Neubau

Das ist der Plan für Ahrensburgs 105-Millionen-Euro-Schule

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Harald Klix
Der sanierungsbedürftige Altbau des Schulzentrums Am Heimgarten in Ahrensburg. Aufgrund der vorhandenen Raumnot sind daneben bereits Container für zwei Klassenräume aufgestellt. 

Der sanierungsbedürftige Altbau des Schulzentrums Am Heimgarten in Ahrensburg. Aufgrund der vorhandenen Raumnot sind daneben bereits Container für zwei Klassenräume aufgestellt. 

Foto: Christian Thiesen

Eric-Kandel-Gymnasium und Gemeinschaftsschule Am Heimgarten sollen 2028 in Neubau umziehen. Die Details.

Ahrensburg.  Die größte Investition in der Ahrensburger Stadtgeschichte kann in die nächste Phase gehen. Die Kommunalpolitiker im Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss haben den Vorentwurf für den schätzungsweise rund 105 Millionen Euro teuren Neubau des Schulzentrums Am Heimgarten einstimmig abgesegnet. Auf dieser Basis wird der detaillierte Plan erstellt. „Danach können wir auch Genaueres zu Kosten und Zeitrahmen sagen“, so Klaus-H. Petersen, Geschäftsführer des Lübecker Architekturbüros PPP, bei der Präsentation des aktuellen Stands.

Von 2015 bis heute ist der Baupreisindex um gut 50 Prozent gestiegen – zunächst leicht und kontinuierlich, dann mit der Corona-Krise exponentiell. „Seit 2020 fangen wir an zu schwimmen“, sagte Petersen, der in seiner 35-jährigen Laufbahn bereits 92 Schulbauten betreut hat. Energiekosten, Rohstoffmärkte und Lieferketten machten einen Strich durch alle zuvor relativ sicheren Rechnungen. Auch wenn die Kurve nicht weiter so steil steige, steht für Petersen fest: „Je später man baut, desto unsicherer wird das Ganze. Insofern lohnt sich das Warten nicht.“

Detaillierter Entwurf für neue Schule soll Anfang 2024 vorliegen

Vor einem Jahr, als die Stadtverordneten den Grundsatzbeschluss für einen Neubau und gegen die Sanierung fassten, lag die grobe Kalkulation noch bei 80 Millionen Euro. „Aktuell wurden die Kosten über die Quadratmeterzahl gerechnet, als Nächstes werden alle Bauteile, Oberflächen und sogar Farben bewertet“, sagte Petersen. Anfang 2024 soll der fertige Entwurf vorliegen. Bei optimalem Verlauf könnte von 2025 bis 2028 gebaut werden.

Verwaltung und externe Planer betonten, dass wie bisher auf Einsparpotenziale geachtet werde. „So erlaubt das Stahlbeton-Skelettsystem viel Vorfertigung“, sagte Klaus-H. Petersen, „und die kompakten Gebäudehüllen sorgen für günstige Betriebskosten.“ Zudem ermögliche die Bauweise eine hohe Flexibilität, da Wände für mögliche Umbauten in der Zukunft herausgenommen und verschoben werden können.

Diese Gebäude sind auf dem Grundstück geplant

Der Vorentwurf im Einzelnen:

Gebäude A: Das Zentrum der künftigen Campusschule beherbergt auf zwei Geschossen die Verwaltung, den Lehrerbereich, Musik- und Theaterräume, Pausenhalle und Aula. Brücken führen zu den anderen Häusern.

Gebäude B und D: Die beiden etwa 50 Meter langen und 29 Meter breiten Klassenhäuser haben drei Geschosse. Sie stehen so, dass es keine Sonneneinstrahlung von Süden gibt. Um möglichst wenig sogenannte Verkehrsflächen zu haben, sind die verglasten Treppenhäuser außen an den Stirnseiten vorgesehen. „Die ehemaligen Flurzonen werden zu freien Lernorten, das wird das Salz in der Suppe“, sagte Architekt Petersen. Für jüngere Kinder könnten Geräte für körperliche Aktivitäten aufgestellt werden, ältere hätten Platz für Referate oder Lernateliers.

Gebäude C: Zwei Geschosse soll der etwa 54 mal 36 Meter große Trakt mit Fachräumen für Naturwissenschaften, Werken, Kunst und Informatik haben. „In der Mitte ist Platz für eine gemeinsame Sammlung oder den Aufbau von Versuchen“, so Petersen.

Gebäude E: Der 700er-Trakt mit den seinerzeit ersten Lernateliers in Deutschland und der Mensa wurde 2004 eröffnet. Dort sollen künftig die Oberstufenschüler der Jahrgänge elf bis 13 unterrichtet werden.

Gebäude F: Die neue Einfeldturnhalle hat im Vergleich zum Vorentwurf einen andere Platz am oberen Rand des Areals bekommen. Die Kosten von gut drei Millionen Euro sind nicht in der Gesamtsumme enthalten. Dasselbe gilt für eine Photovoltaikanlage auf den Schuldächern.

Bewegter Schulhof und Sportflächen: Mehrere Kleinspielfelder ersetzen den jetzigen Sportplatz. Vorgesehen sind unter anderem eine 300-Meter- und eine 150-Meter-Rundlaufbahn, eine 100-Meter-Sprintstrecke und eine Weitsprunggrube.

Gebäude S und K: Die Sporthalle wird modernisiert und bleibt ebenso stehen wie der Kindergarten.

Schenefeld hat Schulsanierung aus Kostengründen gestoppt

Von den Kommunalpolitikern gab’s viel Zustimmung. „Der Neubau ist die beste und sicherste Lösung“, sagte der Ausschussvorsitzende Christian Schubbert (Grüne). Bürgermeister Eckart Boege betonte, dass „immer sehr genau auf Einsparpotenziale“ geachtet werde. Er verwies auf ein ähnliches Projekt in Schenefeld (Kreis Pinneberg): Dort hat die Stadt die ab kommendem Sommer geplante Sanierung ihres Schulzentrums verschoben, weil die Kosten von zunächst veranschlagten 45 Millionen auf jetzt 100 Millionen Euro gestiegen sind.

Bela Randschau (SPD) erinnerte daran, dass man schon seit mehr als zehn Jahren wisse, dass das 1973 eröffnete Schulzentrum marode und zu klein sei. Aktuell besuchen rund 1300 Kinder und Jugendliche das Eric-Kandel-Gymnasium und die Gemeinschaftsschule Am Heimgarten. Der Neubau ist für 1400 Schüler ausgelegt. „Es wurde schon auf die Kostenbremse getreten“, sagte Randschau, „und wir dürfen auch nicht umfallen, wenn das Projekt noch teurer wird.“ Man habe ohnehin keine Wahl.

Schüler dürfen bei der Planung jetzt auch mitreden

„Auch als Finanzpolitiker“ blickte Wolfgang Schäfer (FDP) auf die Investition. „Wir haben noch weitere große Vorhaben, deshalb müssen wir zusehen, dass wir die Kosten zementieren“, sagte er. Grundsätzlich überzeuge die schnelle Bauweise auch ihn.

Bei Ahrensburgs „Schule der Zukunft“ können jetzt auch diejenigen mitreden, die im Mittelpunkt stehen: die Schüler. Je konkreter die Planung wird, desto mehr Gruppen will das Rathaus einbinden. Das sei einerseits gut, andererseits aber „zu spät“, meinte Jule Niehus, Vorsitzende des Kinder- und Jugendbeirats.

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