Baumpfleger findet in Reinbek zufällig ein Nest mit Eichenprozessionsspinnern. Der Kontakt mit ihnen ist gefährlich. Bei Kontakt mit den Brennhaaren treten Symptome wie Hautausschläge und leichte Schwellungen auf.

Reinbek. Wegen eines Blitzeinschlags war er nach Reinbek gerufen worden, der Baumpfleger Axel Bohlens. Gefunden hatte er nicht nur abgesplitterte Rinde, sondern etwas, das ihn im Schutzanzug wiederkehren ließ: ein Nest mit Larven des Eichenprozessionsspinners.

"Zum Schutz vor den Viechern müssen wir uns gleich zwei Anzüge übereinander anziehen", sagt der 42-Jährige. "Der kontaminierte Anzug muss mit Handschuhen und Atemmaske entfernt werden." Denn die Raupen des Schmetterlings schützen sich mit feinen Brennhaaren. "Die Härchen können abbrechen und durch die Luft an die Haut und auch in die Atemwege gelangen", sagt Axel Bohlens. "Natürlich kann man auch direkt mit den Raupen in Kontakt kommen - so wie wir Baumpfleger, wenn wir bei sonnigem Wetter kurzärmelig in den Bäumen herumklettern."

Bei Kontakt mit den Brennhaaren treten Symptome wie Hautausschläge, leichte Schwellungen, Juckreiz, Brennen und eine Reizung der Atemwege auf. Auch allergische Schocks sind möglich. "Ein bisschen sind die Folgen so, wie wenn man auf eine Feuerqualle tritt," sagt Bohlens. Besonders gefährlich wird es, wenn die Nester vom Baum herunterfallen. "Dann können spielende Kinder damit in Berührung kommen. Oder stellen Sie sich nur einmal vor, Sie fahren mit dem Rasenmäher darüber. Dann werden die ganzen Brennhaare aufgewirbelt."

Thomas Kowol ist Biologe und am Institut für Baumpflege in Hamburg beschäftigt. "Seit fünf Jahren erst haben wir hier in Norddeutschland mit den Raupen zu kämpfen", sagt er. Im wärmeren und trockeneren Süddeutschland sind die Raupen verbreiteter.

"Die Nester sind vor allem an freistehenden, stark besonnten Einzelbäumen in Parks und Gärten zu finden. Das Problem: Gerade dort sonnen sich auch viele Menschen."

Der Nestfund in Reinbek war der erste dieses Jahres im Kreis Stormarn. "Ich halte es aber für gut möglich, dass noch mehr gefunden werden", sagt Thomas Kowol. Weil der Winter in diesem Jahr sehr lang und kalt war, schlüpften die Larven erst später. "Normalerweise treten die ersten Raupen schon im April oder Mai auf. Aber weil wir kaum einen richtigen Frühling hatten, verschiebt sich alles nach hinten."

Auch an der Bahnsenallee in Reinbek sind viele große Grundstücke mit alten Bäumen. "Die Eiche, an der wir das Nest gefunden haben, ist wohl so 90 Jahre alt", sagt Axel Bohlens. Sehr wichtig sei, es nicht selbst mit den Raupen aufnehmen zu wollen. "Unbedingt einen Fachmann anrufen. Privatpersonen haben oft gar nicht das nötige Equipment und wissen nicht, wie sie sich richtig schützen.", sagt er. "Es gibt verschiedene Möglichkeiten, so ein Nest zu entfernen. Im Fall Reinbek haben wir als Erstes mit Haarspray dafür gesorgt, dass die Brennhaare fixiert sind. Dann wird das Nest abgesaugt und verbrannt."

Der Kreis Stormarn muss zwar nicht informiert werden. "Aber ich empfehle in jedem Fall, einen Fund des Eichenprozessionsspinners zu melden", sagt Eduard Balzasch vom Umweltbereich im Reinbeker Rathaus. "Das Amt hilft dem Baumbesitzer und muss alle Bürger warnen können. Zuständig für die fachgerechte Entfernung ist der Besitzer aber selbst. Die Zahlen werden dann an die Naturschutzbehörde weitergeleitet." Viele Fälle gab es in Stormarn bisher aber nicht. "Gott sei Dank", sagt Sabine Dreier vom Amt Trittau. Dort ist noch kein Befall gemeldet worden.

Der Eichenprozessionsspinner wird auch als Schädling bezeichnet. "Wegen der Massenvermehrung fressen die Raupen ganze Bäume kahl", sagt Axel Bohlens. Die Nester befinden sich meist an der Unterseite von breiteren, tragenden Ästen. "Besitzer sollten Ausschau halten. In Reinbek ist uns das Nest ja auch erst aufgefallen, als wir den Baum wegen des Blitzeinschlags genauer untersucht haben."