Shanty-Chor probt in Glinde für ein Jubiläumskonzert im Sachsenwald-Forum. Mit Seemannsliedern wollen die Männer 20-Jähriges feiern

Glinde/Reinbek. Sie standen schon auf vielen großen Bühnen, hatten zahlreiche Auftritte im Radio und Fernsehen: Die Hamburger Klabautermänner sind seit ihrer Gründung vor 20 Jahren viel herumgekommen. Die Mitglieder des Shanty-Chors, die überwiegend aus Glinde, Reinbek und Umgebung kommen, traten zum Beispiel zweimal beim Silvesterstadl der ARD auf der Gorch Fock auf, waren mehrmals in der Musik- und Kultursendung Sonntakte auf NDR 90,3 zu hören und haben bei einer Livesendung zum Eurovision Song Contest mit Guildo Horn auf der Reeperbahn gesungen. Als Botschafter der Stadt Hamburg sind sie nicht nur im Rathaus der Hansestadt aufgetreten, sondern reisten auch nach Wiesbaden, Berlin und Bonn.

"Wir sind alle leidenschaftliche Sänger. Und es macht Spaß - das ist das wichtigste", sagt Norbert Makus. Der 61-Jährige ist einer der zurzeit 30 Mitglieder des Shanty-Chors. Der Jüngste ist 60 Jahre alt, der Älteste 77. Und nur einer von ihnen ist von Anfang an dabei: Gründer Hans Günther Reimer. Der Reinbeker hat den Chor vor 20 Jahren ins Leben gerufen. Er sagt: "Ich war vorher viele Jahre Mitglied eines klassischen Männerchors und hatte Sehnsucht nach etwas leichterer Unterhaltung."

Mit neun Leuten startete er 1991. Nach und nach schlossen sich immer mehr Männer dem Shanty-Chor an. Norbert Makus kam vor drei Jahren dazu. "Ich habe die Klabautermänner zufällig bei einem Auftritt erlebt und war sofort begeistert", sagt der Neuschönnigstedter. Seitdem ist er jeden Montag bei der Chorprobe in Glinde anzutreffen. Makus: "Es macht immer sehr viel Spaß. Oft fahre ich brummig hin und gehe fröhlich wieder nach Hause."

So wie heute. Es ist Montag, 19.30 Uhr. Zeit für die wöchentliche Probe der Hamburger Klabautermänner. Geübt werden sollen die Lieder für das Jubiläumskonzert des Shanty-Chors im Sachsenwald-Forum in Reinbek. Einige Mitglieder haben sich bereits im Gemeinschaftshaus am Willinghusener Weg in Glinde eingefunden und blättern eifrig in ihren Unterlagen. Es werden Hände geschüttelt, Neuigkeiten ausgetauscht und die Fußball-Ergebnisse vom Wochenende diskutiert. Einige scherzen, andere werfen konzentriert noch schnell einen Blick auf Noten und Liedertexte. Dann betritt Chorleiter Herbert Kauschka den Raum. Die Hobbysänger begeben sich auf ihre Plätze. Jeder hat seinen angestammten Platz. Links am Fenster sitzen die ersten Tenöre, neben ihnen die zweiten Tenöre, dann folgen die ersten Bässe. Rechts haben sich die zweiten Bässe versammelt. Und die haben heute besonders gute Laune. Es wird laut gelacht. "Die Herren im Bass sind schon wieder sehr albern", sagt Kauschka und blickt tadelnd von einem Hobbysänger zum anderen. "Wir haben noch nicht mal angefangen und schon ist die Heiterkeit ausgebrochen."

Sofort verstummen die Gespräche. Die Männer stehen auf, nehmen Haltung an und blicken konzentriert zu ihrem Chorleiter. Es kann losgehen. Nach einigen Aufwärmübungen beginnen die Hobbysänger mit dem Gorch-Fock-Marsch. Lautstark schmettern die Männer: "Weiße Segel, die Masten wie Türme, blauer Himmel und blaue See." Chorleiter Herbert Kauschka ist unzufrieden. "Also, das ist hier nicht der Gefangenenchor. Man darf ruhig sehen, dass ihr das mit Freude singt", sagt er und lässt die Männer das Lied ein zweites und ein drittes Mal singen. "Das ist kein Wiener Walzer. Es wäre gut, wenn wir alle das gleiche Tempo hätten." Immer wieder treibt er die Männer zu noch besseren Leistungen an - bis alles perfekt sitzt.

Bei den Chormitgliedern kommt die Professionalität ihres Leiters gut an. Jörg Bausch sagt: "Die Qualität und das Niveau sind toll. Ich bin stolz, hier singen zu dürfen." Das Repertoire der Klabautermänner umfasst knapp 100 Stücke. "Wir singen Seemannslieder, die zu Herzen gehen", sagt Bausch. Doch die Hobbysänger haben auch Operetten, Schlager und klassische Stücke in ihrem Programm. Hans Günther Reimer sagt: "Wenn wir nur Shantys singen würden, wären unsere Konzerte nicht mehr ausverkauft. Unser Erfolg ist die Mischung."

In den 90er-Jahren hatten die Klabautermänner 40 bis 50 Auftritte pro Jahr. "Das war ganz schön stressig", erinnert sich Arno Jantzen. Inzwischen lassen sie es mit zwölf bis 15 Konzerten pro Jahr etwas ruhiger angehen. Wenn die Stormarner auf der Bühne stehen, geben sie jedoch weiterhin alles. "Die alten Leute stehen bei unseren Konzerten auf den Tischen", sagt Peter Ohlsen, der seit drei Jahren Mitglied des Chors ist. "Dann sind plötzlich auch Weihnachtskonzerte nicht mehr besinnlich."

Der Hoisdorfer Jörg Bausch ist seit vier Jahren ein Klabautermann. "Der Unterschied zu anderen Chören ist, dass wir nicht zwischendurch ein oder zwei Bier trinken", sagt er. "Wenn wir Alkohol trinken, dann nur hinterher." Nur einmal hätten sie sich in einer Konzertpause einen Drink genehmigt. Doch ein böser Blick ihres Chorleiters habe genügt, so etwas nicht noch einmal zu wiederholen.