Forstbetriebsgemeinschaft kritisiert Richtlinien und das Landeswaldgesetz

Ahrensburg. Verkehrte Welt in den Wäldern - ausgerechnet Naturschutzbestimmungen führen offenbar dazu, dass die Waldflächen in Stormarn schrumpfen. Diese Kritik wurde bei der Mitgliederversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft Stormarn am Donnerstag laut. Hans-Caspar Graf zu Rantzau, Präsident des schleswig-holsteinischen Waldbesitzerverbandes, sagte: "Viele Naturschutzrichtlinien konterkarieren das Ziel der Aufforstung." Während Anfang der 90er-Jahre jährlich 1000 Hektar Neuwald erklärtes Ziel der Politik waren, würden heute tatsächlich nur Flächen im zweistelligen Bereich aufgeforstet.

Auch Martin von Jenisch, Vorstandsvorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft, die die Interessen von privaten und kommunalen Waldbesitzern im Kreis vertritt, sieht den Waldbestand in Gefahr. "Der öffentliche Trassenbau bedroht immer stärker die Waldgebiete", so von Jenisch. Er hege Zweifel, dass dort, wo Bäume einer Bebauung weichen müssten, stets Ausgleichsflächen für neue Bäume geschaffen würden. Als "Schwächung der forstlichen Phalanx" bezeichnete Rantzau die Änderung des Landeswaldgesetzes vor drei Jahren. Damals wurden die Forstämter aufgelöst, drei neue untere Forstbehörden mit Sitz in Schleswig, Neumünster und Bad Schwartau geschaffen. Oberste Forstbehörde und leitungsverantwortlich ist seitdem das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume.

"Die unteren Forstbehörden sind im Ministerium mit dem Referat Forst & Jagd beim Naturschutz angesiedelt", sagt Rantzau. Deshalb müsse immer die untere Naturschutzbehörde bei geplanten Maßnahmen, wie zum Beispiel der Aufforstung, zustimmen. Die Einflussnahme des Naturschutzes auf die Waldwirtschaft zeugt für Rantzau auch von einem Wandel der Gesellschaft. Er sagt: "Der Wald verliert offensichtlich an Bedeutung." Doch nicht nur die Verwaltungsstrukturen machen dem Verbandspräsidenten Sorgen. "Unsere Laubbäume bekommen zunehmend Probleme, vermutlich wegen der Klimaveränderungen." Während Rosskastanien in den vergangenen Jahren von der Miniermotte befallen wurden, greife nun das Eschentriebsterben um sich. "Bäume sterben durch einen Pilzschädling ab", so Rantzau. Auch Biss-Schäden durch Tiere seien an fast allen Bäumen feststellbar.

Die Einführung des sogenannten Ökokontos vor vier Jahren soll dem Raubbau des Menschen an der Natur entgegenwirken. Wie das geht? Wer in das Ökosystem Wald eingreift, muss für einen ökologischen Ausgleich sorgen. Nimmt er dafür Flächen Dritter in Anspruch, nutzt er ein Ökokonto. Ein Landeigentümer realisiert für ihn gegen Gebühr den geforderten Ausgleich.

Das können Neuwaldbildung, Biotop- oder Artenschutzprogramme sein. Für jeden Quadratmeter aufforstbare Fläche gibt es einen Ökopunkt. Dieser koste in der Regel zwischen 1,80 und 2,50 Euro, sagt Forstdirektor Hans Jacobs von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein.

Seit ein paar Monaten beschäftige die Landwirtschaftskammer eine Biologin, die sich zu 80 Prozent um die Vermarktung von Ökokonten kümmere, berichtetet Jacobs in Ahrensburg. Jacobs zieht positive Bilanz seit der Konteneinführung. "Das ist die richtige Richtung." Rantzau hingegen bleibt kritisch: "Nicht jede Maßnahme führt zu Neuwald, manchmal geht sogar noch mehr Wald verloren."