Ammersbeker Kinder dürfen in Ahrensburg zwar zur Schule, aber nicht in den Hort gehen

Ahrensburg. Eigentlich war Enyas nahe Zukunft gesichert. Ihre Mutter Corinna Winkelmann hatte die Sechsjährige im Ahrensburger Hort am Reesenbüttel angemeldet, lange im Voraus. Hier sollte sie hingehen, jeden Tag nach der Grundschule. Das war der Plan, damit Corinna Winkelmann arbeiten kann. Nun gibt es ein Problem: Familie Winkelmann wohnt in Ammersbek. Dass das ein Problem ist, weiß Corinna Winkelmann seit Ostern.

"Da kam die Absage: Enya darf zwar in die Grundschule, aber nicht in den Hort." Jahrelang gab es ein Abkommen zwischen der Stadt Ahrensburg und der Gemeinde Ammersbek. Wörtlich: "Die Ammersbeker Siedlung Daheim zählt zum Schuleinzugsgebiet Reesenbüttel. Diese schulpflichtigen Kinder werden den ortsansässigen Kindern gleichgestellt, sofern die Wohnsitzgemeinde den tatsächlichen Kostenausgleich leistet", so steht es bislang in der Satzung.

Nun hat der Ahrensburger Sozialausschuss beantragt, die Gleichberechtigung der Ammersbeker Kindern mit den Ahrensburger Kindern aufzuheben. Sie sollen in Ammersbek in einen der Horte gehen - und die sind mehr als vier Kilometer von dem Zuhause der meisten Kinder entfernt. "Aber in die Grundschule am Reesenbüttel dürfen sie, das ist absurd", sagt Winkelmann. "Ich kann doch nicht mittags meinen Arbeitsplatz verlassen, um meine Kinder durch die Gegend zu fahren."

Und nicht nur ihre Enya darf nicht in den Hort. "Dieses Jahr sind sieben Kinder betroffen", sagt Erika Gronemann. Auch ihre Tochter Merle, 6, wird wohl nicht in den Hort gehen können. "Im Gebiet wohnen viele junge Familien, im kommenden Jahr werden es noch mehr Kinder sein". Und die Betreuungsalternativen sind viel weiter entfernt als der Hort am Reesenbüttel. "Wir bedauern die Situation sehr", sagt Michael Sarach, der Ahrensburger Bürgermeister. "Aber wir müssen zuerst an die Ahrensburger Kinder denken. Im Moment haben wir selbst für sie nicht ausreichend Plätze."

So leid es ihm tut: Am 23. Mai werden die Stadtverordneten über den Antrag des Sozialausschusses beraten. Und dann könnte es für die betroffenen Ammersbeker Eltern teuer werden. Erika Gronemann hat mal nachgerechnet, was es kosten würde, die Kinder privat statt im Hort betreuen zu lassen: "Fünf Stunden pro Tag würden 480 Euro im Monat kosten. Dann kann ich aufhören, zu arbeiten."

Die Eltern sind sich einig, dass Familie und Karriere unter diesen Umständen nicht zu vereinbaren sind. Sie hatten sich auf die Regelung verlassen.

"Und nun sind in Ammersbek auch keine Plätze mehr frei", sagt Claudia Heil. "Abgesehen davon möchten wir, dass unsere Kinder wohnortnah zur Schule gehen", sagt die Mutter. Die Kinder sollen selbstständig zur Schule laufen können, gemeinsam mit ihren Mitschülern und Kindern aus der Nachbarschaft. "Hätten wir geahnt, dass es zwischen den Gemeinden so ein kleinliches Agieren geben kann, wären einige von uns bestimmt nicht hier her gezogen", sagt sie. Die Eltern ärgern sich auch, weil die Bürgermeister angeblich nicht miteinander sprechen. Der Ammersbeker Bürgermeister Horst Ansén hätte, so die Eltern, selbst nur kurzfristig von der neuen Lage erfahren.

"Über den geplanten Beschluss konnten wir Ammersbek erst informieren, nachdem die Lage klar war", sagt sein Ahrensburger Amtskollege Michael Sarach. So sei das eben, auch wenn es ihm leid tue. Ansén sagt, die Eltern seien zu Recht ärgerlich. "Die Situation ist wirklich unglücklich. Wir haben mit den Plätzen in Ahrensburg gerechnet, nun brechen sie weg. Aber ich verstehe, dass Ahrensburg selbst zu wenig Plätze hat, auch wenn ich es nicht gut finde, dass Ammersbek hinten runter fällt."

Dass die Bürgermeister nicht miteinander sprechen, sei nicht wahr - das bestätigen beide. "Wir treffen uns ein Mal im Monat, aber eben auch wegen anderer Themen", sagt Sarach. Und dann sagt er noch mal, dass es ihm für die Eltern und Kinder sehr leid tue.

Corinna Winkelmann und ihre Mitstreiter ärgert auch, dass die Absagen kamen, bevor der Beschluss am 23. Mai gefasst wird. "Das ist doch nicht rechtens", sagt sie. Die Hortleiterin Karen Scharfenberg hat dafür eine Erklärung: Der Beschluss komme sowieso. "Alle Fraktionen haben gesagt, dass der Beschluss bei ihnen am 23. Mai durchgehen wird. Deshalb haben wir den Eltern die Absagen geschickt, damit sie mehr Zeit haben, sich um Alternativen zu kümmern." Sie hätten den Eltern damit nur helfen wollen. Nun könnten sie vom Hort nichts mehr tun, jetzt sei Ammersbek zuständig. Bürgermeister Ansén will sich mit den Eltern zusammensetzen. "Wir haben noch keine Lösung, aber wir bemühen uns." Aber ob für jedes Kind die optimale Regelung gefunden werde, wisse er nicht.

Auch wenn wohl nichts mehr zu machen ist: Aufgeben wollen die Eltern nicht. "Ein Freund von mir ist Anwalt, ich habe schon Widerspruch eingelegt", sagt Winkelmann. Sie werden einen Brief an die Fraktionen schreiben, zu den Sitzungen der Ausschüsse in Ahrensburg sowie Ammersbek gehen und auf sich aufmerksam machen.