Zu wenig Wind für neue Rotoren. Dort, wo es stehen könnten, gibt es Widerstand

Bad Oldesloe. 41 Windkraftanlagen gibt es in Stormarn - und es sieht nicht so aus, als würde diese Zahl in den kommenden Jahren wachsen. Zwar ist nach dem nuklearen GAU im japanischen Fukushima auch hierzulande den Politikern klar geworden, dass Alternativen zur Kernkraft gefördert werden müssen. Aber der Wind spielt nicht mit - in vielen Regionen Stormarns bläst es einfach nicht stark genug. Ohnehin gibt es in weiten Teilen der Kommunalpolitik eine deutliche Abneigung gegen Windräder. "Ich möchte die Anlagen in Oststeinbek nicht stehen haben", sagte der CDU-Kreistagsfraktionsvorsitzende Joachim Wagner im Abendblatt-Interview. Wagner wohnt in Oststeinbek.

Er steht mit seiner Ansicht nicht allein. Viele Gemeinden haben sich bereits gegen den Bau von Windrädern ausgesprochen. 2008 hatte das Land den Versuch gestartet, mehr Flächen für Windräder zu finden. Damals ging es darum, die Eignungsgebiete von 0,86 Prozent der Landesfläche auf ein Prozent zu erhöhen. Dazu müssen die entsprechenden Regionalpläne geändert werden. Im Zuge dieses langwierigen Verfahrens wurden die Kommunen angehört. In Stormarn haben sich die meisten gegen weitere Windräder ausgesprochen.

Trotzdem hat das Land die Latte nun noch einmal höher gelegt. 1,5 Prozent der Landesfläche sollen nun zu Eignungsgebieten werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten landesweit 11 000 Hektar zusätzlich als potenzielle Standorte für Windräder ausgewiesen werden. "Das ist sehr ambitioniert", sagt Thomas Giebeler, der Sprecher des für die Landesplanung zuständigen Innenministeriums. "Aber das Land will die erneuerbaren Energien voranbringen." Ins Auge gefasst hat das Ministerium dabei offenbar die Westküste. "Dort gibt es noch Flächen mit Potenzial", sagt Giebeler.

Windenergie wird in Schleswig-Holstein schon seit vielen Jahren genutzt. In Stormarn wurde erstmals 1996 ein Eignungskonzept aufgestellt. Die Landesplanung hatte damals errechnet, dass im Kreis 7,5 Megawatt aus Windenergie erzeugt werden könnten. "Bei der Berechnung hat man sich damals an der Leistungsfähigkeit der Stromnetze orientiert", sagt Ulrich Tasch von der Fachabteilung des Innenministeriums. "Das war der limitierende Faktor." Weil der Strom aus Windrädern staatlich subventioniert wurde, hielten sich die Investoren nicht an diese Grenze. 2009 lieferten die 41 Windanlagen bereits gut 51 Megawatt - also fast das Siebenfache der einstmals angepeilten Leistung.

Seitdem ist kein neues Windrad dazugekommen. Stormarn, so scheint es, ist ausgereizt. Der Kreis hat 2009 festgestellt, dass nur noch vier Flächen für eine Ausweisung infrage kommen. Sie liegen in Rehhorst, Feldhorst, Havighorst und Brunsbek. Windanlagen wurden dort bislang nicht gebaut. "Wir haben das einstimmig abgelehnt", sagt Olaf Beber, der Brunsbeker Bürgermeister. Sieht er das nach dem Atomunglück von Fukushima anders? "Nein", sagt er. "Für uns ist das Wohlbefinden der Bevölkerung das wichtigste. Bevor Windräder gebaut werden, muss sichergestellt sein, dass sie keine negativen Auswirkungen auf die Menschen haben." Brunsbek dürfte also weiterhin frei von Windrotoren bleiben - zumal Kiel keinen Druck machen will. "Es wäre politisch kontraproduktiv, Gemeinden zu etwas zwingen zu wollen", sagt Thomas Giebeler vom Landesinnenministerium.

Der Stormarner Beitrag zur Energiewende, die die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) propagiert hat, wird also, wie es aussieht, nicht in der Windkraft, sondern in der Solarenergie liegen. Das sieht auch Stefan Kehl so, der Vorsitzende der Kreistagsfraktion der Grünen. "In Stormarn gibt es nun mal nicht so viel Wind", sagt er. Stattdessen macht Kehl nun Wind, um in seiner Heimatgemeinde Großhansdorf den Bau eines Solarparks voranzutreiben. Die Anlage soll auf einem Feld an der Autobahn stehen. Doch nach anfänglicher Zustimmung hat nun die CDU Bedenken geäußert. Man wolle jetzt nicht eine Planung für 20 Jahre zementieren, hieß es.