Ahrensburg. Schätzungsweise eine Million Deutsche leiden an einer bipolaren Störung. Wie sich das auch als manisch-depressiv bekannte Krankheitsbild auf den Alltag auswirkt, zeigt die Eheleute Schmöger-Stiftung bei einem kostenlosen Film- und Diskussionsabend über seelische Gesundheit in Ahrensburg. Am Mittwoch, 24. Mai, wird im Peter-Rantzau-Haus (Manfred-Samusch-Straße 9) um 19 Uhr zunächst der Film „Bipolar hautnah“ von Andrea Rothenburg gezeigt. Im Anschluss diskutiert die Regisseurin unter Leitung der früheren Ahrensburger Bürgermeisterin Ursula Pepper mit Gästen über die Dokumentation.
In dem Film, der im Februar dieses Jahres in Berlin Premiere hatte, beschreiben drei von einer bipolaren Störung Betroffene, wie sie ihre Krankheit erfahren und mit ihr leben. Die Juristin Jutta Berger, der Musiker und TikToker Erik Formosa und der Künstler Andreas Schmidt erzählen von ihren „Ups and Downs“. Dazu berichten Tochter und Ehemann sowie Lebenspartner aus der Sicht der Angehörigen, welchen Einfluss die Krankheit jeweils auf die Familien hat.
Regisseurin diskutiert über Film „Bipolar hautnah“ in Ahrensburg
Die Regisseurin und Produzentin Andrea Rothenburg wurde 1973 als Tochter eines Psychiaters und einer Krankenschwester in Berlin geboren. Sie produziert Dokumentationen zum Themenbereich „Psychische Gesundheit/Psychische Erkrankung“ mit dem Ziel, Vorurteile abzubauen und für mehr Verständnis zu sorgen. Unter anderem sind bisher „Neben der Spur – von der Depression aus der Bahn geworfen“ und Endlich trocken – Wege aus der Sucht“ erschienen.
Die bipolare Störung hat eine hohe genetische Komponente, so Prof. Andreas Reif, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Frankfurt/Main. „Die Krankheit bleibt oft lange Zeit unentdeckt, da die Betroffenen lange Phasen haben, in denen es ihnen gut geht und sie ein ganz normales Leben führen“, sagt der Arzt. Erst in den akuten Phasen der Depression und noch eher der Manie werde sie bemerkt.
In der manischen Phase haben die Betroffenen viel Antrieb und Energie
„In der Depression ziehen die Menschen sich eher zurück, während sie in der manischen Phase viel Antrieb und Energie haben, umtriebig sind, wenig schlafen und manchmal komische Dinge tun“, sagt Reif. Die Krankheit sei gut medikamentös und psychotherapeutisch behandelbar, wenn die Patientinnen und Patienten kooperierten. Das sei nicht immer ganz einfach, weil sich die Manie gut anfühlen und der Verzicht auf dieses Hochgefühl durchaus schwierig sein kann.
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„Für die Angehörigen ist die bipolare Störung eine hohe Belastung, weil sie mit beiden Polen der Krankheit konfrontiert sind und sich dazu verhalten müssen“, sagt Andreas Reif. Der Mediziner engagiert sich auch in der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen (DGBS), die den Film in Auftrag gegeben hat. Reif hat mehr als 500 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht.
Besucher können Fragen stellen und von Erfahrungen erzählen
Nach der Filmvorführung können die Besucher auch Fragen an die Regisseurin stellen oder über eigene Erfahrungen diskutieren. Die Eheleute Schmöger-Stiftung aus Norderstedt ist unter dem Dach der Bürger-Stiftung Stormarn tätig. Ihr Zweck ist es, depressiv erkrankten Menschen und Angehörigen zu helfen, über die Krankheit aufzuklären und zur Entstigmatisierung beizutragen
„Bipolar hautnah“ Film und Diskussionsabend mit der Regisseurin Andrea Rothenburg Mi 24.5., 19.00, Peter-Rantzau-Haus Ahrensburg, Manfred-Samusch-Straße 9, Eintritt frei
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