Bei der Vierbergenbrücke liegen Großhansdorfer und Ahrensburger Bürgerinitiativen auf Konfrontationskurs

Großhansdorf. Hunderte Großhansdorfer, die an der Sieker Landstraße und am Ahrensfelder Weg wohnen, fordern die Öffnung des auf Ahrensburger Gebiet gelegenen Straßenzugs Ahrensburger Redder/Vierbergen. Damit gehen sie auf Konfrontationskurs zu einer Anwohnerinitiative aus dem betroffenen Straßenzug: Die Anlieger kämpfen dafür, dass sie weiter an einer Sackgasse wohnen können.

"Die Absprache von 1989, wonach der Ahrensburger Redder für ein Jahr auf Probe gesperrt wurde, können wir nicht mehr hinnehmen", sagt Manfred von Hacht, Sprecher der Interessengemeinschaft für die Aufhebung der Sperrung des Ahrensburger Redders. Der Verkehr, der täglich über die Sieker Landstraße rollt, nehme zu. Das belege eine neue Verkehrszählung. "Mit einer Steigerung von mehr als 15 Prozent innerhalb von zehn Jahren ist unsere Straße danach am stärksten betroffen", sagt Manfred von Hacht. "Gefühlt haben wir das alle schon lange. Jetzt haben wir die Bestätigung."

Für die Interessengemeinschaft ist das ein Grund, ihrer Forderung mit einer Unterschriftensammlung Nachdruck zu verleihen. 160 Anwohner der Sieker Landstraße und des Ahrensfelder Wegs haben bisher unterschrieben. Die Sammlung geht weiter. "Wir sind nicht länger bereit, den überquellenden Verkehr des Ostrings aufzunehmen. Die Sieker Landstraße ist Schulweg, und der muss sicher sein", sagt Anwohnerin Kathrin Ostermann. "Die Vierbergenbrücke muss wieder geöffnet werden oder die Stadt Ahrensburg muss einen anderen Abfluss des Verkehrs über ihr Gebiet suchen."

Wie der Ahrensburger Redder hat auch die Sieker Landstraße eine lange Geschichte. Manfred und Maria von Hacht kennen noch die ruhige Grandstraße. Das war Ende der 50er-, Anfang der 60er-Jahre. Mit der Beschaulichkeit war es vorbei, als die Straße asphaltiert und Anfang der 80er-Jahre zum Autobahnzubringer für den Verkehr aus dem Ahrensburger Gewerbegebiet wurde. "Das sollte eine vorübergehende Lösung sein", sagt Manfred von Hacht. Das sei ihm im Großhansdorfer Rathaus mitgeteilt worden.

Doch dann machte das Gerücht vom vierspurigen Ausbau der Sieker Landstraße die Runde. Die Anwohner waren entsetzt und gründeten eine Interessengemeinschaft. "Ein zähes Ringen um den Bau des verlängerten Ostrings begann", sagt Manfred von Hacht. Mit der Umgehungsstraße entspannte sich die Situation in der Sieker Landstraße erst einmal. "Es fuhren deutlich weniger Autos bei uns vorbei", sagt Maria von Hacht. Allerdings gab's ein Problem: Die meisten Fahrzeuge waren viel zu schnell unterwegs. Immer wieder gab es Unfälle. Auch der Sohn der Familie von Hacht wurde von einem Auto erfasst und sieben Meter weit über die Straße geschleudert. "Es war ein Wunder, dass ihm nichts Schlimmeres passierte", sagt Maria von Hacht.

Amandus Wohlers, der Großvater von Susann Gerke, hatte dagegen keinen Schutzengel. Am 12. Februar 1987, fünf Tage nach seinem 75. Geburtstag, verunglückte er vor seiner Haustür tödlich. "Die Bremsspuren zeigten, dass der Autofahrer viel zu schnell gefahren war", sagt die Enkelin, die heute in dem Haus an der Sieker Landstraße wohnt. 1996 wurde Christopher Siegemund, damals zwölf Jahre alt, angefahren. Er kann seitdem auf dem linken Ohr nicht mehr hören. Die Sieker Landstraße wurde zu der Zeit mit Verschwenkungen umgebaut.

"Von Verkehrsberuhigung sind wir heute meilenweit entfernt", sagt Kathrin Ostermann. Die Raser seien nicht weniger geworden, der Verkehr habe wieder zugenommen. Das liege zum einen an dem neuen Lidl-Lager in Siek. "Seitdem das gebaut ist, fahren hier verstärkt Lastwagen vorbei", sagt Ostermann, die von ihrem Küchenfenster auf die Sieker Landstraße blickt. Die Lärmbelästigung habe erheblich zugenommen, ebenso die Belastung durch Abgase.

Anwohnerin Jutta Siegesmund hat ebenfalls festgestellt., dass der Verkehr dichter geworden ist. "Es ist ein echtes Problem, von unserer Einfahrt runterzukommen", sagt sie. Das liege auch an den Navigationssystemen, die die Sieker Landstraße als Verbindung von der Autobahnabfahrt ins Ahrensburger Gewerbegebiet ausweisen, meint Manfred von Hacht. Und auch das Ahrensburger Neubaugebiet rund um den Viljandiring sorge für mehr Verkehr in dem Großhansdorfer Viertel. Für die Menschen aus dem Neubaugebiet sei der Ahrensburger Redder der kürzeste Weg ins Ahrensburger Zentrum. Nachdem der Straßenzug gesperrt worden war, sollte der Verkehr eigentlich über den Ostring fließen. Eine Prognose, die sich offenbar nicht erfüllt hat. "Die Bürger aus dem Neubaugebiet nehmen lieber den Umweg über den Ahrensfelder Weg und die Sieker Landstraße, um ins Stadtzentrum zu fahren", sagt von Hacht. Seine Mitstreiter und er befürchten, dass mit der geplanten Erweiterung des Neubaugebietes noch viel mehr Autofahrer diesen Weg fahren werden. Doch dagegen wollen sie sich wehren.

"Wir sind nicht mehr bereit, den stetig wachsenden Ahrensburger Verkehr über unsere Großhansdorfer Straßen aufzunehmen", sagt Manfred von Hacht. Die Stadt Ahrensburg müsse dafür Sorge tragen, dass ihre Bürger einen umwegfreien Zugang in ihre Stadt haben. Ahrensburg müsse für einen Verkehrsweg sorgen, den die Anwohner auch nutzen. Und das ist nach Meinung der Großhansdorfer einzig und allein der Ahrensburger Redder. "Die Sperrung muss aufgehoben werden", sagt von Hacht. Dafür wollen die Anwohner am Ahrensfelder Weg und an der Sieker Landstraße kämpfen. Kathrin Ostermann: "Wir haben das gleiche Recht, mit unseren Interessen beachtet zu werden."