Insolvenzverfahren

Behrens bittet Gläubiger zur Versammlung nach Ahrensburg

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Harald Klix
Das operative Geschäft läuft weiter: der Hauptsitz der Behrens-Gruppe an der Bogenstraße in Ahrensburg.

Das operative Geschäft läuft weiter: der Hauptsitz der Behrens-Gruppe an der Bogenstraße in Ahrensburg.

Foto: Harald Klix

Traditionsunternehmen kann Anleihe nicht zurückzahlen. Geschäft läuft weiter. Vorstand arbeitet am Sanierungskonzept.

Ahrensburg. Die zahlungsunfähige Ahrensburger Behrens AG hat für Donnerstag, 28. Januar, eine Anleihegläubigerversammlung in der Stadt anberaumt. Der europaweit führende Hersteller von Befestigungstechnik schlägt vor, die One Square Advisory Services zum gemeinsamen Vertreter der Gläubiger zu bestimmen.

Das 1910 gegründete Unternehmen hatte am 11. November beim Amtsgericht Reinbek ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung beantragt. Die Joh. Friedrich Behrens AG konnte die fällige Anleihe 2015/2020 (16 Millionen Euro Emissionsvolumen, 7,75 Prozent Zinsen) nicht zurückzahlen. Verhandlungen über eine Refinanzierung mit dem Debt-Fonds Patrimonium waren kurz vor dem Abschluss gescheitert.

175 Beschäftigte arbeiten am Hauptsitz in Ahrensburg

Eine erste, virtuelle Abstimmung ohne Versammlung, die auch die Anleihe 2019/2024 (23 Millionen Euro Emissionsvolumen, 6,25 Prozent Zinsen) betraf, war nicht beschlussfähig. Im Zeitraum vom 5. bis 7. Januar wurde das erforderliche Quorum von mindestens der Hälfte der ausstehenden Schuldverschreibungen nicht erreicht. Bei der zweiten Versammlung mit Präsenz vor Ort ist kein Quorum mehr nötig.

Der Vorstandsvorsitzende Tobias Fischer-Zernin ist optimistisch, die Unternehmensgruppe finanziell sanieren zu können. An der Bogenstraße in Ahrensburg - dort hat der Hersteller von Werkzeugen und Befestigungstechnik seit 1951 seinen Hauptsitz - arbeiten rund 175 von weltweit mehr als 400 Beschäftigten. Der Geschäftsbetrieb läuft regulär weiter. Der Vorstand hat zugesichert, dass die AG auch nach dem Auslaufen des dreimonatigen Insolvenzgeldes von der Arbeitsagentur in der Lage sein werde, die Löhne zu zahlen.

Marken "BeA" und "KMR" werden weltweit verkauft

Die Joh. F. Behrens AG verkauft Werkzeugmaschinen wie Druckluftnagler und Befestigungsmittel (Nägel, Klammern und Schrauben) unter den Marken „BeA“ und „KMR“ in mehr als 40 Ländern. Zu den Kunden gehören unter anderem Unternehmen aus der holzverarbeitenden Industrie, der Verpackungs-, der Bau- und der Automobilindustrie.

Johann Friedrich Behrens gründete seine Im- und Exportfirma, die auch Heftklammern herstellte, 1910 in Hamburg. Nach dem Verkauf an seine Schachfreunde Carl Backhaus und Hans Rodmann bauten diese die Fertigung von Befestigungsmitteln und druckluftbetriebenen Werkzeugen aus.

Aktienkurs ist an der Börse auf 20 Cent abgestürzt

1951 zog die Firma aus Hamburg ins neue Gewerbegebiet West nach Ahrensburg. Im Geschäftsjahr 2019 lag der Umsatz bei 118,8 Millionen Euro. Der Aktienkurs, der Mitte 2017 noch bei fast sieben Euro lag, ist jetzt auf 20 Cent abgestürzt.

Behrens gilt deutschlandweit als Vorreiter der Mitarbeiterbeteiligung, die unter dem Namen Ahrensburger Modell bekannt wurde. Carl Backhaus führte für seine Beschäftigten schon Ende der 1940er-Jahre Mitbestimmung und Gewinnbeteiligung ein. Das Projekt fand 1975 mit der Umwandlung in eine AG sein Ende.

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