Ich war im Verkehrsamt, es ging um eine unkomplizierte Adressänderung. Jeder Besucher musste eine Nummer ziehen.

Nur mein Anliegen war nummernfrei. Ich freute mich und ging schnurstracks in ein Büro, in dem ein Mitarbeiter offenbar nur darauf wartete, Adressen zu ändern. Ich trug mein Anliegen vor, er tippte etwas in seinen Computer. Und nichts passierte. Er starrte stumm auf den Schirm, ich starrte stumm auf ihn. Dann überkam ihn offenbar ein Geistesblitz. Er griff zum Telefon: "Formular XY funktioniert nicht, kommste mal?"

Ich lächelte freundlich, doch selbst das entlockte ihm kein Wort in meine Richtung. Der zur Hilfe Gerufene kam, tippte und ging wieder. Wortlos. Die Zeit nutzte sein Kollege, um das Honigglas aus seinem offenen Aktenschrank hinter dem Drucker zu verstecken. Ich tat so, als hätte ich nichts gesehen. Ich wollte ja noch meine Adresse geändert haben.

Der zweite Versuch war schon fast geglückt, als plötzlich die Tür aufging. Mein Gegenüber sprang auf, rief erschrocken "besetzt" und drückte einen roten Knopf an seinem Schreibtisch. "Hatte ich ganz vergessen", murmelte er. Offenbar passiert es nicht oft, dass zwei Menschen zugleich eine Adresse ändern wollen. Ich wurde dann mit den Worten verabschiedet: "Wennse am Automaten mehr als 11,20 Euro bezahlen müssen, kommense noch mal rein." Blick zurück auf den Bildschirm. Aha, es gibt also einen Automaten. Auch wissenswert: Ich muss für diese Dienstleistung 11,20 Euro bezahlen. Immerhin hat sich der wortkarge Mitarbeiter viel Zeit genommen.