Bank-Geheimnisse: Der Großhansdorfer Theologe Peter Knorn hält Trauerreden und möchte das Thema Tod enttabuisieren

Ahrensburg. "Es gibt keinen Menschen ohne Fehler", sagt Peter Knorn. "Fehler gehören zu dem, was eine Person ausmacht." In den Trauerreden des Großhansdorfer Theologen geht es deshalb nicht um perfekte Menschen, die immer alles richtig gemacht haben. Auch Ecken und Kanten bekommen ihren Platz - von dem Verstorbenen soll kein verklärtes Idealbild erscheinen. Sondern er soll als der Mensch, der er war, den Angehörigen und Freunden in Erinnerung bleiben.

"Ich stelle mich darauf ein, was dem Verstorbenen wichtig war"

"Ich versuche, die Person gegenwärtig werden zu lassen", sagt Peter Knorn mit ruhiger Stimme. Dabei dürfe auch mal gelächelt werden. So wie bei der Trauerfeier für einen sehr gewissenhaften Großvater, der seinen Kindern und Enkelkindern "immer genau auf die Finger geguckt hat", wie Peter Knorn erzählt. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. "In der Rede habe ich gesagt: Er war der Chef. Darüber haben sich die Familienmitglieder gefreut, sie hatten ihren Großvater wieder erkannt." Es sind solche kleinen Beobachtungen, die Peter Knorn Freude bereiten. Auf einer Bank mit Blick auf das Ahrensburger Schloss erzählt er von seinem Beruf. Der Großhansdorfer ist Trauerredner. Der Begriff ist ihm allerdings zu eng gefasst, er versteht sich eher als "Trauerbegleiter". Die Rede sei nur der sichtbare Teil seiner Arbeit. "Das Wichtige passiert vorher, im Gespräch", sagt Knorn, der zwar in der katholischen Kirche ist, aber auch für kirchenferne und andersgläubige Menschen Trauerreden hält. "Ich stelle mich darauf ein, was dem Verstorbenen wichtig war." Um möglichst viel über diesen Menschen zu erfahren, redet Peter Knorn mit den Angehörigen, manchmal auch mit Freunden. "Dafür nehme ich mir ganz viel Zeit." Wenn er mit Menschen spricht, die vor kurzem einen nahen Verwandten verloren haben, bemüht er sich, ganz normal mit ihnen umzugehen. Schließlich gebe es schon genug Berührungsängste.

So hielten Freunde und Bekannte aus Unsicherheit oft erst einmal Abstand zu den Trauernden, sagt Peter Knorn. Er will auch als Gesprächspartner den Hinterbliebenen die Möglichkeit geben, über den Verlust zu reden. Meistens gehe das gut, sagt er. Aber es gebe auch schwierige Situationen, in denen er länger brauche, um sich ein Bild von dem Toten zu machen. "Wenn zum Beispiel ein Mensch nur Vater und Sohn hinterlassen hat, fällt denen das Gespräch oft schwerer. Viele Männer verschweigen ihre Trauer."

In seinen Reden vermeidet Peter Knorn allzu betroffen klingende Worte. "Salbungsvolle Reden kann ich nicht leiden", sagt er. "Ich mag es nicht, wenn billig traurige Stimmung erzeugt wird."

Wer nur das Traurige in den Vordergrund stelle, verkenne den Sinn einer Trauerrede. "Das Schöne muss darin auch Platz finden", sagt Peter Knorn. Er spricht deshalb lieber von einer "Abschiedsrede". Denn die Trauer habe einen Grund: Das verlorene Leben. Es gehe darum, in Erinnerung zu rufen, was Freunde und Familienmitglieder mit dem nun Toten erlebt hätten. Peter Knorn hebt den Kopf ein wenig, in seine geduldige Stimme mischt sich eine Prise Nachdruck. "Und das führt doch mitten ins Leben."

Sterben sollte kein Tabuthema sein, sagt der 53-Jährige, in dessen Familie der Tod nicht verbannt wurde. "Ein selbstverständliches Thema. Eltern sollten den Mut haben, mit Kindern darüber zu reden. Sonst wissen diese später nicht, wie sie damit umgehen sollen." Dass jeder sterben muss, ist wohl kaum ein Tabu. Aber der Umgang mit dem Tod falle vielen schwer. Knorn: "Durch seine Trauer muss man durch - und macht Erfahrungen fürs Leben."

Von seinen positiven Erfahrungen will Peter Knorn, der sich auch ehrenamtlich im Hospiz-Verein engagiert, etwas weitergeben. Er will anderen Menschen Mut machen, sich mit den vielen Seiten des Todes auseinanderzusetzen. "Viele Betroffene sind unsicher. Sie haben Angst, etwas falsch zu machen." Die Bereitschaft, bewusst Abschied zu nehmen, nehme aber zu. "Die Menschen stellen sich der Sache mehr als vor Jahren."

"Die Schönheit der Natur macht das Leben reicher"

Peter Knorn beschäftigt sich fast täglich mit dem Tod. Ausgleich findet er in seinem Garten. "An Haus und Garten gibt es immer was zu tun", sagt der Naturfreund, der auch oft mit seiner Frau lange Spaziergänge durch den Duvenstedter Brook oder den Höltigbaum unternimmt. Es sei schön, die Natur zu erleben, sagt Peter Knorn. "Mit einem eigenen Garten nimmt man die Entwicklung viel bewusster wahr. Das macht das Leben reicher."