Treffpunkt Stormarn: Beim Bingo-Abend in Oststeinbek zählen Zahlen und der Spaß am Zusammensein

Oststeinbek. Die Kugel rollt. Und rollt. Und rollt. Alle Augen sind auf das ratternde Plastikrad gerichtet - bis die Kugel sich aus der Menge kleiner Plastikbälle löst und ihr Gesicht zeigt: "78", verkündet Moderator Jakob Rohde. Alle Köpfe senken sich, um die Zahl auf den weißen oder orangefarbenen Spielscheinen zu suchen. Unter den rund 60 Besuchern des Bingo-Abends im Kratzmannschen Hof herrscht noch erwartungsvolle Stille.

Zehn Zahlen später wird es unruhig im Saal. Einige Spieler tuscheln mit ihren Nachbarn. Fragende Blicke wandern zu den Mitspielern am Nebentisch und auf die Spielscheine eine Reihe weiter vorn. Wie war das noch gleich mit den Regeln? "Die erste Bingo-Reihe muss waagerecht sein", erklärt der Moderator und fügt hinzu: "Waagerrecht, das ist diese Richtung." Sein Finger wandert über die oberste Reihe auf einem Spielschein. Vor ihm sitzen erfahrene Bingo-Damen neben Gelegenheitsspielern und absoluten Neulingen. Sie sind mit ihren Nachbarn, Freunden, Sportkollegen oder Eltern mitgekommen und immer wieder klingen erfreute Begrüßungsrufe quer über die Tische.

An den Tischen treffen sich Freunde, Nachbarn und Kollegen

"Man kennt sich hier", sagt Wiebke Bökeler, die in der hinteren Reihe vier Spielscheine vor sich aufgereiht hat. "So ist doch die Gewinnchance größer", meint die 56-Jährige, die zum ersten Mal Bingo spielt. Sie ist mit ihren Kindern und Freunden aus dem Kegelverein in den Kratzmannschen Hof gekommen. "Wir sind zwar ein Verein, aber zum Kegeln gehen wir eigentlich gar nicht mehr. Es ist toll, dass wir hier jetzt wieder zusammenkommen." Von vorn erklingt die Moderatorenstimme. Wiebke Bökeler prüft ihre Spielscheine, macht ein Kreuz. Sie stutzt kurz und ruft dann etwas zögernd: "Bingo". Der erste Gewinn des Abends, die Mitspieler applaudieren. Die Oststeinbekerin bekommt einen bunt geschmückten Gratis-Cocktail überreicht. Wenig später hat ihr Sohn ebenfalls Glück. Arne Bökeler gewinnt mit drei komplett weggestrichenen Zahlenreihen einen der Hauptpreise: einen großen Schinken. "Das macht richtig Spaß", sagt der 27-Jährige, der auch viele Bekannte aus dem Ort entdeckt hat. "Wir haben schon auf dem Weg Freunde getroffen."

"Wir haben noch nie Bingo gespielt, aber das wird bestimmt lustig"

Auf der anderen Seite des Ganges sitzt Dirk Gruwe. "Meine Frau hat mich dazu gebracht mitzukommen", sagt der 49-Jährige lachend. Den vielen Erklärungen des Moderators kann er nicht immer folgen. Worauf es hier ankommt, hat der Bingo-Neuling trotzdem schnell verstanden. "Wir haben eine Menge Spaß", sagt Dirk Gruwe. Das sehen auch seine Frau Angelica Gruwe und deren Freundin Bärbel Tiedemann so. Aus ihrer Tischreihe klingt immer wieder vergnügtes Kichern.

Vier Runden werden gespielt, in den Pausen werden Getränke geordert und Tipps ausgetauscht. Dazu tritt eine lateinamerikanische Band auf der Bühne auf. "Das sind Freunde von mir", sagt Jakob Rohde, der zum ersten Mal den Bingo-Abend der Oststeinbeker CDU moderiert. Er hofft, dass sich alle Gäste gut amüsieren. Auch ein paar Spieler konnte er für den Abend gewinnen, darunter Stefan Knaack, den er vom gemeinsamen Golfen kennt.

"Wir haben noch nie Bingo gespielt", sagt Stefan Knaack, der mit seiner Familie gekommen ist. "Das wird aber bestimmt lustig. Ich habe auch schon viele bekannte Gesichter gesehen", sagt seine Frau Kirstin Jankowiak. Ihre Söhne sind die jüngsten Besucher an diesem Abend. "Es wäre schön, wenn hier noch mehr jüngere Leute wären, aber es ist trotzdem witzig", sagt der zwölfjährige Nico. Neben ihm ruft Finn plötzlich laut "Ja!" Der Neunjährige hat die gerade verkündete Zahl 33 auf seinem Zettel gefunden. Sein Bruder feuert ihn an: "Kreuz an, kreuz an!"

Vor der Bühne erläutert Jakob Rohde erneut die Regeln. 60 Augenpaare ruhen auf ihm, Brillen werden zurecht gerückt, Köpfe nicken langsam in aufgestützten Händen. "Waagerecht. Zwei Reihen. Auf einem Spielschein." Nico beobachtet die gestenreichen Erklärungsversuche vom Rand aus. Er hüpft aufgeregt auf und ab. "Schade dass ich keine Kamera dabei habe."

Trotz der Verständnisprobleme geben die Oststeinbeker Bingo-Spieler nicht so schnell auf. In jeder Pause bildet sich eine lange Schlange an dem Tisch, an dem Birgit Gotthard neue Spielscheine für 2,50 Euro verkauft. Einmal im Bingo-Fieber, wollen die Spieler gar nicht wieder aufhören, wünschen eine Zusatzrunde. Danach ist aber Schluss. Es bleibt die Hoffnung bei den neuen und alten Bingofans, dass die Kugeln bald wieder rollen werden.