langelohe, Lasbek, Mollhagen, Neritz, Papendorf, Rümpel, Seefeld, Sühlen, Sprenge, Todendorf, Tangstedt, Tremsbüttel und Westerau haben sich Horstpaare gefunden. Hack: "Die ersten Vögel sind schon Ende Februar in Stormarn angekommen. Diese Störche haben in Spanien überwintert. Es sind die sogenannten Westzieher."

Die Ostzieher überwintern in der Sahelzone in Mittelafrika und kommen erst viel später in Stormarn an. Sie müssen über Ägypten und die Türkei fliegen und treffen Anfang April in ihrem Sommerquartier ein. "Dieses Jahr sind diese Vögel, die nur einen kleinen Teil der Störche in Stormarn ausmachen, jedoch erst Mitte April angekommen", sagt der Storchexperte. Der letzte Vogel, der dieses Jahr das Sommerquartier bezogen hat, ist ein Weibchen. Es ist am 1. Mai im Steinburger Ortsteil Sprenge angekommen. "Bis dort die Jungen schlüpfen wird es noch bisschen dauern", sagt Hack. Bei den Westzüglern in Todendorf könnten die Jungstörche indes jederzeit schlüpfen. Dort nistet mit 21 Jahren Stormarns ältester Storch. Der Storchenexperte sagt: "Viele Tiere haben einen Ring, daran erkennen wir sie wieder."

Ende August machen sich die Tiere wieder auf den Weg ins Winterquartier

Etwa 25 Jahre alt werden die Vögel. Obwohl sie nicht monogam leben, finden sich Jahr für Jahr fast immer dieselben Paare wieder. Das liegt daran, dass Störche (lateinisch Ciconiidae) standorttreu sind und immer wieder zu den Horsten zurückkehren, in denen sie im Vorjahr gebrütet haben.

Dies beobachten auch die Storchengebietsbetreuer in Stormarn. 60 Storchenhorste gibt es im Kreis - und dieses Jahr sind genau dieselben wie im Jahr zuvor belegt. Pro Nest, das in mehreren Metern Höhe auf Schornsteinen oder Häusern zu finden ist, werden drei bis fünf Eier gelegt. Die etwa sechs Zentimeter großen Eier werden abwechselnd 25 bis 40 Tage von beiden Elterntieren gebrütet. Beide Partner suchen auch Nahrung für den Nachwuchs.

Pro Horst schlüpfen in Stormarn bis zu drei Jungstörche. Nach 50 bis 100 Tagen sind die Jungtiere flügge und machen sich selbst auf Nahrungssuche. Ende August machen sich die Vögel wieder in ihr Winterquartier nach Spanien oder Afrika auf.