Tremsbütteler Institut hat untersucht, was Firmenchefs immer wichtiger wird

Tremsbüttel. Wer mit seiner beruflichen Tätigkeit zufrieden sein und vorankommen will, muss wissen, welche Talente in ihm ruhen und welche Tätigkeiten ihm besonders liegen. Und wer nicht mit guten Noten glänzt, muss mit seiner Persönlichkeit überzeugen. Davon ist Thomas Moldzio vom Institut für Personalauswahl in Tremsbüttel überzeugt. "Persönlichkeitsmerkmale wie emotionale Stabilität oder Gewissenhaftigkeit sind ebenso wie Intelligenz eine wichtige Voraussetzung für den beruflichen Erfolg", sagt Moldzio.

Insbesondere Gewissenhaftigkeit habe in den vergangenen Jahren bei Entscheidungen für einen Bewerber an Bedeutung gewonnen, meint er und stützt seine Aussage auf eine Analyse in den Personalabteilungen führender deutscher Unternehmen, die Moldzio & Partner fürs "Personalbarometer Sommer 2009" gemacht hat. 109 Top-500-Unternehmen gaben an, dass Gewissenhaftigkeit bei der Personalauswahl eine gewichtige Rolle spielt.

Gewissenhaftigkeit beschreibt den Grad, in dem jemand in der Lage ist, organisiert, ausdauernd und zuverlässig an einer Aufgabe zu arbeiten. Fachleute wie der Psychologe Moldzio unterteilen das Persönlichkeitsmerkmal in zwei Aspekte: Fleiß und Ordnung. Sie beschreiben damit zum einen Menschen, die ehrgeizig, zielorientiert und aktiv sind, die aber auch von vorgegebenen Strukturen abweichen und kreativ eigene Lösungswege schaffen; zum anderen Personen, denen Disziplin und Ordnung wichtig sind, die feste Strukturen bevorzugen und Routinetätigkeiten schätzen. "Beide Aspekte lassen Rückschlüsse auf das Arbeitsverhalten zu", sagt Thomas Moldzio.

Wie gewissenhaft ein Mensch ist, könne das Institut genau messen - auf der selbst entwickelten "arbeitsbezogenen Gewissenhaftigkeits-Skala". "Der Fragebogen umfasst 30 Items und ist ein Instrument, verlässliche Aussagen über das Potenzial eines Bewerbers zu bekommen", sagt Thomas Moldzio. Passt der Kandidat zu der Position? Kann er erfolgreich sein?

Ein Beispiel: Ein großes deutsches Unternehmen sucht Auszubildende für kaufmännische Berufe. Aus 1000 Bewerbungen werden 200 Kandidaten ausgewählt und zu einem Testtag eingeladen. Darunter ist Herr A., 16 Jahre alt, Zehntklässler einer Realschule. Er erreicht bei den Intelligenztests nur ein durchschnittliches Ergebnis. Auch seine Rechtschreibkenntnisse lassen zu wünschen übrig. Im Persönlichkeitstest beschreibt sich Herr A. als ausgeglichen und sehr gewissenhaft. "Wir würden dem Unternehmen raten, Herrn A. zu einem Gespräch einzuladen. Er scheint mit Belastungen gut umgehen zu können und sich von Rückschlägen nicht leicht entmutigen zu lassen", sagt Thomas Moldzio.

Ein anderes Beispiel: Herr Dr. C. bewirbt sich für den Chefarzt-Posten in einer Klinik. Er ist überdurchschnittlich intelligent, allerdings wenig strukturiert und organisiert. Auch im Interview merkt er an, schon oft von Kollegen für seine "chaotische Arbeitsweise" kritisiert worden zu sein. Thomas Moldzios Prognose: "Herr Dr. C. ist fachlich gut geeignet, müsste aber beim organisierten und strukturierten Arbeiten unterstützt werden, zum Beispiel durch eine Sekretärin und seine Oberärzte."

Der Psychologe, der das Institut 1999 gemeinsam mit Bernd Sobottka gegründet hat, ist überzeugt, dass Persönlichkeitsmerkmale angesichts der rückläufigen Bewerberzahlen und des Facharbeitermangels bei der Personalauswahl eine immer größere Rolle spielen werden. Zu den langjährigen Kunden der Firma gehören unter anderem BMW, Miele und die Hannover Rückversicherung.