Neuer Haltepunkt wird frühestens im Juni eröffnet. Ahrensburgs Bürgermeister und die “unendliche Geschichte“ einer Dauerbaustelle

Ahrensburg. Auf den ersten Blick sieht die Haltestelle für die Regionalbahn im Ahrensburger Stadtteil Gartenholz aus wie ein ganz normaler Bahnhof, der in Betrieb genommen werden könnte. Es gibt Treppen, Rampen für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen. Es gibt Fahrradständer, Bahnsteige, Unterstände für Bahnreisenden und sogar Fahrkartenautomaten sind mittlerweile montiert. Aber: Die Regionalbahnen der Strecke Hamburg-Lübeck fahren dort weiterhin nur vorbei. Am Geisterbahnhof Gartenholz ist bisher noch kein einziger Pendler ein- oder ausgestiegen. Die Inbetriebnahme wurde vom Eisenbahnbundesamt (EBA) noch immer nicht erteilt.

"Eine Bahnsteigkonstruktion entsprach nicht der genehmigten Variante"

Bürgermeister Michael Sarach strebt die bereits zwei Mal verschobene Eröffnung jetzt für Juni an. Juni 2010. Ob das gelingen wird, ist nach Angabe des EBA-Pressesprechers Ralph Fischer "völlig offen." Bei einer Kontrolle durch einen EBA-Mitarbeiter habe dieser erneut Mängel festgestellt. Ralph Fischer spricht dabei von Verfahrensmängeln und von Baumängeln. Er sagt: "Eine Bahnsteigkonstruktion entsprach nicht der genehmigten Variante."

Was sagt die Stadt dazu? Pressesprecherin Birgit Reuter: "Die Stadt hat aufgrund wirtschaftlicher und technischer Erwägungen die Bahnsteigkonstruktion geändert und in den Änderungen zur Plangenehmigung attestieren lassen." Bahnsprecher Andreas Sahlmann sagt: "Es kommen Sonderbauteile zum Einsatz. Hierfür bemühen sich die Beteiligten um die entsprechenden Genehmigungen." Beim Bau wurden aber auch die Gleishöhen und die elektrische Oberleitung verändert. Fischer: "Wir haben noch keine Informationen, ob und wie Veränderungen durch die Arbeiten in der Toleranz liegen."

Beim EBA in Köln laufen alle Fäden zusammen. Jede Freigabe, Zulassung und Abnahme muss an die Kölner Behörde gemeldet werden. Erst, wenn alles ordnungsgemäß ist, gibt das Bundesamt grünes Licht. Einen Etappenerfolg gibt es dennoch zu vermelden. Für den Fahrkartenautomaten wurde nun eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Eigentlich, so sieht es eine EU-Verordnung vor, hätte ein behindertengerechter Automat, der auch von sehbehinderten Menschen bedient werden kann, installiert werden sollen. Doch solche Automaten gibt es nach Angaben der Bahn gar nicht. Deshalb, so das Bundesamt, sehe man von der Forderung nach einem behindertengerechten Automaten ab. Nun wurde also ein gewöhnlicher Automat aufgestellt. Die Stadt hatte die Bauregie 2009 von der Bahn übernommen, weil diese mit anderen Arbeiten ausgelastet war. Bürgermeister Michael Sarach sagt: "Es gab keine Alternativen für die Stadt. Hätte Ahrensburg den Bau nicht übernommen, wäre es eine unendliche Geschichte geworden."

Der Hintergrund dafür war die notwendige kurzzeitige Sperrung der viel befahrenen Bahnstrecke zwischen Hamburg und Lübeck während der Arbeiten am Bahnsteig und der Brücke. Diese Sperrzeiten hatten einen Vorlauf von zwei Jahren.

Michael Sarach weiter: "Nun müssen wir die Freigabe des Bahnhofes schnell auf den Weg bringen. Zurück zu blicken bringt nichts. Die Bewohner und die Betriebe im Gewerbegebiet warten auf den Bahnhof." Doch der EBA-Pressesprecher mahnt: "Die Unterlagen sind immer noch unvollständig und damit nicht prüffähig."