Eine Glosse von Bernd-Olaf Struppek

Alles schläft, und ganz heimlich betrete ich die Arena. Verstohlen blicke ich mich um, dunkel und verlassen liegt das Spielfeld. Dabei sein ist alles? Von wegen, ich will den Rekord!

Ein paar Lockerungsübungen vorweg. Mein Hund hebt verwundert den Kopf. Ich fühle mich konzentriert und fokussiert, auf den Punkt fit. Am Rande der Wettkampfstätte flammt ein Licht auf, jemand geht vorbei, der Hund knurrt. Ich tauche tiefer in die Schatten. Dann ist wieder Ruhe. Ich greife zum Sportgerät. Fließende Bewegungen, eins werden mit Bogen und Pfeil - das Ziel flimmert vor meinen Augen. "10", "10", "10": ein perfekter erster Durchgang. Der Hund hat nicht hingeguckt, er schnarcht. Zweiter Durchgang - mir unterläuft ein leichter Wackler, prompt schieße ich nur eine "9". Dann sausen zwei Pfeile wieder genau ins Zentrum der Scheibe. Ich bin auf Kurs.

Nur die Ruhe bewahren, denn jetzt erst kommen die entscheidenden Runden. Es windet plötzlich, der Hund merkt davon nichts. Ich muss vorhalten, Wind und Entfernung genau mit berechnen. "9", "10", "8". Mist, aber noch ist der Rekord machbar. Der Hund seufzt im Schlaf; ich schieße auf die lange Distanz zusammen 25 Punkte. Die Anzeigetafel verkündet es: "Rekord!" In tiefster Zufriedenheit verlasse ich die Stätte meines Triumphes. Der Hund folgt, mit einem Auge blinzelnd, meinem Abgang.

Am kommenden Tag, mein Handy klingelt. Es ist mein Sohn, und er ist empört: "Papa, Du hast heimlich Wii gespielt und meinen Rekord geknackt!"