330 Kilogramm schwere Kirchturmglocke aus dem Jahre 1464 wird in Bayern überarbeitet
Zarpen. Mit einem Fest verabschiedeten sich gestern etwa 100 Zarpener von der kleinsten und ältesten ihrer drei Kirchturmglocken. Die "kleine Zarpenerin", wie sie von den Bürgern genannt wird, muss für zehn Wochen zur Restauration in ein Glockenschweißwerk ins bayerische Nördlingen.
Der Zarpener Kirchturm wird seit Oktober vergangenen Jahres saniert. Während die maroden Dachschindeln sowie der Dachstuhl und Teile des Mauerwerks erneuert wurden, begutachtete der Glockensachverständige der Nordelbischen Kirche, Norbert Drechsler, die Glocken. Er stellte fest, dass insbesondere an der mit 82 Zentimetern Durchmesser kleinsten Glocke etwas gemacht werden muss.
Da das Kirchendach wegen der Sanierungsarbeiten ohnehin offen ist, entschied der Kirchenvorstandsvorsitzende Jörg Hauke, die Restaurationsarbeiten sofort vorzunehmen. Kosten: 28 000 Euro. Würde die Gemeinde die Glocke erst später zur Kur schicken, müssten das Mauerwerk oder das neue Dach aufgerissen werden. Die Kosten wären erheblich höher.
In der Spezialwerkstatt in Bayern muss zunächst ein Kronenhenkel erneuert werden. Außerdem soll der bisherige Klöppel durch einen weicheren ersetzt werden, der die Glocke weniger stark beschädigt. Auch zwei Löcher in der Glocke sollen geschlossen werden. "Die sind wahrscheinlich 1959 in die Glocke gekommen, als sie gedreht wurde", vermutet Hauke.
Die etwa 330 Kilogramm schwere Bronze-Glocke wurde 1464 gegossen und steht unter Denkmalschutz. "Das hat sie im Dritten Reich gerettet", sagt Hauke. Anders erging es der größten Glocke aus dem Jahr 1673: Sie wurde während des Krieges eingeschmolzen und zu Waffen verarbeitet. 1959 kam Ersatz. Auch die mittelgroße Glocke musste während des Krieges abgegeben werden, die Zarpener erhielten sie aber nach Kriegsende zurück.
Die Sanierungsarbeiten am Kirchturm müssen wegen der Restauration der Glocke nicht unterbrochen werden. Jörg Hauke: "Wir lassen ein Loch im Dach, durch das die Glocke wieder hineingehoben werden kann."
(jd)