Lukas Kilian aus Glinde ist einer der jüngsten CDU-Ortsvorsitzenden in Deutschland.

Glinde. Lukas Kilian ist ein ganz besonderer CDU-Vorsitzender. Während die anderen Ortsverbände in Stormarn fast durchweg von gestandenen Frauen und Männern jenseits der 50 geführt werden, blickt der Chef in Glinde auf gerade mal 23 Geburtstage zurück. "Mir war von Anfang an klar, dass das schwierig werden kann", sagt er. Bisher funktioniere es aber ganz gut. Zumal der Nachwuchsmann immer um Hilfe bitten kann: "Manche Abläufe habe ich noch nicht so drauf, da schauen mir die Älteren schon mal über die Schulter oder greifen mir unter die Arme."

Es ist ein sonniger Tag am Glinder Mühlenteich, Kilian muss die Augen zusammenkneifen. Dadurch sieht er sehr konzentriert aus. Er hat anstrengende Wochen hinter sich: "Ich saß an meiner Baccalaureus-Arbeit", sagt er. An der Universität Hamburg studiert er im fünften Semester Jura. Baccalaureus, das ist eine Art Zwischenprüfung. Freizeit hat er sonst nicht viel. Als Ortsvorsitzender und Mitglied im Kreistag ist er nach der Uni oft noch bis in die späten Abendstunden bei Sitzungen. "Manchmal beneide ich meine Freunde um ihre Freizeit", sagt Lukas Kilian. Seine Freunde sind ihm wichtig. "Einmalig" seien sie, weil sie so viel Verständnis hätten, wenn er mal wieder nicht kann, wenn sie etwas unternehmen. Weil er "CDU-Kram" zu erledigen hat. Weil er zum Kreisverbandsausschuss muss, während seine Freunde zum Grillen gehen. "Aber heute Abend fällt eine Sitzung aus, da kann ich mit meinen Kumpels Fußball spielen gehen, da freue ich mich total drauf", sagt Lukas Kilian.

Modisch gekleidet ist er, trägt eine braune Lederjacke. Liest aktuelle Bestseller, im Moment "Der Koch" von Martin Suter. "Suter ist ein Guter", sagt er. Und doch gibt es etwas, was ihn unterscheidet von vielen anderen Menschen seines Alters: Er engagiert sich politisch. "Ich wollte nicht immer nur nörgeln, ich wollte was anpacken." Nachdem er sich die Programme der Parteien angesehen hatte, war klar: "Ich gehe in die CDU." Gerade an der Uni sehe er sich oft Vorurteilen ausgesetzt: "Links ist ja in Mode." Manche Leute hätten gar "Berührungsängste".

Er erinnert sich noch an seinen Einzug in den Kreistag 2008. "Meine größte Sorge war, dass ich als jugendliche Modeerscheinung gelte", sagt er. Ein Satz von Konrad Adenauer kommt ihm in den Sinn: Machen Sie sich erst mal unbeliebt, dann werden Sie auch ernst genommen." Das sieht Lukas Kilian zwar nicht so. "Aber zumindest sollte man sich nicht verbiegen lassen, wenn man ernst genommen werden will." Er sagt das sehr bestimmt. "Man muss zuhören können. Es bringt nichts, auf die Pauke zu hauen."

Auch auf seinem politischen Weg möchte Lukas Kilian sich selbst treu bleiben. "Es ist abgedroschen, wenn junge Politiker sagen, dass sie in fünf Jahren im Landtag sitzen wollen, in zehn im Bundestag und in 15 Jahren ein Ministeramt anstreben. Wer so einen Plan hat, muss sich irgendwann verbiegen, das möchte ich nicht." Er müsse nicht immer einer Meinung mit seiner Partei sein. "Ich weigere mich, ein strammer Parteisoldat zu werden." Es gebe Ideen bei politischen Gegnern, die ihm gut gefallen: "Die Piratenpartei hat viele gute Ideen für das Internet, wo meine eigene Partei einfach zu viel verschlafen hat. Da waren bei uns schon abstruse Dinge dabei." Langfristig hätten die "Piraten" aber keinen Erfolg: "Die lösen sich schnell auf, die decken zu wenig Themen ab."

Für den 23-Jährigen ist es wichtig, auch andere Menschen für Politik zu begeistern. "Wenn die Politiker darüber debattieren, ob wir in Afghanistan im Krieg sind oder nicht, dann führt das nur zu Politikverdrossenheit", sagt er, "das kann einfach nicht sein." Er hat Freunde, die ihm erzählt haben, was sie als Soldaten am Hindukusch erlebten. "Das sind Dinge, die möchte ich niemals selbst erfahren müssen. Trotzdem finde ich es wichtig, dass wir dort Präsenz zeigen. Wer den Einsatz der Bundeswehr kritisiert, sollte sich hinterfragen, ob er weiß, was Freiheit und Sicherheit bedeuten", sagt Lukas Kilian. Auf Begriffen möchte er nicht rumhacken. "In Afghanistan wird ein Krieg geführt." Klare Worte. Das hört sich gar nicht an wie eine jugendliche Modeerscheinung.