Hebammen arbeiten aus finanziellen Gründen weiter. Kein Andrang in Krankenhäusern

Bad Oldesloe. "Wir sind zur Zeit nicht zu sprechen, da wir uns im Streik befinden." So oder so ähnlich lauten die Ansagen der Anrufbeantworter der Hebammenpraxen in Bad Oldesloe und Bargteheide in diesen Tagen. Hintergrund für den bis Donnerstag andauernden Streik der Hebammen in Schleswig-Holstein ist die finanzielle Notlage der Frauen, die auf die Prämienerhöhung der Berufshaftpflichtversicherung und die unzureichende Gebührenanpassung durch die Krankenkassen zurückzuführen sei. Erste Frauen bekamen die Auswirkungen dieses Streiks gestern zu spüren. "Ich hab leider eine Frau mit Stillproblemen abweisen und sie an einen Arzt vertrösten müssen", sagte Angela Feldtmann von der Hebammenpraxis aus Bargteheide. "Ich streike aus Überzeugung", sagte sie, "dieser Streik ist eine der letzten Möglichkeiten, auf unsere finanzielle Situation aufmerksam zu machen." Auch Hebamme Susanne Karwehl aus Ahrensburg lässt in den kommenden Tagen sämtliche Kurse ausfallen, arbeitet nur im äußersten Notfall und verzichtet so auf geschätzte 120 Euro am Tag.

Diesen Verdienstausfall kann die Ahrensburger Hebamme Silke Dassau nicht hinnehmen. "Ich streike nur teilweise, da ich mir einen völligen Ausfall nicht leisten kann", sagte sie. Auf Nachfrage der Regionalausgabe Stormarn des Hamburger Abendblattes bestätigten auch andere Hebammen aus der Region, nicht völlig zu streiken. Neben dem finanziellen Aspekt spiele auch die Verantwortung den zu betreuenden Frauen gegenüber eine wichtige Rolle. Mareike Rettberg aus Ahrensburg sagte: "Es fällt mir sehr schwer, die Familien, die ich begleite, jetzt im Stich zu lassen."

Die Krankenhäuser der Region spürten die Auswirkungen des Streiks am ersten Tag noch nicht: "Bei uns ist auf der Geburtsstation nicht mehr los, als an anderen Tagen", hieß es im Reinbeker St. Adolf-Stift. Ähnlich sah die Lage auch im evangelischen Amalie-Sieveking-Krankenhaus in Hamburg-Volksdorf aus. Anfragen von werdenden Müttern aus dem Kreis Stormarn konnte das Krankenhaus am Montag nicht verzeichnen.