70. Geburtstag, 25 Jahre Kindertheater, 20 Jahre Kleines Theater: Bargteheide feiert mit Kirsten Martensen

Bargteheide. Sie wird bald 70 und ist gerade mit ihrer 96 Jahre alten Mutter zusammengezogen. Eine Wohngemeinschaft der besonderen Art. "Das geht wunderbar", sagt Kirsten Martensen, "aber natürlich knallt es auch mal. Wir können schließlich beide schauspielern." Die Bargteheiderin hatte schon immer eine kreative Art, ihr Leben zu gestalten, und Mut zu ungewöhnlichen Entscheidungen.

Mit 50 Jahren startete sie noch einmal durch und übernahm als Pächterin das Kleine Theater. "Es gab Dauerkämpfe", sagt Kirsten Martensen. Jetzt wird sie 70. Will sie immer noch kämpfen? "Jetzt erst recht. Dabei bin ich schon vier Jahre in Rente", sagt sie und schüttelt, als wenn sie das selbst nicht glauben könnte, ihre langen Haare.

Ihre Ausdauer, ihr Einsatz und ihre Hartnäckigkeit haben sich gelohnt. Jetzt kann sie dreifaches Jubiläum feiern: 25 Jahre Kindertheater Blaue Wolke, 20 Jahre Kleines Theater und 70 Jahre Kirsten Martensen. Zusammen macht das 115. Das muss man erst mal schaffen. Im Team ging das.

"Das ist hier eine so schöne Arbeit. Und zu sehen, wie sich die kleinen Schauspieler entwickeln, ist wunderbar", sagt Kirsten Martensen, die schon vor ihrer Zeit als Pächterin des Kleinen Theaters Kindertheater gemacht hat - am Kreisgymnasium. "Ich habe drei Töchter. So ergab sich das", sagt Martensen. Die Eltern würden sie häufig fragen, wie sie den Stress und den Krach bei den Proben mit den Kleinen aushalte. Ihre Antwort ist knapp und klar: "Hinterher bin ich platt, aber selig."

Selig war sie auch, als sie Ulrich Tukur ins Kleine Theater holte. Denn Kirsten Martensen ist nicht nur Regisseurin, sie war auch Kulturchefin und brachte Prominenz ins Haus. "Ich hätte nie gedacht, dass ich das schaffe und Tukur kennenlernen würde." Auch Dominique Horwitz und Konstantin Wecker kamen. Marianne Sägebrecht, Ilse Werner, die Gruppe LaLeLu, Hannes Wader - alle waren sie da. Und das nicht nur einmal. Martensen: "Tukur hat es so gut gefallen, dass er gleich viermal kam."

Als wenn es mit Kunst und Theater nicht genug wäre, kümmerte sich Kirsten Martensen auch ums Filmgeschäft und machte aus dem eher muffigen Vorstadt-Lichtspielhaus ein preisgekröntes Programmkino. "Und das Restaurant habe ich auch noch geführt und in der Küche gestanden und gekocht. Ich weiß nicht, wie ich das alles 15 Jahre geschafft habe", sagt sie.

Sie hat es überstanden, wenn auch nicht ohne Blessuren. Eine schwere Krankheit kam. Sie kämpfte gegen den finanziellen Ruin und gab schließlich Kino und Restauration ab. Jetzt ist sie wieder voll da. Der Förderverein war in all der Zeit eine wichtige Stütze. Der Verein ist es jetzt auch, der Kirsten Martensen hochleben lässt, mit Unterstützung der Sparkasse in Bargteheide, de 500 Euro spendet. "Wir organisieren für ihren Geburtstag am 27. Mai ein großes Festprogramm", sagt Kim-Janina Janetzke, die 18 Jahre alte Vorsitzende.

Die Theaterkinder werden den Auftakt gestalten - nach einer Choreografie von Anja Konings, die schon lange an der Seite von Kirsten Martensen steht. Auch Hans Scheibner und Christian von Richthofen werden kommen. "Und ein Überraschungsgast. Ein Schauspieler, der in der allerersten Produktion von Kirsten mitgespielt hat", sagt Kim-Janina Janetzke. Den Namen will sie nicht verraten. "Kirsten" soll noch nichts wissen. Rund 300 geladene Gäste werden mit der Jubilarin an dem Tag feiern, an dem sie 70 wird und an dem sie vor genau 20 Jahren das Kleine Theater eröffnete. Weil an dem Wochenende Stadtfest ist, wird das Programm draußen auf einer Leinwand gezeigt . Nach der Revue beginnt die Geburtstagsparty. Martensen: "Die Zahl 70 ist ein bisschen komisch. Aber mein Leben ist toll. Ich habe das Gefühl, angekommen zu sein."