Meine Firma: Mit Sportmode wurde Golfino Marktführer in Westeuropa. Jetzt steht der Sprung nach Asien und Amerika an

Glinde. Sie sind Marktführer im Bereich Golfmode in Europa, haben eigene Geschäfte in Städten wie Paris, Kitzbühel und München. Das Glinder Familienunternehmen Golfino, das 1986 von Bernd und Christel Kirsten gegründet wurde, ist für seine Golfmode inzwischen in ganz Westeuropa bekannt - und will noch höher hinaus.

"Man muss immer investieren, Stillstand ist der Tod", sagt Bernd Kirsten. Er ist sich sicher: "Wir haben noch mehr Potenzial." Deshalb möchte er auch auf den größten asiatischen Märkten und in Amerika Fuß fassen. Die Marktführerschaft seines Unternehmens in Westeuropa soll gefestigt und ausgebaut werden.

"Wir haben eine einzigartige Mischung aus Mode und Funktion"

Christel Kirsten ist studierte Modedesignerin. Als ihr Mann 1986 seine Doktorarbeit im Bereich Volkswirtschaftslehre beendet, beschließen die Beiden, ein Bekleidungsunternehmen für Freizeitmode zu gründen. "Bernhard Langer hatte gerade das Golf-Masters gewonnen", erinnert sich Bernd Kirsten, "das hat einen großen Golfboom ausgelöst." Anfangs produzierte das Ehepaar aber nicht nur Golfmode. "Unser Markenzeichen waren damals große Motive und Stickereien. Diese Moderichtung haben wir groß gemacht. Da waren wir besser als andere", sagt der 51-Jährige.

1990 ziehen Bernd und Christel Kirsten mit ihrem Unternehmen ins Gewerbegebiet Reinbek/Glinde. "Wir mussten uns damals entscheiden, ob wir Unternehmen Nummer 23 im Freizeitbereich werden oder in den Nischenmarkt Golf gehen und Marktführer in Deutschland werden wollten", sagt Bernd Kirsten. Das Ehepaar entscheidet sich für letzteres. Knapp sechs Jahre später haben sie ihr Ziel erreicht.

Bei Golfino wird alles selbst gemacht: die Entwicklung, die Produktion, der Vertrieb und auch der Verkauf. "Seit 2000 werden fast nur noch technische Materialien eingesetzt", sagt der Reinbeker. Reine Baumwolle gebe es so gut wie gar nicht mehr. Kirsten: "Wir haben eine einzigartige Mischung aus Mode und Funktion. Das zeichnet uns aus." So gibt es bei Golfino beispielsweise Hosen, an denen das Regenwasser abperlt, oder Polohemden mit Sonnenschutzfaktor 50.

Eine, die fast alle Meilensteine von Golfino miterlebt hat, ist Bärbel Tiemann. Seit 1989 arbeitet die heute 58-Jährige in der Buchhaltung des Unternehmens. "Es macht immer noch Spaß", so die Glinderin. Sich selbst sieht Tiemann als Verbindungsglied zwischen allen Abteilungen. "Ich stehe für jeden Rede und Antwort und gucke, ob alles richtig gemacht wurde." Mit ihren Kollegen unternimmt sie auch gerne mal etwas in der Freizeit. "Dann gehen wir gemeinsam Kaffee trinken oder zu einer Tupper-Party."

Sechs junge Leute bildet Golfino momentan aus. Darunter ist Sophie Neumann. Sie lernt seit August vergangenen Jahres Groß- und Außenhandelskauffrau. Für die Ausbildung ist die 20-Jährige von Brandenburg nach Stormarn gezogen. "Es war auf jeden Fall der richtige Schritt und auch die richtige Firma", sagt sie. Während ihrer Ausbildung darf sie jede Abteilung des Unternehmens kennenlernen. Zurzeit ist sie beim Marketing.

Verkaufszahlen der einzelnen Läden werden jede Woche analysiert

Sophie Neumann: "Mir ist sofort positiv aufgefallen, dass sich jeder auch im größten Stress die Zeit nimmt, dem Azubi etwas noch einmal zu erklären." Gut gefällt der jungen Frau auch, dass sie bereits sehr viel allein erledigen dürfe und ihr Verantwortung übertragen werde. Zu ihren Aufgaben gehört das Verfassen von Anschreiben, das Verschicken von Werbematerial und die Adressaufbereitung. Neumann: "Außerdem versuche ich, meinen Kollegen bestmöglich zur Hand zu gehen."

Im Verkaufs-Controlling arbeitet Roland Schülke. "Ich gucke jeden Morgen, was an Umsatz in unsere Kassen gekommen ist", sagt der 42-Jährige. Zudem sei er auch für die Vorbereitung der Wochenreports zuständig. "Sie bilden die Verkaufsentwicklung in den jeweiligen Shops ab", sagt Schülke, der seit November 2005 bei Golfino arbeitet. Vorher war er bei einem größeren Unternehmen. "Da war alles sehr viel schwerfälliger. Bei Golfino gibt es mehr Dynamik und Flexibilität. Hier werden Entscheidungen schneller getroffen."

An seiner Arbeit gefällt ihm, dass sie sehr abwechslungsreich ist und es ständig neue Herausforderungen gibt. Schülke: "Wir müssen immer schnell darauf reagieren können, was draußen in den Shops passiert." Anhand des Zahlenmaterials analysiert er, woran es beispielsweise liegt, wenn der Absatz mal schlecht läuft. "Das kann an der Kollektion liegen, aber auch am Wetter", sagt er. Schwierig sei es, technische Probleme in den Geschäften aus der Ferne zu lösen. Auf die Unterstützung durch seine Kollegen könne er aber immer bauen. Schülke: "Unser Verhältnis ist sehr offen und konstruktiv."