Eine Glosse von Lena Thiele

Die Vollbremsung war wenig würdevoll. Aber ein Preis von mehr als 1,60 Euro für einen Liter Benzin hinterlässt Spuren im Gehirn eines jeden Autofahrers. Dort nistet sich dann ein kleiner schlauer Benzinmann ein, der die Wochenplanung vorgibt: Montag, am besten Dienstag schreibt er einen Besuch an der Tankstelle vor. Tagsüber sei meistens etwas besser als morgens oder abends, wenn alle auf dem Weg zur oder von der Arbeit auf- tanken wollten.

Kleine Tankstellen seien natürlich den großen Markentankstellen vor- zuziehen - große Umwege lohnten deswegen allerdings eher nicht. Der Benzinmann weiß auch: Tanke am Freitag niemals voll und reize die Tankanzeige bis weit in den roten Bereich hinein aus. Denn ein leerer Tank bedeutet weniger Gewicht be- deutet weniger Benzinverbrauch. All diese Mühen helfen aber meistens nicht viel. Die Macht des kleinen Benzinmanns ist eben begrenzt.

Deshalb ist es manchmal nötig, jeden Würdeverlust zu ignorieren. Dann muss ich mich in eine lange, den Verkehr blockierende Autoschlange einreihen und von fremden Menschen - die es hoffentlich einfach gut mit mir und der Schlange meinen und nicht auf einen Versicherungsschaden aus sind - an teuren Sportwagen vorbei zu freien Tanksäulen lotsen lassen. Deshalb habe ich diesmal sehr spontan sehr stark gebremst. Und Super getankt. Für 1,46 Euro pro Liter.