Umgestaltung der Glinder Stadtmitte ist abgeschlossen. Das Ergebnis gefällt vielen, aber nicht allen

Glinde. Schön sei er, meinen viele Glinder. Aber ob das Geld gut angelegt ist für den am Mittwoch offiziell eröffneten Glinder Marktplatz, darüber gehen die Meinungen der Bürger noch auseinander. 2,7 Millionen Euro sollte der Umbau der 8500 Quadratmeter großen Fläche insgesamt kosten. "Es wird wohl etwas günstiger", meint Bürgermeister Rainhard Zug. Er hat den Platz am Mittwochabend eingeweiht. Etwa 500 Glinder kamen zum anschließenden Fest mit Musik und feierten bis in die Nacht. Die Gewerbevereinigung Glinde hatte es organisiert.

Die Regionalausgabe Stormarn des Hamburger Abendblattes hat sich schon am Morgen auf dem Wochenmarkt umgehört.

Rundum zufrieden mit dem neuen Glinder Ortsmittelpunkt ist Nadine Michael. "Die ganze Aufmachung ist sehr schön, auch die Passage ist gut gestaltet", sagte die 30-Jährige, die seit ihrer Geburt im benachbarten Neuschönningstedt lebt. "Es ist schön geworden, aber es hat nicht nötig getan.", meint dagegen die Glinder Rentnerin Christa Hoffmann. Und steht mit dieser Meinung nicht alleine da.

Die neu gepflanzten Bäume gefallen vielen Besuchern gut.

"Die neuen Platten finde ich unnötig", sagt auch die Glinderin Johanna Cohrs. Die 32-Jährige ist mit Sohn Severin, 3, und Baby Emilia zum Marktplatz gekommen. Sie findet den Platz zu groß und - wenn kein Wochenmarkt ist - auch zu ungemütlich. Schön sei aber, dass Bäume gepflanzt worden sind.

Die vielen Bäume und die großen Bänke gefallen auch Kerstin Hassler aus Barsbüttel, Hausfrau und Mutter zweier Kindern, gut. "Aber es gibt zu wenige Parkplätze", meint sie.

Händler freuen sich über bessere Stromversorgung

Der Markt sei großzügiger aufgebaut, und die Gänge seien breiter, sagen Birgit Quasnitza aus Oststeinbek und ihre Freundin Martina Felix aus Glinde. Schön sei auch, dass die Elektrokabel für die Marktstände nicht mehr kreuz und quer durch die Gänge liefen. "Die Anschlüsse für die Marktstände sind extra neu verlegt worden", beobachtet Martina Felix.

Auch Stephan Olhaver, an dessen Obststand sich die Freundinnen getroffen haben, ist von dem neuen Marktplatz begeistert. "Ich finde es klasse. Wir stehen fast genau so wie vorher, doch die Stromversorgung ist wesentlich besser geworden", sagte er.

So positiv wie der Obstbauer denken die meisten Marktbeschicker. Ihr Sprecher, der Fischhändler Holger Haecks, sagt: "Das ist der schönste Marktplatz in Schleswig-Holstein. Die Kunden müssen sich nur noch etwas daran gewöhnen." Die zehn Monate lange Bauphase sei zwar schmerzhaft fürs Geschäft gewesen, doch im Nachhinein habe es sich gelohnt. Auch mit der angekündigten, leichten Gebührenerhöhung für die Marktbeschicker könne er leben.

Obst- und Gemüsehändler Jürgen Borowski verkauft seit 26 Jahren auf dem Glinder Wochenmarkt. Er beurteilt die neue Pflasterung als "wesentlich freundlicher" als den tristen alten Belag. Mit der neuen Aufteilung gebe es auch Platz für weitere Marktstände. Und vielleicht ziehe der attraktivere Marktplatz auch neue Ladenmieter an, hofft er.

Das sah die Glinderin Monika Marggraf anders. "Dieser Platz wird Glinde auch nicht beleben." Die 62-Jährige wohnt seit 40 Jahren in der Stadt und ärgert sich darüber, dass es keine neuen Fenster für die Schule gebe, weil das ganze Geld für den Marktplatz ausgegeben worden sei. "Der ist genauso grau wie vorher", sagt auch ihre Bekannte Heike Dietrich aus Willinghusen. Glinde sei nicht mehr attraktiv, seit das Kaufhaus Reinhold & Pabst geschlossen habe. "Jetzt macht Schuh Bohm zu und wenn das Mühlencenter aufmacht, ist auch Edeka hier weg", befürchtet sie.

Bürgermeister prognostiziert Belebung der Innenstadt

Bürgermeister Rainhard Zug ist sich dagegen sicher, dass von dem neuen Ortsmittelpunkt eine positive Signalwirkung für Investoren ausgehen wird. Er sagt: "Veränderung bewirkt Veränderung." Der neue Marktplatz sei ein Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Städten. Natürlich sei es frustrierend, dass ein alteingesessenes Schuhgeschäft gerade dann schließt, wenn der Umbau fertig sei. Er sei aber zuversichtlich, dass die Leerstände schnell gefüllt werden. Für die abwandernden Geschäfte am Marktplatz gebe es schon diverse Interessenten, das habe der Eigentümer, die Sparkasse Holstein, signalisiert. Für die Belebung der Innenstadt will Zug jetzt gemeinsam mit Hans-Peter Busch vom Stadtmarketing Glinde und Manfred Garlof, von der Gewerbevereinigung, sorgen.