Am Sonntag feierten zahlreiche Stormarner Konfirmation. Mit Glaubensbekenntnissen in Reimform

Reinfeld. "Konfirmiert zu werden, heißt ein Stück weit Unabhängigkeit" sagt Merlin Martens, "erwachsen zu werden eben." Der 14-Jährige ist einer von 27 Reinfeldern, die am Sonntag in der evangelisch-lutherischen Matthias-Claudius-Kirche konfirmiert wurden. In diesem Jahr haben Pastor Tockhorn, Pastor Berger und Diakonin Kerstin Frerichs rund 100 Jugendliche konfirmiert, in den vergangenen Jahren sahen die Zahlen ähnlich aus. In Schleswig-Holstein und Hamburg bleiben die Zahlen nach Angaben des Nordelbischen Kirchenamtes ebenfalls stabil, bewegen sich seit 2000 bei rund 23 000 Konfirmationen im Jahr.

"Ich kann jetzt Taufpate werden, das finde ich wichtig", sagt Niklas

Für Niklas Viehmann gehört diese Tradition einfach dazu: "Ich habe zwei Pastoren in meiner Familie, da war es klar, dass ich mich auch konfirmieren lasse", sagt der 14-Jährige. "Außerdem kann ich dann Taufpate werden, das finde ich wichtig." Die eigentliche Zeremonie während des Gottesdienstes, das Glaubensbekenntnis der Konfirmanden und die Segnung, haben sich kaum verändert. Das Drumherum und vor allem der Konfirmationsunterricht sind hingegen moderner geworden "Uns ist wichtig, dass wir den Jugendlichen nichts vorsetzen", sagt Diakonin Kerstin Frerichs. "Sie sollen selber kreativ werden, Geschichten reflektieren und so ihren Glauben entdecken."

Konfirmandin Melissa Grützmann hatte im Unterricht viel Spaß. "Wir sollten unser eigenes Glaubenbekenntnis reimen", sagt die 15-Jährige. "Wir nennen ihn den lieben Gott, wenn wir ihn rufen, kommt er ganz flott", zitiert sie aus ihrem Bekenntnis. Auch Alicia, 15, denkt gern an ihren Konfirmationsunterricht zurück. "Ich fand es gut, dass wir in der Gruppe viel über unseren Glauben diskutiert haben". An Gott glaubt Alicia nicht so richtig. "Ich glaube aber daran, dass es irgendetwas anderes gibt, das unser Leben bestimmt." Zweifel am eigenen Glauben gehören dazu, sagt Diakonin Frerichs: "Die kindliche Vorstellung vom lieben Gott als alten Mann mit einem langen Bart wandelt sich zur Frage: Was ist Glaube für mich?" Dass die Jugendlichen dann mitten in der Pubertät stecken, ist für Frerichs eine Chance. "Es kann zwar sehr anstrengend sein. Auf der anderen Seite erwischt man die Jugendlichen auf dieser Schwelle zum Erwachsenwerden gut mit der Frage: Wie sieht es eigentlich aus mit meinem Glauben?" Gewalt an der Schule oder die Atomkatastrophe von Fukushima - auch das sind Themen, mit denen sich die Jugendlichen auseinandersetzen. Den Widerspruch zwischen dem Glauben an einen allmächtigen Gott und einer Realität der Naturkatastrophen und Kriege sieht Konfirmand Niklas Viehmann pragmatisch: "Gott gefällt es sicher nicht, dass Menschen aufeinander schießen. Aber er kann ja kaum auf die Welt kommen, um das zu klären."

"Wenn die Konfirmanden bei der Segnung zittern, ist das berührend"

Die 'Konferfahrten' sind die Highlights der Konfirmationszeit. Merlin sagt: "Auf der Freizeit in Plön habe ich ständig mit Jungs aus meiner Gruppe Basketball gespielt". Alicia fand die Gemeinschaft toll: "Wir hatten viel Spaß."

Vor allem viele Geschenke warten auf die jungen Leute nach dem Gottesdienst. "Wir feiern zu Hause mit meinen Verwandten", sagt Niklas. "Es gibt unter anderem Tomatensuppe, mein Lieblingsessen." Diakonin Frerichs sagt: "Geld ist auch ein Anreiz, klar. Aber irgendwann merken die meisten, dass mehr dahinter steckt.

Und der Konfirmationsgottesdienst selbst? "Das ist immer aufregend", sagt Frerichs und lacht. Kurz vorher zupfen sie an ihren Kleidern und Krawatten, stellen schnell noch 1000 Fragen. "Wenn sie dann bei der Segnung vor mir stehen und zittern, ist das sehr berührend."

In unserer Dienstag-Ausgabe finden Sie die Namen derer, die am Wochenende konfirmiert wurden.